BuGG-Marktreport_Gebaeudegruen_2022

BuGG-Marktreport GebäudeGrün 2022: Fast 9 Millionen Quadratmeter mehr Gründächer in 2021

Veröffentlicht von

Um fast 9 Millionen Quadratmeter (genau waren es: 8.681.416 m2) wuchs die Fläche an Dachbegrünungen im Jahr 2021 in Deutschland an. Das berichtet der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) in seinem BuGG-Marktreport GebäudeGrün 2022. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es demnach 7,8 Millionen m2 gewesen. Mit knapp 9 Millionen m2 neu begrünter Dachfläche nehme Deutschland laut dem BuGG weltweit den Spitzenplatz ein, dem Verband lägen nach eigenen Angaben von keinem anderen Land höhere Zahlen vor. Dennoch sei der Anteil der Dachbegrünung an der im Jahr 2021 neu entstandenen Flachdachfläche (resultierend aus Neubau und Sanierung) von angenommenen 90 Millionen Quadrtametern vergleichsweise klein: 9,7 Prozent. Wir erklären euch hier, warum Gründächer entscheidend für das Stadtklima in Zeiten des Klimawandels sind.

9 gute Gründe für die Gebäudebegrünung

In seinem BuGG-Marktreport GebäudeGrün 2022, den ihr hier kostenlos aus dem Internet downloaden könnt (63-seitiges PDF-Dokument), benennt der BuGG neun Punkte, die für eine Gebäudebegrünung (Dachbegrünung, Fassadenbegrünung Innenraumbegrünung) sprechen:

1. Regenwasserbewirtschaftung

Vor allem mit Gründächern bewirke man demnach

  • einen sogenannten Regenwasserrückhalt,
  • minimiere die Niederschlagsabflussspitzen
  • und entlaste so  die Kanalisation, was wiederum mit weiteren Einsparungen bei der Rohr- und Kanaldimensionierung, beim Einsparen von Rückhaltebecken für Regenwasser und möglichen Gebührenminderungen bei Städten mit gesplitteter Abwassergebühr verbunden sei.

2. Gebäudeerhaltung und Gebäudeschutz

Die Dachbegrünung führe laut BuGG zu einer längeren Lebensdauer der Dachabdichtung, da sie das Dach vor Witterungseinflüssen, Temperaturdifferenzen sowie UV-Strahlung schütze. Die Dachbegrünung wirke demach als „harte Bedachung” und mache das Dach widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme.

3. Energieeinsparung

Die Gebäudebegrünung senke – als Wärmedämmung im Winter und als Hitzeschild mit Verschattung und Kühlung im Sommer – den Energieverbauch der Gebäude.

4. Artenschutz und Erhalt der Biodiversität

EIe Gebäudebegrünung mindere Eingriffe in die Natur und Landschaft und schaffe Ersatzlebensräume. Sie erhalte so die Artenvielfalt (Biodiversität) und erweitere die Lebensräume für Pflanzen und Tiere.

5. Verbesserung des Mikroklimas und der Luftqualität

Mit der Beschattung und Verdunstung des gespeicherten Wassers bewirke eine Gebäudebegrünung eine Verbesserung des Umgebungsklimas: Es sorge für Kühlung und Luftbefeuchtung. Zudem binde und filtere sie Staub und Schadstoffe aus der Luft.

6. Lärm- und Schallschutz

Die Gebäudebegrünung wirke wie eine Luftschalldämmung und mindere die  Schallreflexion – außen und innen.

7. Zeitgemäße Stadt- und Raumplanung

Die Gebäudebegrünung verbessere das Arbeits- und Wohnumfeld, da sie ein großflächig einsetzbares Gestaltungselement für die Städte- und Landschaftsplanung darstelle. Speziell die Innenraumbegrünung könne als Raumteiler und attraktiver Blickschutz dienen. So steigere die Begrünung des Gebäudes auch den Wert der Immobilie und des Wohngebiets.

8. Zusätzliche Nutzflächen

Mit der Begrünung ergäben sich weitere Nutzungsformen des schon bezahlten Grundstücks, auch auf dem Dach mit multifunktional nutzbaren Flächen, die im Idealfall als zusätzlicher Freizeit- und Wohnraum dienen könnten.

9. Gesundheit

Begrünungen würden laut dem BuGG das allgemeine Wohlbefinden, die Entspannung und Kreativität fördern.

Wie Gründächer dem Klimawandel entgegen wirken

Laut dem sechsten IPCC-Sachstandsbericht (AR6-WGIII), so schreibt der BuGG in seinem BuGG-Marktreport GebäudeGrün 2022, könnten Städte einen signifikanten Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten, indem Infrastruktur und städtische Form systemisch über emissionsarme Entwicklungspfade auf Netto-Null-Emissionen
umgestellt würden. Ehrgeizige Minderungsbemühungen für bestehende, schnell wachsende sowie in Entstehung befindliche Städte würden demnach die 3 Aspekte umfassen:

  1. die Senkung oder Änderung des Energie- und Materialverbrauchs,
  2. die Elektrifizierung sowie
  3. die Verbesserung der Kohlenstoffaufnahme und -speicherung im
    städtischen Umfeld.

Um die Umsetzung und Anpassung von zukunftsfähigen Städten voranzutreiben, sei es laut dem BuGG daher sinnvoll zu verstehen, was unsere Städte aufheize und wie dagegen vorgegangen werden könne.

Die Haupteffekte, die die Entstehung urbaner Hitzeinseln fördern würden, seien demnach:

  • eine reduzierte Albedo (Rückstrahlungsvermögen einer Oberfläche) im Vergleich
    zum Umland aufgrund verwendeter Materialien, die Hitze besonders gut speichern würden, darunter Glas und Beton,
  • eine reduzierte Evapotranspiration infolge vieler versiegelter Flächen und wenig Vegetation,
  • anthropogene Wärmeerzeugung mit Verbrennungsprozesse (zum Beispiel
    Motoren), Abwärme elektronischer Geräte wie Klimaanlagen
  • sowie die Wärmespeicherung in und an Gebäuden und die Veränderung der Windverhältnisse mit der Bebauungsstruktur.

Handlungsbereiche, mit denen man sogenannten Urban Heat Islands
(UHI) entgegenwirken könne, seien laut dem Marktreport GebäudeGrün:

  • Kühlung mit Verdunstung (zum Beispiel mit Entsiegelung, Erhöhung der Vegetation, Dach- und Fassadenbegrünung, Steigerung des Wasseranteils in Städten),
  • Aufhellen von Oberflächen (zum Beispiel heller Asphalt, helle Farben, helle Baumaterialien),
  • Erhalt/Verbesserung der Luftzirkulation (zum Beispiel Berücksichtigung lokaler Windgegebenheiten)
  • und Verschattung (zum Beispiel mit Beschattungselementen wie Stadtbäumen, Fassadenbegrünungen oder Sonnensegeln).

Die Gebäudebegrünung bietet dem BuGG-Marktreport GebäudeGrün zufolge für fast alle der zuvor aufgeführten Handlungsbereiche einen Ansatz und vereine noch weitere positive Effekte:

  • Starkregen- und Überflutungsvorsorge dank Speicherung des
    Niederschlags und verzögerte Abgabe des Wassers,
  • Verbesserung der Luftqualität dank Feinstaubbindung,
  • Förderung von Biodiversität in Städten,
  • Lärmminderung,
  • Energieeinsparung dank Dämmung, Kühlung und Verschattung am Gebäude,
  • Schutz der Gebäudehülle
  • sowie die Verbesserung des Stadtbildes und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität. .

In einer aktuellen Untersuchung im Rahmen des Projekts ADAM („Analyse der thermischen Wirkung von Dachbegrünung mittels Stadtklimamodellierung“),
durchgeführt vom DWD, BuGG e.V., EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH und der Stadt Essen (gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)), sei am Beispiel der Stadt Essen untersucht worden, inwieweit Gründächer zur Kühlung von Städten beitragen könnten. Die Modellergebnisse hätten gezeigt, dass die in Essen aktuell vorhandenen Gründächer und selbst die Begrünung aller potentiell möglichen Dachflächen noch nicht ausreiche, um ein ganzes Stadtquartier oder die Stadt signifikant zu kühlen. Die modellierten Abkühlungswerte seien für die Fallstudie relativ gering gewesen und hätten Maximalwerte von -0,4 Kelvin erreicht. An einigen Orten mit sehr hohem Flächenanteil der Dachbegrünung hätte man jedoch zeigen können , dass schon heute diese Orte lokal von der kühlenden Wirkung der Dachbegrünung (-0,7 Kelvin) profitieren wrden, ist im Marktreport GebäudeGrün weiter zu lesen.

Bei theoretisch 100-prozentiger Begrünung von Dächern in einem Stadtteil könnte die bodennahe Lufttemperatur im Stadtkern für einen heißen Sommertag im Juli mit
windschwacher und wolkenfreier Hochdruckwetterlage um durchschnittlich -0,8 Kelvin gesenkt werden.

Das heiße laut BuGG, dass die derzeit ausgeführten Dachbegrünungen in der Stadt Essen als alleinige Anpassungsmaßnahme zum Kompensieren der Klimaerwärmung noch nicht ausreichen und daher mit weiteren Anpassungsmaßnahmen (wie Fassadenbegrünungen) kombiniert werden müssten, um den thermischen Status quo
in der Stadt Essen zu erhalten. Weitere Studien aus anderen Ländern, die sich ebenfalls mit dem UHI auf Quartiers- und Stadtebene beschäftigt hätten, darunter Hong Kong und New York City, hätten die Ergebnisse des ADAM Projekts zudem bestätigt, schreibt der BuGG in seinem Marktreport weiter.

  • Modellergebnisse hätten demnach in verschiedenen Szenarien mit großflächiger Installation von Dachbegrünungen Lufttemperaturreduktionen von 0,2 °C und 0,9 °C
    gezeigt.
  • Weitere hitzereduzierende Effekte von Gebäudebegrünungen, die wissenschaftlich belegt seien, würden demnach eine Reduktion der Oberflächentemperatur von bis zu 25 °C auf Dachbegrünungen im Vergleich zu Bitumen- und Kiesdächern umfassen.
  • Je nach Begrünung auf dem Dach würden 40 bis 80 Prozent der Sonneneinstrahlung reflektiert und im Blattwerk absorbiert (50 Prozent Absorption, 30 Prozent Reflexion).
  • Fassadenbegrünungen würden die Außenhüllen von Gebäuden verschatten und  zu einer Reduktion der Oberflächentemperatur zwischen 8 und 19 °C und einer Kühlung der Umgebungstemperatur von 1,3 bis 3,5 °C führen, außerdem könnten bei Gerüstkletterpflanzen 40 bis 80 Prozent der Sonneneinstrahlung vom
    Laubwerk absorbiert beziehungsweise reflektiert werden. So könnten mit Hilfe von Fassadenbegrünungen bis zu 26 Prozent an Primärenergie (Heizen & Kühlen) im Vergleich zu konventionellem Sonnenschutz an Südfassaden eingespart werden.

Das Fazit des BuGG lautet: Auch wenn die Gebäudebegrünung nur ein kleiner Baustein sei, um das Ziel der Hitzereduktion in Städten zu erreichen, so sei es umso wichtiger, diesen Baustein immer gezielter und flächendeckender
einzusetzen. Ohne Grün gehe es demnach nicht.

Wie Gründach und Solardach zu einer erfolgversprechenden Kombi gegen die Erwärmung des Klimas werden können, das erklären wir euch in Kürze hier auf dem Blog! Bleibt dran!

Foto: Titel vom BuGG-Marktreport GebäudeGrün 2022