Cornelia sagt Servus

Cornelia sagt zum Abschied leise “Servus”

Veröffentlicht von

Cornelia im Aufbruch

Ja, ganz richtig gelesen. Es ist soweit. Nach vier Jahren  unglaublich spannender Arbeit als Chefredakteurin dieses Blogs ist es Zeit für mich, zu gehen und mich um die Umsetzung all des hier erworbenen Wissens zu kümmern. Unfassbare 634!!! Artikel haben wir in den letzten Jahre verfasst und dieser ist mein letzter.

Warum? – das werdet ihr jetzt vielleicht fragen. Nun ja, ihr könnt euch vermutlich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit es ist, mehrere Leute zu koordinieren, immer wieder spannende Themen zu finden, die Leser auf allen Social Media Kanälen bei Laune zu halten und dann auch noch erhellende Artikel zu schreiben. Ganz nebenbei waren alleine von mir 253 Stück (Das schreckt mich gerade selbst!). Das alles geht sich neben meiner Tätigkeit in der Projektentwicklung für Tausendundein Dach und der Vorstandsarbeit bei Austria Solar einfach nicht mehr so richtig aus und ich weiß, dass Doreen den Blog so, wie er sich weiter entwickeln wird, toll weiter betreuen wird, also kann ich guten Gewissens gehen.

Ich werde mich aber auch in der Funktion als Vorstand von Austria Solar weiterhin für die Transparenz in der Branche einsetzen. Es ist unglaublich traurig, zu sehen, wie beharrlich verhindert wird, dass die Erträge der Solarthermie sichtbar gemacht werden. Ich weiß, viele haben Angst davor, weil leider furchtbar viel schief gegangen ist, aber es führt kein Weg daran vorbei, denn sonst werden wir von den anderen Energieerzeugern einfach überrollt. Wieso sollte sich auch jemand dafür interessieren, wenn keiner weiß, was die Solarthermie überhaupt kann?

Cornelia: Ein paar Worte zu unserer Pressefreiheit

Etwas, das mich besonders genervt hat in letzter Zeit, ist, dass immer wieder der Vorwurf kam, dass das hier ja alles von Ritter bezahlte Beiträge seien. Ja, stimmt, wir und ich als Cornelia werden für unsere journalistische Arbeit bezahlt wie andere Texter auch, aber ich kenne kein einziges Unternehmen, das einen Blog wie diesen in dieser Form zugelassen hätte. In der Solarthermie herrschte vor Ecoquent-Positions ein absolutes Berichterstattungsvakuum: NIEMAND BERICHTETE 2012 ÜBER SOLARTHERMIE, außer ein, zwei Branchenmedien. Nirgends gab es echte Diskussion über die Entwicklung der Branche, über Dinge, woran das System krankt. Wir Bloggerinnen hatten die Aufgabe, die Probleme zu benennen, Informationen einzuholen und der Solarthermie aus der Versenkung zu helfen. Dem damaligen Marketingleiter Thomas Nasswetter ist es gelungen, die Geschäftsführung von dem außergewöhnlichen Projekt “Ecoquent Positions – das Solarthermieblog” zu überzeugen und seit dem Start haben wir gezeigt, dass die Solarthermie deutlich mehr kann, als nur “Beiwagerl” zu sein. Und die Politik hat zumindest erkannt, dass es da noch etwas neben der Photovoltaik gibt und die Gemeinden haben wieder begonnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Berichte über Anlagen in Senftenberg machen mir Mut. Solare Fernwärme wird langsam wirklich salonfähig und genau in dem Bereich werdet ihr sicher noch viel von mir hören! Wir haben auch für Diskussionen in höheren Gremien gesorgt und hätte ich geahnt, welchen Wirbel diese banale Kollektorliste auslöst, hätte ich sie schon früher veröffentlicht. Deshalb muss ich in meinem Abschlussartikel auch noch einmal auf dieses anscheinend so heiße Thema eingehen.

Ich hatte lange gehofft, dass eine solche Liste mal von offizieller Seite käme – vergebens! Leute, was ist so furchtbar schlimm daran, dass die genormten Kollektorerträge in Form unserer Liste veröffentlicht werden? Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht, warum wir mit der Liste so lange hinterm Berg gehalten haben. Vielleicht, weil eben Ritter darin so oft so weit oben steht, und wir ja nicht  – wie ich inzwischen “gelernt” habe – erlauben “dürfen”, zu sagen, dass das tolle Kollektoren sind – nur weil wir selbst ein Teil von Ritter sind!? Und das dann das gute Abschneiden der Ritterkollektoren ein Beleg dafür wäre, dass wir für die Liste bezahlt werden, was wir selbstverständlich wurden, denn die hat ja auch Arbeit gemacht! Ja, wahrscheinlich deshalb. Aber was sollen wir denn bitte machen, wenn das die Solar Keymark eben so prüft, wie wir es abgebildet haben? Sollten wir lügen, nur weil Ritter hinter diesem Blog steht? Oder Ritter ganz außen vor lassen? Den Sturm der Empörung über solche Verfälschung der Tatsachen kann ich mir inzwischen prima vorstellen! Und nein, wir stehen zu unserer Liste!

Cornelia: Die Kollektorliste als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat

Ich habe auch überlegt, ob ich auf den Artikel bei Enbausa, in dem ich persönlich angegriffen wurde, eingehen soll. Das Einzige, was ich dabei nicht in Ordnung finde, ist, dass es so dargestellt wird, als hätten wir diese Kollektorklassifizierung erfunden. Leute! Nochmal für alle zum mitlesen: Die Werte sind genormte Werte, die von der Solar Keymark ausgegeben werden! Genau so wie die Werte der Photovoltaik bei Standardtestbedingungen. Das Einzige, was wir mit den bereits veröffentlichten Daten gemacht haben, war, sie auf einen Quadratmeter runterzurechnen. Der Grund, warum nicht mehr Kollektoren drin waren, ist der, dass wir nur diese Liste hatten, und wir in keinster Weise das Budget haben, um eine vollumfängliche Liste zu machen. btw: Wer sich schon mal mit der Solar Keymark auseinandergesetzt hat, weiß, dass diese nicht dafür gedacht ist, vergleichende Informationen zu generieren. Deshalb kam unsere Liste ja auch mit einem Aufruf an alle, dass sie ihre Werte gerne posten können und wir diese dann eintragen. Das war anscheinend nicht gewünscht, weil man überall anscheinend noch eine lange Erklärung hinschreiben muss, warum der Wert, der da rauskommt, nun so ist. Es wurden da einige Beispiele gebracht, wieso man die Kollektoren so nicht vergleichen kann, aber da frage ich mich dann, wie soll der Endkunde überhaupt zu einer Entscheidung kommen? Und um den geht es schließlich! Um den Verbraucher und unseren Dienst an ihm! Und wenn ein Kollektor nun für die Flachaufbringung gedacht ist, na dann stelle ich im nächsten Schritt als Hersteller eben eine Liste auf, die eben solche Kollektoren vergleicht. Es gäbe ja so viele Möglichkeiten für die Hersteller, wenn sie sich auf echte Transparenz einigen könnten! Es geht ja vor allem um den Vergleich mit anderen Heiztechnologien, aber nein, wir streiten um genormte Werte …

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass durch die viele Jahre andauernden und irreführenden Vergleiche auf Aperturfläche auch die Fachleute soweit verwirrt wurden, dass es jetzt einige Zeit brauchen wird, bis das auch der Letzte verstanden hat. Bis dahin sollten diese Leute sich noch freuen, denn das MAP gibt meistens guten wie schwächeren Kollektoren gleich viel Fördergeld pro m² Bruttofläche. Die Kunden von den Hochleistungskollektoren können sich damit trösten, dass sie dafür je nach Variantenvergleich 50 bis 80 Prozent mehr Ertrag bekommen.

Ecoquent-Positions reloaded

Dieser Kollektorlisten-Artikel hat einmal mehr gezeigt, wie schwierig es trotz unabhängiger Schreibe mitunter ist, einen unabhängigen Blog machen und als solcher auch verstanden werden zu wollen, wenn ein Unternehmen dahintersteht. Gleichwohl der Verbraucher, für den wir die Liste zuallererst gemacht haben, sich dazu durchweg dankbar geäußert hat. Die Kritik kam, und das spricht für sich von anderen Medien und aus der Branche. Doch sie tut dem  Blog keinen Abbruch! Der Blog wird weiter gehen und vielleicht wird man doch noch offensichtlicher zeigen, dass es ein Ritter-Blog ist, damit dann eben auch “erlaubt” ist, die hauseigenen Anlagen zu loben, ohne gleich dafür von vielen Seiten gerügt zu werden.

Eins noch: Ihr werdet nicht glauben, wie wenig sich Ritter in die Themenauswahl und -aufbereitung eingemischt hat. Es war und ist uns frei wie in jeder Redaktion, die Themen auszuwählen. Wir haben uns als Redaktion letztes Jahr entschieden, die Handwerker vor den Vorhang zu holen, weil es diese Menschen sind, die die Wärmewende voranbringen, sonst niemand. Es muss viel klarer werden, was die Solarthermie leisten kann und das wird auch hier weiter kommuniziert werden. Wer mich kennt, weiß, dass ich nichts schreibe, von dem ich nicht zu 100 Prozent überzeugt bin. Meine Meinung bilde ich mir aus vielen Gesprächen, unzähligen Artikeln und auch aus den Rückmeldungen der Kommentierer hier. Ich sage nicht, dass ich die Weisheit mit dem Löffel gefressen habe und mich nicht manchmal auch irren kann. Aber wenn ich mich irre, gebe ich es auch zu. Wo ist das Problem?!

Cornelia: Quo vadis, Conny? 

Natürlich will ich euch nicht vorenthalten, wo es für mich hingehen soll. Was viele von euch nicht wissen: Neben meiner Arbeit als Chefredakteurin “Cornelia” hier arbeite ich in Österreich vor allem in der Projektentwicklung für Photovoltaikanlagen. Mit der Initiative Tausendundein Dach haben wir etwas geschafft, was eigentlich undenkbar war: Wir haben Unternehmer und Unternehmerinnen davon überzeugt, dass Photovoltaikanlagen zum Eigenverbrauch eine sehr schlaue Investition sind. Ich möchte mich in Zukunft noch mehr auf dieses Projekt konzentrieren und da ich weiß, dass es viele Unternehmen gibt, die von ihrem Glück noch nichts wissen, sage ich nur: Ich komme!

Solarthermie gehört auf die Unternehmensdächer

Langfristig bin ich davon überzeugt, dass auch die Solarthermie im Großanlagenbereich ihr größtes Potenzial hat, es jedoch derzeit noch an qualifizierten Projektentwicklern fehlt. Ich werde als Vorstand von Austria Solar daran arbeiten, dass sich das ändert, und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann eine ähnliche Initiative wie Tausendundein Dach für Solarthermie. Dann Mal werde ich das aber nicht ohne Startkapital angehen. Bei Interesse daran einfach bei mir, Cornelia, melden! Ich fürchte, man muss auch hier ein paar Jahre Vorlaufzeit kalkulieren, aber sobald CO2-Ziele ernsthaft verfolgt werden, geht einfach kein Weg an der Solarthermie vorbei.

Ganz ohne Schreiben werde ich es aber auch auch nicht aushalten. Ich werde weiterhin für unterschiedliche Hersteller in dem Bereich schreiben und bleibe auch Ritter für punktuelle Textarbeiten erhalten. Die Gesamtkoordination geht sich aber eben leider nicht mehr aus.

Abschließend möchte ich auf meine wichtigsten Artikel hinweisen, die jeder, der sich mit der Branche ernsthaft auseinandersetzen möchte, gelesen haben muss.

Zum Schluss bleibt nur ein riesengroßes Dankeschön an die Kollegen von Ritter, die immer ein offenes Ohr für unsere Fragen hatten und die besten Redakteurinnen, die man sich vorstellen kann. Doreen und Sabine haben den Blog von Anfang an mit aufgebaut und ohne sie hätte er nicht so ein hochwertiges Medium werden können. Doreen wird in Zukunft das Zepter übernehmen und ich weiß, dass sie zu den absoluten High-Flyern in der erneuerbaren Texter-Branche zählt, und deshalb kann das nur gut gehen! Ich freue mich jedenfalls auf das, was kommt – und das ist sehr viel.

Ich bin natürlich weiterhin über mein Unternehmen Dachgold erreichbar und sage Servus, Tschüss und Auf Wiedersehen. Eure Cornelia.

benyaa / photocase.com