Erdüberlastungstag 2022

Erdüberlastungstag 2022: Seit 5. Mai lebt Deutschland auf Pump

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Vorgestern, am 4. Mai 2022, hatten wir Deutsche unseren Anteil an natürlichen Ressourcen (Biokapazität), den wir für 2022 zur Verfügung haben, aufgebraucht. Der 4. Mai wird in diesem Jahr deshalb auch “deutscher Erdüberlastungstag 2022” genannt. Denn seit gestern, 5. Mai 2022, leben wir Deutsche auf Pump – oder anders ausgedrückt: Wir werden fast drei Viertel des Jahres 2022 auf Kosten der Menschen im globalen Süden leben. Und das ist eine Sache, über die wir sprechen und die wir ändern müssen! 

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Das Umweltbundesamt erklärt das Ganze mit dem Erdüberlastungstag 2022 so: Würden die Ressourcen der Erde zu gleichen Anteilen auf alle Länder entsprechend der Zahl ihrer Einwohner verteilt, hätte Deutschland seinen Anteil im Jahr 2022 bereits vorgestern aufgebraucht. Wir leben demzufolge von Anfang Mai bis Ende  Dezember dieses Jahres auf Kosten anderer Länder und ihrer Menschen beziehungsweise auf Kosten zukünftiger Generationen.

Die Erdüberlastungstage, sowohl den globalen Erdüberlastungstag für die Welt (globaler Earth Overshoot Day) als auch die Erdüberlastungstage für die einzelnen Länder, terminieren alljährlich die Footprint Data Foundation, die York University und das Global Footprint Network.

Auf der Internetseite Overshootday.org findet ihr die Karte oben und darauf Deutschland mit seinem Erdüberlastungstag 2022 in folgender Gesellschaft: Saudi Arabien (27.4.), Israel (4.5.), Frankreich (5.5.), Japan (6.5.) und Portugal (7.5.). Am verschwenderischsten sind in diesem Jahr die Qatari, sie leben bereits seit dem 10. Februar auf Kosten anderer. Am Ende der Liste mit den landesspezifischen Erdüberlastungstagen findet sich übrigens das Land Jamaica (20.12.), dessen Bewohner am sparsamsten mit den natürlichen Ressourcen umgehen.

Und darum geht’s: Wir Deutsche leben unsere Leben so, dass wir mehr an ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen verbrauchen als wir haben: Das Missverhältnis zu Ungunsten der Menschen im globalen Süden ergibt sich aufgrund von Berechnungen zur Biokapazität  der Erde. Mit Biokapazität ist das Vermögen des Planeten gemeint,

  • von uns Menschen verbrauchte Ressourcen zu erneuern
  • und Umwelt- und Klimaschadstoffe, allen voran Treibhausgase, abzubauen.

Die Biokapazität wird dem globalen ökologischen Fußabdruck gegenübergestellt. Mit dem auch globaler CO2-Abdruck genannten Maß misst man den Verbrauch natürlicher Ressourcen von der Menschheit. Es gilt: Ist der Verbrauch größer als der Nachschub (Biokapazität), ergibt sich eine ökologische Verschuldung, ein so genannter Overshoot. Wir stehen als verschwenderische Deutsche zunächst in der Schuld der Erde. Da deren Biokapazität begrenzt ist, nehmen wir aber anderen weg, was ihnen zusteht. Somit ergibt sich de facto auch eine Verschuldung gegenüber diesen Menschen.

Die Verschwendung endlicher Ressourcen beschreibt das Umweltbundesamt (UBA) so: “Wir stoßen beispielsweise mehr Kohlendioxid aus, als Wälder und Ozeane absorbieren können, fischen intensiver als sich die Bestände erholen und fällen mehr Bäume als nachwachsen.”

Mit unserem Lifestyle in Deutschland würden wir demnach die Natur dreimal so schnell nutzen, wie sich deren Ökosysteme regenerieren könnten – mit vielfältigen Folgen für die Umwelt, wie unter anderem ?Klimawandel?, Artensterben oder schrumpfende Wälder. Wir würden dem UBA zufolge beispielsweise mehr Kohlendioxid ausstoßen, als Wälder und Ozeane absorbieren könnten, fischten intensiver als sich die Bestände erholten und fällten mehr Bäume als nachwachsen.

Antje von Broock, die Bundesgeschäftsführerin beim BUND kommentiert die deutsche Verschwendung so:

“Unsere Erde ächzt und stöhnt. In nur vier Monaten haben wir alle Ressourcen aufgebraucht, die uns eigentlich für das ganze Jahr reichen müssten. Damit schlagen wir absolut über die Stränge. Würden alle Menschen so mit der Erde umgehen wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Erden, um die Bedürfnisse aller Menschen zu stillen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt dieser Tage noch einmal besonders, wie begrenzt unsere Rohstoffe sind. Um unseren Ressourcenverbrauch zu drosseln, muss die Bundesregierung endlich gesetzlich für den Schutz unserer Ressourcen sorgen. Dazu braucht es ein Ressourcenschutzgesetz, in dem sowohl allgemeine Ziele als auch ganz spezifische Unterziele für einzelne Stoffgruppen wie für Plastik oder Metalle gesetzlich festlegt sind.”

Antje von Broock zufolge würden wir alle mit unserer Art zu leben, zu arbeiten, zu konsumieren, zu essen, zu bauen oder zu reisen, dazu beitragen, den Planeten auszuplündern. Zugleich sagt sie, dass es jetzt darum gehe, das Ruder rum zu reißen, um die planetaren Grenzen einzuhalten.

Das wiederum gelinge uns nur mit Energiesparen. Die Bundesregierung müsse demnach das geplante Effizienzgesetz mit verbindlichen Zielen ausstatten. Für die einzelnen Sektoren müssten wirksame Vorgaben zur Energieeinsparung festgelegt werden. Einfach umzusetzende und sofort wirksame Maßnahmen wie ein generelles Tempolimit auf Autobahnen sollten schnell eingeführt werden. Für die rasche energetische Modernisierung von Gebäuden seien gesetzliche Vorgaben notwendig. In der Landwirtschaft müsse der energieintensive Düngemitteleinsatz verringert werden.

Lasst uns noch einmal genauer auf die Forderung schauen, Energie zu sparen!

In Deutschland sind energiebedingte CO2-Emissionen, also Emissionen, die bei der Umwandlung von Energieträgern (zum Beispiel fossile Brennstoffe) in Strom und Wärme entstehen, der Bereich mit dem größten CO2-AusstoßDas belegt die dringende Notwendigkeit des Energiesparens. Wie sich beim Erzeugen von Strom und Wärme Energie sparen lässt, ist klar. Ins Machen zu kommen, ist jetzt wichtig. So weit, so gut.

Doch das Energiesparen müssen wir ganzheitlicher ansetzen:

Den Energieverbrauch zu verringern, für das, was wir uns an Lifestyle leisten wollen, ist nur ein Teil des Weges in die gerechte und faire Verteilung der Ressourcen auf die Menschen weltweit. Ins Ziel bringt uns vielmehr, wenn wir dafür sorgen, dass alle die selbe Chance bekommen, den Lebensstil zu leben und ihr Leben so zu gestalten, wie sie sich wünschen. Umverteilung dessen, was da ist, das ist der Schlüssel dafür.

Das bedeutet für jeden von uns, zu akzeptieren, dass wir als Verschwender nicht weiter verschwenden können. Das bedeutet auch, abzugeben. Nach der Einsicht müsste das Tun folgen. Das wiederum setzt voraus, dass das sich selbst Begrenzen zu einer freiwilligen und selbstverständlichen Handlung wird, die tief in uns verankert ist (intrinsische Motivation).

Denkt mal drüber nach! Das ist sicher keine leichte Sache für uns Verschwender. Doch es gibt keine Alternative, zumindest nicht auf diesem Planeten.

Grafik: Global Footprint Network