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Energiekosten steigen – spart ihr schon oder spart ihr schon?

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Im Oktober 2021 zahlten deutsche Verbraucher für die Energie in ihrem Privathaushalt so viel Geld wie nie zuvor. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres 2020 hätten sich die Energiekosten um 35 Prozent verteuert. Zu diesem Ergebnis kam das Vergleichsportal Verivox. Einen großen Teil der Energiekosten im Privatbereich machen die Heizkosten aus. Spart ihr schon oder spart ihr schon? – das ist jetzt die Frage. Denn während die einen sagen, sie sparen beim Heizen, setzen die anderen auf Heizungsmodernisierung, um sparsamer zu heizen. Wir haben hier Zahlen und Fakten für euch:

Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox hätten die Energiekosten für einen deutschen Musterhaushalt im Oktober 2021 bei 4.549 Euro pro Jahr gelegen. Nur ein Jahr zuvor, im Oktober 2020 hätte die gleiche Menge Energie demnach noch 3.371 Euro gekostet. Damit seien die Ausgaben für Energie innerhalb eines Jahres um mehr als ein Drittel (35 Prozent) gestiegen. Die Haushaltskasse eines Drei-Personen-Musterhaushalts werde deshalb mit 1.178 Euro mehr belastet als im Vorjahr.

Damit hätten die Energiekosten für private Verbraucher im Oktober 2021 einen historischen Höchstwert erreicht. Ganz gleich, ob Strom, Heizgas, Heizöl oder Sprit: Alle Energiearten würden laut Verivox-Energieexperte Thorsten Storck an ihren Rekordständen kratzen oder hätten diese sogar übertroffen. 

  • Das Heizen mit Öl hätte sich demnach auf Jahressicht um 143,9 Prozent verteuert. Kosteten 20 Hektoliter Heizöl im Oktober 2020 noch 849 Euro, seien es ein Jahr später schon 2.071 Euro gewesen.
  • Bei Gas seien die Kosten für 20.000 Kilowattstunden (kWh) von 1.095 Euro auf 1.402 Euro geklettert. Das entspreche einer Steigerung von knapp einem Drittel (28,2 Prozent). Da in Deutschland mehr Haushalte mit Gas als mit Heizöl heizen würden, seien die Heizkosten im mengengewichteten Durchschnitt aktuell 60,5 Prozent höher als im Oktober 2020, heißt es in der zugehörigen Pressemeldung von Verivox.
  • Die Kosten für Benzin (plus 34 Prozent) und Diesel (plus 47 Prozent) seien ebenfalls deutlich gestiegen. Im mengengewichteten Durchschnitt müssten Verbraucher 38 Prozent mehr fürs Tanken ausgeben.

Strom hätte sich ihm zufolge in den vergangenen zwölf Monaten um 9,3 Prozent verteuert und markiere im Oktober den vierten Monat in Folge ein neues Allzeithoch. Für einen Privathaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh seien die Stromkosten von 1.148 Euro auf 1.255 Euro. Innerhalb der letzten 12 Monaten hätte sich Strom durchschnittlich um 20,9 Prozent verteuert. Bei Strom erwarte er auch zum Jahreswechsel keine signifikante Entlastung. Zwar sinke die EEG-Umlage, gleichzeitig würden jedoch steigende Netzgebühren und hohe Beschaffungskosten für einen anhaltenden Preisdruck sorgen, prognostiziert Storck. Und damit nicht genug:

Energiekosten: Deutsche Verbraucher zahlen höchste Strompreise weltweit

Die Preisdaten würden zeigen, dass Strom in Deutschland durchschnittlich 174 Prozent teurer als im Rest der Welt sei. 31,80 Cent pro Kilowattstunde müssten Verbraucher hierzulande aufbringen – im internationalen Durchschnitt seien es dagegen nur 11,62 Cent.

Auf Platz zwei folge unser Nachbarland Dänemark. Hier koste die kWh 29,38 Cent. Auf den weiteren Plätzen lägen Belgien (26,60 Cent), die Kaimaninseln (25,60 Cent), Kap Verde (24,72 Cent), Irland (24,20 Cent) und das Vereinigte Königreich (24,17 Cent).

Im weltweiten Vergleich am günstigsten sei Strom aktuell in Venezuela. Aufgrund der andauernden hyperinflationären Entwicklung kostet eine kWh dort umgerechnet 0,00036 Cent, gefolgt vom Sudan mit 0,24 Cent. In Libyen (0,38 Cent), Iran (0,46 Cent), Äthiopien (0,68 Cent) und Kirgisistan (0,84 Cent) lägen die Kosten ebenfalls unter einem Cent je kWh.

Aber auch in anderen großen Industriestaaten sei Strom zum Teil erheblich günstiger als in Deutschland. So müssten private Verbraucher in den USA mit 12,69 Cent für eine kWh nicht einmal die Hälfte dessen zahlen, was Verbraucher hierzulande blechen. In Saudi-Arabien, Russland, Mexiko, China, Indien, Argentinien, Indonesien, der Türkei, in Kanada und Südkorea würden laut Verivox weniger als 10 Cent pro kWh Strom fällig werden.

Selbst wenn man die vergleichsweise hohe Kaufkraft berücksichtige lägen die Strompreise in Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 15. In keinem anderen G20-Staat sei Strom teurer. Es folgten in der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer mit Abstand Italien und das Vereinigte Königreich.

Wie stark das Einbeziehen der Kaufkraft den Strompreis verändere, zeige folgendes Beispiel: Würde der der nominelle Preisunterschied zwischen Deutschland (Platz 1) und Dänemark (Platz 2) rund 8 Prozent betragen, seien es kaufkraftbereinigt rund 28 Prozent. In anderen Ländern mit vergleichbarem Lebensstandard zeige sich ein ähnliches Bild. Die Preisunterschiede wüchsen kaufkraftbereinigt zum Teil deutlich – im Vergleich mit den USA beispielsweise um 43 Prozentpunkte, mit Schweden um 22 Prozentpunkte und mit Österreich um 3 Prozentpunkte.

In vielen Ländern mit hohem Lebensstandard sei Strom kaufkraftbereinigt zudem mindestens die Hälfte günstiger als hierzulande. Dazu gehörten laut Verivox Kanada, Norwegen, die USA, die Schweiz, Finnland, Schweden und die Niederlande.

Im kaufkraftbereinigten Vergleich am teuersten sei Strom in Ruanda, gefolgt von Mali und Burkina Faso, am günstigsten in Libyen, im Sudan und in Äthiopien.

Prognose Energiekosten: Und die Preise steigen weiter!

Die Preis-Rallye bei den fossilen Brennstoffen heize die Inflation an und treibe die laufenden Lebenshaltungskosten der Haushalte noch weiter nach oben. Angesichts der hohen internationalen Rohstoffpreise und des steigenden CO2-Preises werde dieser Trend mittelfristig weiter anhalten, erklärt Thorsten Storck weiter.

  • Die Gaspreise würden ihm zufolge bundesweit steil ansteigen. Seit der zweiten Jahreshälfte hätten 463 regionale Gasversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 21 Prozent angekündigt oder ihre Preise bereits erhöht. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh (Einfamilienhaus) bezahle durchschnittlich 305 Euro mehr. Von den Gaspreiserhöhungen seien rund 3,9 Millionen deutsche Haushalte betroffen. Die Kosten für die Gasheizung würden die Lebenshaltungskosten der Haushalte auch im kommenden Jahr deutlich nach oben treiben, sagt Thorsten Storck.
  • Zum Jahreswechsel 2021/2022 steige die CO2-Abgabe von 25 Euro auf 30 Euro pro Tonne. Im Jahr 2021 hätte ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh (Einfamilienhaus) dafür 108 Euro aufbringen müssen, im kommenden Jahr seien es 130 Euro. Das käme Mehrkosten von 22 Euro gleich. Zusätzlich erhöhten sich die Netzgebühren für Gas zum Jahreswechsel um rund 2 Prozent.
  • An den Spotmärkten, wo Gas kurzfristig gehandelt werde, hätten sich die Preise für Erdgas vervielfacht. Aktuell stehe der Preis für eine Megawattstunde (MWh) bei rund 91 Euro. Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel hätte der Preis je MWh zwischen 10 und 25 Euro gelegen.
  • Bereits jetzt sei der Strompreis für Haushalte in Deutschland höher als nirgendwo sonst auf der Welt. Seit der zweiten Jahreshälfte hätten 194 regionale Stromversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 7 Prozent angekündigt. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh (Drei-Personen-Haushalt) bezahlt dann durchschnittlich 91 Euro mehr. Von den Strompreiserhöhungen seien rund 1,5 Millionen Haushalte betroffen. Im gleichen Zeitraum hätten 22 regionale Stromversorger Strompreissenkungen von durchschnittlich 2,4 Prozent durchgeführt. Rund 0,9 Millionen Haushalte würden demnach im Schnitt um 31 Euro entlastet.
  • Zum Jahreswechsel 2021/2022 sinke die EEG-Umlage von 6,5 Cent auf 3,7 Cent pro kWh. Bezogen auf den aktuellen Strompreis werde ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh um rund 132 Euro entlastet. Gleichzeitig würden jedoch die Netzgebühren für Strom steigen – im kommenden Jahr im bundesweiten Durchschnitt um 4 Prozent –  und ein neues Rekordniveau erreichen.

Energieverbrauch: Spart ihr schon oder spart ihr schon?

Angesichts dieser Preisentwicklungen für Energie, bleibt einem Verbraucher kaum eine Wahl. Sparen ist angesagt. Spart ihr schon? Wenn ja – wie spart ihr? Beim Verbrauch, bei der Energieerzeugung oder bei beidem? Lasst es uns wissen!

Foto: Doreen Brumme