Greenpeace Studie Heizen ohne Gas und Öl ab 2035

Greenpeace-Studie: Heizen ohne Gas und Öl – so ginge es schon ab 2035!

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Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace sei es ab dem Jahr 2035 möglich, die Gebäude in Deutschland komplett ohne fossiles Heizöl und Heizgas zu heizen. Zu diesem Ergebnis kamen die mit der Studie “Heizen ohne Öl und Gas bis 2035. Ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude” beauftragten Wissenschaftler vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH. Was dazu zu tun ist, erklären wir euch hier. 

Damit Deutschland seine Gebäude ab 2035 sicher mit Wärme versorgen könne, müsse

  1. der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab dem Jahr 2024 verboten und
  2. der Betrieb bestehender Anlagen mit einem Ausstiegsgesetz schrittweise bis 2035 verboten werden.

Bisher, so heißt es in der zugehörigen Pressemeldung von Greenpeace, plane der amtierende Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), dass neue Heizungen ab 2025 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen.

Der Energieexperte von Greenpeace, Gerald Neubauer, erklärt dazu, dass die aktuelle Entwicklung uns schmerzhaft vor Augen führe, dass wir nicht nur aus ökologischen Gründen schneller weg müssten von fossilen Energien, sondern auch aus politischen. Zudem führe kein Weg am zügigen Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen vorbei, wenn wir die Pariser Klimaziele erreichen wollten. Neubauer fordert deshalb, dass der Bundesminister Habeck die Wärmewende jetzt mit einem Ausstiegsgesetz für Öl- und Gasheizungen beschleunigen sollte.

Greenpeace fordert daher die Bundesregierung auf, das vom Wuppertal Institut ausgearbeitete 6-Punkte-Sofortprogramm zum Heizen ohne Öl und Gas noch in diesem Jahr umzusetzen.

Das Wuppertal Institut halte einen Stufenplan mit folgenden zeitlichen Abfolgen für sinnvoll, zu denen der Betrieb von Öl- und Gasheizungen verboten werde und Bestandsanlagen daher durch zukunftsfähige Wärmeerzeugung ersetzt werden müssten (flankiert mit entsprechenden Fördermaßnahmen und ein Erneuerbare-Wärmenetze-Gesetz):

  • Ab dem 1.1.2027: Alle Anlagen, die vor 2000 eingebaut worden seien.
  • Ab dem 1.1.2030: Alle Anlagen, die vor 2010 eingebaut worden seien.
  • Ab dem 1.1.2035: Alle verbleibenden Anlagen.

Ausstiegsgesetz für Gas- und Ölheizungen + Förderprogramm für Umwelt- und Solarwärme

Dieses enthalte in Ergänzung zum Ausstiegsgesetz auch ein Förderprogramm für

  • 12 Millionen Umweltheizungen (Wärmepumpenheizungen)
  • und 70 Millionen Quadratmeter (m<sub2Solarwärmeheizungen. Das seien laut dem Wuppertal Institut gut 6 Millionen zusätzliche Solarthermie-Anlagen bis 2035.

Bisher seien demnach in Deutschland gut eine Million Wärmepumpen und 20 Millionen Quadratmeter Solarthermie-Anlagen installiert.

Hinzu kämen rund 20 Millionen m2 an Solarthermie-Kollektorfläche in Altanlagen, die erneuert werden müssten.

Die Ausgestaltung der Förderung von Einzelanlagen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sollte dafür so angepasst werden, dass Fördermittel nur für den Einbau nicht fossiler Heizungstechnologien wie Wärmepumpen und Solarthermie sowie erforderliche Umfeldmaßnahmen (wie der Austausch von Radiatoren) bereitgestellt würden, die ohne Förderung auch nach der
geplanten Abschaffung der EEG-Umlage nicht wirtschaftlich seien.

Zur Unterstützung des Ersatzes fossiler Heizungen mit Wärmepumpen gemäß dem obigen Stufenplan sollte eine Neuausrichtung der aktuellen Förderung erfolgen,
differenziert nach Gebäude- und/oder Wärmepumpentyp. Dabei sei künftig wie bisher
eine uniforme Förderung von 35 Prozent bei Mehrfamilienhäusern (MFH) und
Nichtwohngebäuden (NWG) sinnvoll, während bei Ein- und Zweifamilienhäusern
(EZFH) die Fördersätze ab etwa 2025 auf typabhängige 10 Prozent beziehungsweise 20 Prozent (für Luft- beziehungsweise Erd-Wärmepumpen) abgesenkt werden können.

Hier wie bei den weiteren Förderprogrammen gelte: Die Fördersätze müssten regelmäßig angepasst werden. Sie müssten die Maßnahmen so wirtschaftlich machen, dass die Ziele erreicht würden und bei vermieteten Gebäuden die Warmmiete nicht steige.

Um Investitionssicherheit zu gewährleisten, sollte ein Rechtsanspruch auf Förderung
geschaffen werden, wenn die Fördervoraussetzungen erfüllt seien, fordert Greenpeace.

Damit die beschleunigte Wärmewende gelänge, müsse der Energiebedarf der Gebäude sinken. Das Sofortprogramm sehe deshalb eine schrittweise Pflicht zur Sanierung ineffizienter Gebäude vor, so dass bis 2040 alle Gebäude die Effizienzklasse B erreichten. Dazu sei eine Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nötig, die zur Sanierung von jährlich mindestens drei Prozent der Gebäude führe. Zudem müssten Wärmenetze stark ausgebaut und bis 2035 auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das erfordere Ziele und gesetzliche Standards zusammen mit einem Förderprogramm für Betreiber und Kommunen.

Beschleunigte Wärmewende rechnet sich auch wirtschaftlich

Die beschleunigte Wärmewende sei für Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wirtschaftlich, schreibt Greenpeace weiter.

  • Der Ausstieg aus Öl und Gas erfordere zunächst zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro sowie 22 Milliarden Euro staatliche Fördergelder.
  • Aber: Ab 2035 würde das jährlich netto 11,5 Milliarden Euro an Kosten einsparen.
  • Mit den Maßnahmen seien außerdem eine halbe Million Arbeitsplätze verbunden.
  • Schließlich führe die somit beschleunigte Wärmewende bis 2035 zur Verringerung von jährlich 168 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das seien mehr als 20 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen, die in Deutschland im vorigen Jahr 2021 angefallen seien.

Fast 700.000 fossile Heizungen seien laut Gerald Neubauer in Deutschland im vergangenen Jahr neu eingebaut worden. Das sei für den Klimaschutz fatal. Und jede weitere Öl- oder Gasheizung mache den Umstieg kostspieliger. Deshalb müsse die Bundesregierung die Weichen für eine schnelle Wärmewende noch in diesem Jahr stellen, fordert der Energie-Experte von Greenpeace.

Über die Studie “Heizen ohne Öl und Gas bis 2035. Ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude”

Ihr könnt euch die 100-seitige Studie “Heizen ohne Öl und Gas bis 2035. Ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude” hier kostenlos als PDF-Datei aus dem Internet downloaden.