Emissionen reduzieren: Mit dem 1,5-Grad-Business-Handbuch gelingt es Unternehmen & Co. (2)

Wir haben euch dieser Tage hier auf dem Solarthermie-Blog von Paradigma “Das 1,5-Grad-Business-Handbuch” (Englischer Originaltitel: “The 1.5°C Business Playbook“) vorgestellt. Es soll Unternehmen und Organisationen helfen, den in der Geschichte bislang schnellsten Kurswechsel Richtung Nachhaltigkeit hinzulegen und den nachhaltigen Kurs – ausgerichtet am 1,5-Grad-Ziel von Paris – beizubehalten. Wie versprochen wollen wir uns im zweiten Teil unserer kleinen Artikelserie die 4-Säulen-Klima-Strategie im 1,5-Grad-Business-Handbuch näher anschauen: Wie können Unternehmen Emissionen reduzieren (Säule 1)?

Dem 1,5-Grad-Business-Handbuch zufolge könnten verschiedene Unternehmen unterschiedliche Strategien umsetzen, um eine optimale Geschäfts- und Klimawirkung zu erzielen:

• Demnach könnten etablierte Unternehmen mit großen Emissionsmengen, gemeint sind Treibhausgasemissionen, und mit konventionellem Geschäftsmodell von Säule 1 und 2 ausgehen und sich schrittweise auf die Säulen 3 und 4 ausdehnen.
• Ein etabliertes Unternehmen mit transformatorischer Strategie könnte dagegen von Säule 3 ausgehen, indem es sein Geschäftsmodell überdenkt und auf 1,5°C ausrichtet, während es die Säulen 1, 2 und 4 parallel anpeilt.
• Ein disruptives, schnell wachsendes Unternehmenmit dem Klima als Geschäftsmotor könnte sein Geschäft von Säule 3 aus aufbauen und beschleunigen, während es die Säulen 1, 2 und 4 im Auge hat.

Das können Unternehmen und Organisationen tun, um nachhaltig zu werden

Nachhaltiges, unternehmerisches Handeln beginne laut dem Handbuch damit, dass sich das Unternehmen verpflichte, sich das 1,5-Grad-Ziel zu setzen und die erforderlichen Ressourcen für dessen Erreichung bereitzustellen. Das mache zum einen eine Klima-Führungsrolle des Top-Managements nötig. Es gehe zum anderen aber auch darum, die Klimaarbeit zu demokratisieren, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter einen Beitrag leisten könnten, und um die Identifizierung und Befähigung potenzieller Klimaführer in der gesamten Organisation.

Maßnahmenkatalog für Entscheider in Unternehmen und Organisationen

Ihr könntet gemäß den Verfassern des Handbuchs zum 1,5-Grad-Ziel beitragen, indem ihr beispielsweise

• beschließen und erklären würdet, euer Möglichstes zu tun, um die Emissionen in eurem eigenen Unternehmen und in der zugehörigen Wertschöpfungskette in zehn Jahren oder weniger – bis 2030 oder früher – zu halbieren.
• entscheiden würdet, bis spätestens 2050, vorzugsweise viel früher, einen Netto-Null- oder negativen Kohlenstoffausstoß zu erreichen.
• entscheiden würdet, die Chancen und Risiken die der  Klimawandel mit sich bringt, in eure Geschäftsstrategie und euren Managementprozess zu integrieren.
• entscheiden würdet, den Klimaschutz in eurer Rolle als Unternehmer/Unternehmen in der Gesellschaft voranzutreiben.

Ihr könntet Verantwortung übernehmen, zielführende Aufgaben erfüllen und entsprechende Ressourcen zuweisen, imdem ihr beispielsweise

• eine Klimaaktionseinheit schafft, die Führungskräfte aus dem gesamten Unternehmen umfasst, mit einem direkten Draht zur C-Suite und zum Vorstand.
• eine Bewertung eurer derzeitigen Emissionen, Kohlenstoffrisiken und Geschäftsmöglichkeiten im Klimabereich vornehmt und euch für eine Strategie entscheidet.
• mit der Messung startet und euch verpflichtet, die Treibhausgasemissionen, Klimaschutzmaßnahmen und die Ergebnisse eures Unternehmens in dem Bemühen erstere zu senken und zweitere zu erhöhen, öffentlich bekannt zu geben.
• beginnt, eure Mitarbeiter über den Klimawandel aufzuklären und sie zu befähigen, in ihrer täglichen Arbeit Klimaschutz und Innovation voranzutreiben.
• Klimavergütungsziele für Führungskräfte und Mitarbeiter aufstellt. Erwägt dabei auch, das Klima als vorrangigen/s Parameter und Ziel für eure Einkaufs- und F&E-Abteilung (Abteilung für Forschung und Entwicklung) aufzunehmen.
• eure Verpflichtungen gegenüber dem Rest der Gesellschaft öffentlich bekannt macht.

Säule 1: Emissionen reduzieren – was zu tun ist

• Falls noch nicht geschehen – stellt eure eigenen Treibhausgasemissionen dar. Geht dabei auf Nummer sicher, dass ihr sämtliche Hauptquellen von Kohlenstoffemissionen berücksichtigt und dass ihr euch an eure Pläne haltet, diese zu senken.
• Legt euer Basisjahr fest. Das ist das Jahr, in dem ihr mit dem Emissionen reduzieren starten. Es wird als Vergleich herangezogen, um den Fortschritt aufzuzeigen. Hierzu geben euch die Verfasser des 1.5-Grad-Business-Handbuchs den Rat, das Basisjahr nicht mehr als zwei Jahre in der Zeit zurückzudatieren, auch wenn historische Emissionsreduktionen durchaus Anerkennung verdienen würden und hervorgehoben werden könnten. Sie sollten aber keinesfalls Teil eurer nächsten Halbierung sein.
• Legt innerhalb eines Vierteljahres nach Veröffentlichung eures nachhaltigen Kurswechsel ein Ziel fest und entscheidet euch für das Zieljahr. Auch hierzu raten die Handbuch-Verfasser euch etwas: Euer Minimalziel sollte es demnach sein, die Emissionen alle zehn Jahre zu halbieren, besser noch schneller. Eine derartige Halbierung in zehn Jahren bedeute eine Verringerung der Emissionen um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Halbierung in fünf Jahren bedeutet ein Emissionen reduzieren von 13 Prozent und eine Halbierung in drei Jahren eine jährliche Emissionsreduktionsrate von 20 Prozent. Unterteilt eure Pläne in Jahresziele und Meilensteine.
• Legt fest, in welcher Reihenfolge ihr Emissionen reduzieren wollt, und entwickelt einen Plan, um die Ziele zu erreichen. Hierzu lautet der Rat der Verfasser des Handbuchs, sofort mit den “tief hängenden Früchten” starten, die ertsens wirtschaftlich attraktiv sind, zweitens Zusatznutzen bringen und drittens eine positive Dynamik in der Organisation verursachen. Als Beispiele werden dazu Energieeffizienz, Verlagerung auf erneuerbare Energien, Gebäudefläche, Transport und Emissionen von Geschäftsreisen genannt.
• Veröffentlicht die eigenen Kohlendioxidemissionen eures Unternehmens, eure Pläne zum Emissionen reduzieren und die erzielten Emissionssenkungen im Rahmen eurer öffentlichen, jährlichen Berichterstattung. Begründet gegebenenfalls, warum das Tempo langsamer ist als die angepeilte Halbierung alle zehn Jahre.
• Bewertet eure Ergebnisse vom Emissionen reduzieren, ergreift geeignete Korrekturmaßnahmen und aktualisiert euren Plan jährlich.

Schlüsselmaßnahmen zum Emissionen reduzieren

• Startet unverzüglich damit, in eurem Unternehmen erneuerbare Energien (Wärme für Gebäude, Prozesswärme, Strom) zu verwenden.
• Erwägt auch erneuerbare Energie zu kaufen (Stichwort: Stromabnahmevereinbarungen) und arbeitet im Unternehmen gemeinsam daran, ihre Einführung zu beschleunigen.
• Überdenkt auch, eigenen erneuerbaren Strom oder eigene erneuerbare Wärme (zum Beispiel Solarthermie) zu erzeugen, wenn diese nicht von Wärme- und Stromnetzbetreibern zur Verfügung gestellt wird.
• Verbessert die Energieeffizienz eurer Unternehmensgebäude, indem ihr sie energetisch nachrüstet und digital automatisiert.
• Fordert und verbaut emissionsarme Kühl-, Heiz-, Lüftungs- und Kältemittel für alle/auf allen Baustellen, auf denen ihr arbeitet.
• Optimiert die Nutzung von Gebäudeflächen inKältemittelieben, um somit Emissionen und Kosten zu reduzieren.
• Stellt eure Fahrzeugflotte auf emissionsfrei um, sowohl eigene als auch geleaste Firmenwagen.
• Fordert emissionsarme Gebäude und saubere Energie, wenn ihr in eine Region expandiert oder neue Unternehmen gründet.
• Reduziert sämtliche Energie-, Ressourcen- und Materialabfälle in allen Betrieben.

Warum wir die 4 Säulen der Klimastrategie des 1,5-Grad-Business-Handbuchs so ausführlich vorstellen? Ganz einfach: Damit keiner sagen kann, er hätte keinen Plan, wie er sein Unternehmen oder seine Organisation nachhaltig ausrichten kann. Das Vorgeschriebene ist ein Plan zum Emissionen reduzieren. Ein guter Plan.

Im kommenden Teil dieser Artikelserie werfen wir einen Blick auf die Säule 2 – Emissionen der Wertschöpfungskette reduzieren. Bleibt dran!

Foto (Titel): Doreen Brumme, Grafik: The 1.5°C Business Playbook