COP23-Ergebnisse EMAS-Zertifizierung des Weltklimagipfels in Bonn

Das sind die COP23-Ergebnisse: Nach der COP23 in Bonn ist vor der COP24 in Kattowice

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Die 23. Weltklimakonferenz COP23 in Bonn ist zu Ende, wenn auch mit leichter Verzögerung. Diese hatte sich ergeben, weil  die 197 teilnehmenden Staaten sich bis Freitag nicht über wichtige Finanzfragen hatten einigen können. Und ein Konflikt mit der Türkei sei noch immer am Schwelen, meldet die Presse am Samstag. Wir  fassen anhand von Pressestimmen & Co. die COP23-Ergebnisse zusammen – und schauen nach vorn, was die COP24 im Dezember 2018 im polnischen Kattowice bringen soll.

Was sind die COP23-Ergebnisse?

Barbara Hendricks, im Kabinett Merkel III amtierende Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, meldete am Samstag mittag aus Bonn, dass “die Weltklimakonferenz in Bonn … heute nach einer langen Verhandlungsnacht erfolgreich zu Ende gegangen” sei: “Wir haben große Fortschritte gemacht, und zwar beim Verhandeln und beim Handeln”. Damit hätte die Konferenz die Erwartungen voll erfüllt, schreibt die Politikerin auf Facebook.

Barbara Hndricks COP23-Ergbenisse Facebook
Barbara Hendricks am Samstag mittag zu COP23-Ergebnissen auf Facebook. Foto: Screenshot

“Uns ist ein wichtiger Zwischenschritt gelungen auf dem Weg zur Konferenz in Kattowitz in einem Jahr, wo die Umsetzungsregeln von Paris beschlossen werden sollen. Bonn war auch die erste Weltklimakonferenz nach dem angekündigten Rückzug der Trump-Regierung aus dem Pariser Klimaabkommen. Von Bonn geht das starke Signal aus, dass die Welt zusammensteht und sich beim Klimaschutz nicht aufhalten lässt”, war Samstag auf der Internetseite des BMUB zu lesen.

Mit den Erwartungen an den Klimagipfel und die COP23-Ergebnisse ist das so eine Sache. Wer seine Erwartungen nach der Konferenz voll erfüllt sieht und wer nicht, das wollen wir hier näher betrachten. Die Medien schreiben am Samstag, dass die 197 Vertragsparteien wichtige Fortschritte bei der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens erzielt  und sich am frühen Samstagmorgen auf weitere Schritte verständigt hätten. Unter anderem hätten sie nach den zwei Wochen dauernden Verhandlungen einen Plan vorgelegt, um

  • Transparenzregeln
  • und Berichtspflichten

zu erarbeiten.

Laut einem Bericht der Zeitung Welt online gehe es dabei unter anderem darum, wie gemessen werden soll, welchen Kohlendioxid-Ausstoß die einzelnen Staaten produzieren. Beschlüsse dazu stünden demnach beim nächsten Klimagipfel 2018 im polnischen Kattowice an. Außerdem, so schreibt die Zeitung weiter, hätten die Staatenvertreter die Weichen für eine Überprüfung der globalen Klimaschutzmaßnahmen im kommenden Jahr gestellt. Auf der Internetseite des Hendrickschen Ministeriums ist am Samstag auch zu lesen, dass “ein wesentliches Ergebnis der Konferenz der sogenannte Talanoa-Dialog” sei.

Talanoa-Dialog – ein Ambitionsmechanismus im Probelauf

Der sogenannte Talanoa-Dialog soll im Laufe des nächsten Jahres die Staatengemeinschaft zu ambitioniertem Handeln ermutigen, um die globale Klimaschutzlücke zu schließen. Talanoa sei laut BMUB ein fidschianischer Begriff für einen Austausch mit allen Beteiligten. Da die aktuellen Klimaziele unter dem Pariser Abkommen in der Summe noch nicht ausreichen würden, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, sei bereits in Paris auf der COP21 vereinbart worden, dass die Staatengemeinschaft mit der Zeit immer ehrgeiziger werden müsse. Die Welt online schreibt dazu, dass Talanoa ein verbreitetes Konzept auf den Fidschi-Inseln sei und einen alle Betroffenen umfassenden transparenten Austausch bezeichne, der Lösungen zum Wohle aller hervorbringen soll.

Der Probelauf für diesen Ambitionsmechanismus sei der sogenannte Talanoa-Dialog: Unter Führung von Fidschi und Polen soll er im Laufe des nächsten Jahres Beiträge aus

  • Wissenschaft,
  • Wirtschaft
  • und Zivilgesellschaft

zusammenfassen. Ergebnis werde eine Bestandsaufnahme sein, die die Vertragsstaaten zu ehrgeizigerem Handeln motivieren soll, um die globale Klimaschutzlücke zu schließen.

Das vorläufige Regelwerk für den Welt-Klima-Vertrag umfasst mehr als 200 Seiten

Wie wir hier auf dem Blog zum Start der COP23 berichteten, sei eine der Hauptaufgaben der Konferenz das Regelwerk zum Pariser Klimaabkommen gewesen. Das Wochenmagazin Spiegel online  (SPOn) berichtet am Samstag über dei COP23-Ergebnsse, dass die Delegierten in Bonn sämtliche Vorschläge aufgenommen hätten, wobei sich diese teils noch widersprechen würden, so dass die Gebrauchsanweisung für den Klimavertrag auf mehr als 200 Seiten angeschwollen sei.

Besonders strittig sei demnach das Thema “Minderung” (“Mitigation”) gewesen, also die Frage: Wie unterschiedlich sollen die Verpflichtungen zur Eindämmung des Abgasausstoßes für die verschiedenen Länder sein?

Die Delegierten in Bonn, so schreibt SPOn weiter, seien schließlich der bewährten Strategie gefolgt, die auch zum Klimavertrag von Paris geführt habe: “Erst alle Vorschläge sammeln, dann im folgenden Jahr zusätzliche Konferenzen einberufen – um im nächsten Winter die Einigung zu erzielen.”

Klima-Versicherungen für den Notfall

Ein großer Fortschritt bedeute laut dieses Berichts von SPOn die Zusage von Deutschland, 125 Millionen Dollar bereitzustellen, damit sich arme Länder gegen Wetterkatastrophen absichern können. Das Geld, das die Bundesrepublik in den Topf mit bereits 550 Millionen Dollar, die Großteils auch schon von Deutschland und Großbritannien gegeben worden waren, für die neuen Versicherungen gelegt habe, soll Spiegel online zufolge die vor zwei Jahren gestarteten Versicherungen verbilligen, sodass sie in armen Ländern erschwinglicher würden.

Zwei Varianten seien demnach vorgesehen:

  1. könnten sich Einwohner versichern,
  2. ganze Staaten.

Die Assekuranzen sollen laut Spiegelbericht umgehende Hilfe bei Wetterkatastrophen ermöglichen und so zum Beispiel verhindern, dass Menschen in Not ihr Vieh oder Saatgut verkaufen und damit ihre Lebensgrundlage zerstören würden.

SPOn schreibt weiter, dass die Versicherungen bald 400 Millionen Menschen erreichen sollen und an strenge Bedingungen geknüpft würden, wobei sich das Wochenmagazin auf Ingrid-Gabriela Hoven vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) beruft, die das Projekt mit initiiert habe: Staaten sollen Hoven zufolge Pläne vorlegen, wie das Geld im Ernstfall rasch an Bedürftige gelange.

Kohle-Ausstieg-Initiative von 20 Staaten

Noch eins der wichtigen COP23-Ergbenisse: Großbritannien und Kanada stellten auf der Weltklimakonferenz die Anti-Kohle-Allianz Powering Past Coal Alliance vor. Der Allianz hätten sich insgesamt 20 Länder angeschlossen, darunter Fiji, Frankreich, Finnland, Dänemark, die Niederlande, Italien, Österreich, Portugal, Mexiko, Costa Rica, Neuseeland und mehrere US-Bundesstaaten. Die Länder und Bundesstaaten wollen die Kohleverstromung bis spätestens 2030 beenden, schreibt das Portal dw.com. Bis zum nächsten Weltklimagpfel in Kattowice soll die Allianz auf 50 Staate anwachsen.

Das sagt die Welt über die COP23-Ergebnisse

  • Aus Sicht der jungen Grünen der Schweiz sei die Gesamtbilanz der 23. Klimakonferenz in Bonn sehr ernüchternd. Co-Präsident Luzian Franzini sagte, dass bis auf schöne Wort und unzureichende Zugeständnisse nicht viel vom Klimagipfel übrig bleibe. Die Rolle der Schweiz bewertet Franzini so: Auch die Schweiz nehme hierbei ihre internationale Verantwortung überhaupt nicht wahr. So verfüge das reichste Land der Welt weder über eine Langzeitplanung zur Emissionsreduktion, noch entspreche das gegenwärtige CO2-Gesetz dem Pariser Ziel, die globale Klimaerhitzung auf maximal 2 Grad Celsius zu beschränken. Die Schweizer Co2-Emissionen seien mehr als fünfmal zu hoch für das 2-Grad-Ziel. Zudem erfolge der Schweizer Beitrag zur Klimafinanzierung auf dem Buckel der Ärmsten dieser Welt, weil die Schweiz ihre internationalen Klimaverpflichtungen aus dem Budget für Entwicklungszusammenarbeit finanziere.
  • Der Geist von Paris sei in Bonn kaum aufgeblitzt, sagt Greenpeace-Geschäftsführerin Sweelin Heuss, gegenüber der Zeitung Welt online. Den Staaten hätten ihr zufolge in den zurückliegenden Tagen Mut und Enthusiasmus gefehlt, um das Pariser Abkommen schnell mit Leben zu füllen.
  • Positiver hätte sich dagegen der WWF über die Ergebnisse der COP23 geäußert, schreibt die Welt weiter und zitiert den WWF-Klimaexperten Michael Schäfer damit, dass die Klimakonferenz in Bonn kein Paukenschlag gewesen wäre, aber das gebracht hätte, was sie bringen musste. In Bonn sei es Schäfer zufolge um das Kleingedruckte für Paris gegangen – und die Konferenz habe viel Kleingedrucktes produziert. Am Ziel sei man längst noch nicht.
  • Die Klimaexpertin von „Brot für die Welt“, Sabine Minninger, sagte, dass das Ergebnis der COP23 eine herbe Enttäuschung für die kleinen Inselstaaten wäre, weil der Versuch, den Umgang mit bereits eingetretenen Klimaschäden in deren Gebieten höher auf die klimapolitische Agenda zu setzen, am Desinteresse der reicheren Staaten gescheitert sei.
  • Und die Hilfsorganisation Care habe laut der Welt kritisiert, dass es die Industrieländer auf dem Gipfel versäumt hätten, sich mit der Schadensfinanzierung zu beschäftigen. Die Interessen der am meisten vom Klimawandel betroffenen Weltregionen seien in Bonn zu wenig berücksichtigt worden.

Noch mehr COP23-Ergebnisse – Bonn war die erste als umweltfreundlich zertifizierte Weltklimakonferenz

Die COP23 in Bonn sei laut dem Deutschlandfunk als erste Weltklimakonferenz überhaupt als umweltfreundlich zertifiziert worden – und zwar mit dem EMAS-Zertifikat (EMAS steht dabei für “Eco Management and Audit Scheme”). Geprüft worden seien zur Zetifizierung:

  • Energieversorgung
  • Wasserverbrauch,
  • Abfallvermeidung,
  • Mülltrennung
  • Verpflegung
  • und  öffentlicher Personennahverkehr.

Umweltfreundlich seien in Bonn laut Zertifikat die Shuttleverbindungen zwischen den beiden Konferenzschauplätzen, die Energiegewinnung und die Verwendung wieder verwendbarer Materialien bei den temporären Bauten gewesen. Es hätte auch kostenlose Leihfahrräder und Tickets für den Nahverkehr gegeben. Die CO2-Emissionen der An- und Abreisen der mehr als 20.000 Teilnehmer aus aller Welt seien mit CO2-Emissionsminderungszertifikaten “aus besonders anspruchsvollen internationalen Klimaschutzprojekten” kompensiert worden.

Es gäbe noch so viel zu schreiben über die COP23-Ergebnisse, zum Beispiel über die Rede von Angela Merkel ohne klare Worte zum Kohleausstieg und die anschließende Rede des neuen Weltklimapolitikers Macron mit klaren Worten dazu, aber das würde den Rahmen dieses Posts sprengen.

Foto: BMUB/Sascha Hilgers (Titelbild zur EMAS-Zertifizierung), Screenshot: Facebook