Wie wird im deutschen Neubau geheizt: fossil oder regenerativ?

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Es gibt frische Zahlen zu den Heizsystemen, die deutsche Bauherren im Jahr 2016 in ihren Neubauten installiert haben. Dem Statistischen Bundessamt zufolge dominieren im Neubau einerseits nach wie vor fossile Heizungen, allen voran der Brennstoff Heizgas. Wärmepumpen belegen im Ranking der installierten Heizsysteme demnach Platz 2. Wird die primäre Heizung mit einer sekundären ergänzt, dienen als Energiequellen Solarthermie und Holz.

Mehr als 60 Prozent der Bauherren hierzulande setzten im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt immer noch auf fossile Energieträger zur Wärmeerzeugung in ihren neu gebauten Häusern. Fast ein Drittel der Neubauten würden demnach mit einer Wärmepumpe heizen.

Insgesamt seien lediglich 40 Prozent der neuen Häuser auf Erneuerbare Energien als primäre Energiequelle ausgelegt, gleichwohl sich die Anforderungen der Energieeinsparverordnung zum 1. Januar 2016 verschärft hatten. Das ließe sich damit erklären, heißt es in einem Pressebericht, dass diese Verschärfungen womöglich  erst in den nachfolgenden Baujahren eine Rolle spielen werden, weil entscheidend ist, wann die Baugenehmigung für den Neubau erteilt wurde. So durften vor dem 1. Januar 2016 zugelassene Bauvorhaben noch nach altem Recht realisiert werden.

Gas ist der (B)Renner

Die meisten Verbraucher, die 2016  neue Häuser gebaut hätten, hätten darin Gasheizungen installiert – insgesamt betreffe dies mehr als die Hälfte aller Neubauten. Das heißt: Mehr als jedes zweite neugebaute Haus sei mit einer Gasheizung bestückt worden. Wärmepumpen kämen den Bundesstatistikern zufolge auf über 30 Prozent. Fernwärme liege bei knapp über 7 Prozent, Holzheizungen hätten einen Anteil von 4,6 Prozent in Häusern, die 2016 fertig gebaut worden seien.

Martin Bentele sagte in seiner Funktion als Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands gegenüber der Presse, dass der Anteil der Holzheizungen damit leider nicht so hoch sei, wie es dem tatsächlichen Potential von Pelletheizungen oder wassergeführten Pelletöfen im Neubau entspräche. Ihm zufolge seien insbesondere wassergeführte Pelletöfen ein Holzheizungstyp,  der noch zu unbekannt sei. Dabei könne so ein Gerät bei niedrigerem Wärmebedarf ein Haus komplett versorgen. Und dazu biete der Holzpelletofen noch die Aussicht auf ein ansprechendes, modernes Flammenspiel im Wohnraum. Außerdem benötige man für die Lagerung des Brennstoffs in Pelletform nur wenig Platz.

Heizöl ist raus, aber Strom gewinnt an Bedeutung

Dass fossiles Heizöl im Neubau keine Rolle mehr spiele, sei als gute Nachricht zu verstehen. Aber: Die Bevorzugung des Brennstoffs  Gas als Energieträger könne sich auf die Verwendung von Strom auswirken, heißt es in dem erwähnten Pressebericht weiter. Schließlich gehe es darum, mit den derzeitigen Neubauten die Klimaziele zu erreichen. Doch wenn heutige Bauherren Großteils Gasheizungen installierten, könnte es künftig nötig werden, diesen Energieträger ökologischer werden zu lassen, zum Beispiel mit Power-to-Gas-Lösungen, wobei einerseits Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien und andererseits Biogas zum Einsatz kommen könnten.

Heizsysteme mit regenerativer Energie eher im Privathaus

Auffallend an der jüngsten Bundesstatistik zu Heizsystemen im deutschen Neubau 2016 sei , dass in neugebauten Ein-und Zweifamilienhäusern deutlich häufiger Anlagen zum Heizen zum Einsatz kämen, die erneuerbare Energie nutzten, als in neugebauten Mehrfamilienhäusern. Wechsle man die Sichtweise, so dass nicht Gebäude, sondern die einzelnen Wohnung mit ihren Heizungssystemen im Fokus stünden, würde sich  das Verhältnis in Richtung fossiler Energieträger verschieben. Mit diesem Fokus würde lediglich ein gutes Drittel aller Wohnungen mit Erneuerbaren Energien erwärmt, knapp zwei Drittel mit Gas. Laut dem erwähnten Pressebericht spiele hier wohl die geringere Akzeptanz von Wärmepumpen eine Rolle.

16,5 Prozent aller Neubauten 2016 mit Solarthermie-Anlage als Zusatzheizung

Bei sekundären Wärmeerzeugern sehe das Ganze demnach doch anders aus, denn darunter verstünde man auch Zusatzheizungen, zum Beispiel Solarthermie-Anlagen zur Warmwassererzeugung im Sommer oder Kaminöfen zur Heizungsunterstützung im Winter. In 16,5 Prozent aller Gebäude käme laut der bundestatistischen Erhebung das Plus an Wärme von  Solarthermie-Kollektoren. Die Zahl der Holzheizungen sei etwas geringer. Aber: Knapp 60 Prozent der Neubauten komme ohne sekundär Heizung eingesetzt.

Regionale Unterschiede: Baden-Württemberger bevorzugen Wärmepumpe vor Gas

Immer noch bestünden große Unterschiede zwischen den Bundesländern. So hätten 47,9 Prozent der baden-württembergischen Bauherren 2016 im Neubau Wärmepumpen installiert. Damit sei das Bundesland im Südwesten der Republik Spitzenreiter in dieser Kategorie der Wärmeerzeuger. In Baden-Württemberg hätten sich offensichtlich sogar mehr Bauherren für Erd- und Luftwärmepumpen entschieden als für Gasheizungen. Seltener käme die Wärmepumpe dagegen im Norden zum Zuge: in den Stadtstaaten und den norddeutschen Flächenländern.

Martin Sabel, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) ist, zeigte gegenüber der Presse wenig Verständnis dafür:  Ihm zufolge werde in Norddeutschland besonders viel Windenergie produziert, die häufig gar nicht genutzt werden könne. Die Bundesregierung drossle deshalb sogar den Ausbau der Windkraft und immer häufiger würden Anlagen abgeregelt. Doch den Großteil des Windstroms produzierten die Windräder während der Heizperiode – also genau dann, wenn die Wärmepumpen ihn nutzen könnten. Damit begründet Sabel seine Forderung, dass gerade die norddeutschen Länder die Wärmepumpen-Nutzung vorantreiben sollten.

Positiv sähe der BWP die 2016 genehmigten Wohngebäude: Dort sei der Wärmepumpen-Anteil auf 37,4 Prozent gestiegen, wobei Gas-Heizungen mit 47 Prozent ihre Spitzenposition bei genehmigten Wohngebäuden verteidigten.

Bei Nichtwohngebäuden sehe es ähnlich aus wie bei Wohngebäuden – mit dem Unterscheid, dass ein Großteil derer ganz ohne Heizungen auskomme: Gut die Hälfte werde nicht beheizt. Ein Drittel nutze fossile Energieträger als Wärmeerzeuger, etwa zehn Prozent erneuerbare Energien als primäre Heizung.

Im Fazit des Presseberichts heißt es dann auch, dass sich der Mix der Heizungssysteme im Gebäudebestand nur extrem langsam verändere. Demnach hätten Wärmepumpen nach aktuellen Angaben der AG Energiebilanzen 2016 1,8 Prozent aller Wohnungen versorgt. Gasheizungen dominiertn mit über 49 Prozent, Öl lag mit 26,3 Prozent dahinter und Fernwärme hätte einen Anteil von 13,7 Prozent inne. Der Anteil Erneuerbarer Energien steige langfristig nicht an. 1996 habe er bei 9,9 Prozent gelegen, zehn Jahre später seien es noch 6,1 Prozent gewesen. Ein Grund wird dafür auch genannt: die extrem niedrigen Ölpreise seit der Jahrtausendwende.