Handwerker des Monats Oktober 2018 Bernd und Christof Ruh

Handwerker des Monats Oktober 2018: Bernd und Christof Ruh

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Heute stellen wir euch die Brüder Bernd (li.) und Christof Ruh (re.) als unsere Handwerker des Monats Oktober 2018 vor. Die beiden führen den Familienbetrieb Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG in 78244 Gottmadingen (Baden-Württemberg) bereits in vierter Generation. Und sind unter anderem die Solarteure, die die Ritter-XL-Solar-Großanlagen in Büsingen und Randegg gebaut haben.

Inhaltsverzeichnis

Bernd (Baujahr 1962) und Christof (Baujahr 1966) Ruh, bitte stellen Sie uns als Erstes Ihren Betrieb vor!

Christof Ruh: Unser Betrieb wurde 1902 von unserem Urgroßvater Josef Ruh als Blechnerei gegründet. Unser Vater Walter Ruh erweiterte den Betrieb dann um die Bereiche Sanitär und Heizung. Heute sind wir der Ansprechpartner für Sanitär, Heizung und Solar in unserer Gemeinde Gottmadingen und drum herum …

Bernd Ruh: … ohne Blechnerei, obwohl … die alte Blechner-Maschine ist noch da! Wir haben aktuell 14 Mitarbeiter, davon drei Auszubildende.

CR: Wir fahren vergleichsweise wenige Kilometer, unser Tätigkeitsfeld ist wegen der grenznahen Lage zur Schweiz …

BR: … mit dem Rücken zur Schweizer Grenze sozusagen …

CR: … nicht der übliche Kreis um Gottmadingen herum, sondern ein Halbkreis diesseits der Grenze. Wir betreuen daher eine überschaubare Region mit fast ausschließlich Privatkunden – daraus ergeben sich vorwiegend Kleininstallationen. Zudem arbeiten wir mit Architekten zusammen sowie mit drei Hausverwaltungen und mehreren industriellen Kleinunternehmen. Wir erreichen alle unsere Kunden in maximal einer halben Stunde Fahrzeit.

Und Sie haben – darauf lässt die Mitarbeiterzahl schließen – alle Hände voll zu tun?

BR: Unsere Familie arbeitet seit 116 Jahren in dem Handwerk – Zeit genug, um eine beachtliche Kundenkartei aufzubauen.

Wie kamen Sie beide in den Beruf?

CR: Wir sind in der Werkstatt groß geworden. Unser Vater hat das eigentlich gar nicht so gerne gesehen, aber unser Großvater Karl Ruh und unser damaliger Geselle Manfred Vogt haben uns nicht nur dort spielen lassen, sondern sich gut um uns gekümmert. Sie müssen wissen, zu der Zeit gehörte noch ein Haushaltswarengeschäft zum Betrieb, so dass unsere Eltern auch viel vorne im Verkauf beschäftigt waren.

Haben Sie im Familienbetrieb gelernt?

BR: Wir haben beide woanders gelernt und sind als Gesellen in den Familienbetrieb gekommen. Ich als Gas-Wasser-Installateur, Christof als Blechner. Ich habe dann hier meinen Meister und den Betriebswirt des Handwerks gemacht. Christof hat sich zunächst auch noch zum Gas-Wasser-Installateur ausbilden lassen und ist dann Blechner-Meister geworden.

Sie teilen sich die Geschäftsführung?

BR: Ja, ich auf der kaufmännischen Seite, mein Bruder Christof auf der technischen. Wir haben die Geschäftsführung 1998 übernommen.

Arbeiten Sie dabei Hand in Hand oder jeder für sich?

CR: Wir haben schon immer viel gemeinsam gemacht. Bei uns weiß jeder über alles Bescheid. Wir besprechen jeden Job. Oft ist Bernd tatsächlich nur mit dem „Bürodienst“ an Aufträgen beteiligt, während ich mich um die Ausführung beim Kunden vor Ort auf dem Bau kümmere.

BR: Ohne mich wäre Christof mit dem Papierkram mitunter echt aufgeschmissen – dafür kann ich in Sachen Solar nicht mit ihm mithalten, wenn er so richtig loslegt. Jeder von uns kennt seine Stärken und Schwächen, wir ergänzen einander sehr gut.

Was bedeutet es für Sie, einen Betrieb mit so langer Familientradition zu führen?

CR: Wir sind mit Stolz in der Brust angetreten. Heute tragen wir Verantwortung für 14 Mitarbeiter, das heißt, für 14 Familien. Auch das macht stolz.

Wie kommt’s, dass das Thema Solarthermie auf der Liste der Dienstleistungen unserer Handwerker des Monats Oktober 2018 steht?

CR: Ein Architekt …

BR: … in Öko-Sandalen, aus dem Nachbarort, den wir bis dato gar nicht kannten, …

CR: … fragte uns 1990 an, ob wir nicht Interesse an einem etwas utopischeren Projekt mit Solarthermie hätten.

BR: Hatten wir.

CR: Es stellte sich heraus, dass es sogar um zwei Projekte ging, einerseits das Haus des Architekten selbst und andererseits das Haus seines Kunden. Wir sind dann mit dem Mann zu einer Messe gefahren, haben uns rundum informiert und Paradigma kennengelernt.

BR: Und 1991 unsere erste Gasbrennwert-Heizung mit solarer Unterstützung aus dem Hause Paradigma installiert.

Das heißt, Sie sind einer der ersten Partner-Handwerker von Paradigma gewesen?

CR: Ja. Die Technologie hat uns von Anfang an überzeugt. Wir waren sogar einer der 50 Handwerksbetriebe, die Paradigma eng in die Entwicklung des Aqua-Plasma-Vakuumröhrenkollektors involviert hatte. Wir waren damit direkt an der Entwicklung der Technik beteiligt. Eine tolle Sache.

Und Sie sind bis heute Partner – was schätzen Sie an der Partnerschaft zu Paradigma?

BR: Wir finden das Verkaufskonzept – über uns Partner direkt an den Verbraucher – überzeugend. Auch die stetigen technischen Fortbildungsveranstaltungen und Schulungen sind wertvoll für uns.

CR: Das Paradigma-Konzept Partner hat uns auch mit vielen Kollegen deutschlandweit zusammengebracht. Wir waren beim Partnertreffen in China dabei und sind regelmäßig mit auf den Treffen auf der Tiroler Hütt’n.

 

Dresdner Hütte Stubaital Tirol Handwerker des Monats Oktober 2018 Ruh Haustechnik GmbH
Auf dem Dach der Dresdner Hütte des Deutschen Alpenvereins im Stubaital im österreichischen Tirol installierten unsere Handwerker des Monats Oktober 2018 die weltweit höchstgelegene wasserführende Solarthermie-Anlage: Foto: Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG

BR: Fragen Sie jetzt bitte nicht weiter! Die Hütte ist ein Lieblingsthema von meinem Bruder, da kann er stundenlang drüber reden … die ist quasi „sein Baby“ …

Zu spät. Doch bevor ich gleich mehr über die Hütte wissen möchte, zurück zu den Kollegen. Sie meinen, dass Sie zu einem Teil des Partner-Netzwerks geworden sind und sich regelmäßig austauschen?

CR: Das ist zum Teil viel mehr als ein Austausch unter Kollegen: Wir haben richtige Freundschaften geschlossen. Unser Kollege und inzwischen Freund aus Kaiserslautern Stefan Lukas beispielsweise hat uns seinen Sohn in die Lehre geschickt. Der Junge hat dafür vier Stunden Weg in Kauf genommen – jedes Wochenende, hin und zurück.

Dann lassen Sie uns bitte kurz über Ihr Baby, ähem, die Hütte sprechen – ohne Frage Ihr Lieblings-Solarthermie-Projekt, Christof!

CR: Ich versuch‘, mich mal kurz zu fassen …

BR: … das schafft er nicht …

CR: … Ich war 1998 das erste Mal auf der Dresdner Hütte im Stubaital in Tirol (Österreich). Die Hütte ist eine der größten des Alpenvereins und steht unterhalb des Stubaier Gletschers auf halbem Weg vom Parkplatz zum Gletscher. Dort oben auf 2.308 Metern über dem Meeresspiegel hat Paradigma in dem Jahr die bis heute weltweit höchstgelegene wassergeführte Solarthermie-Anlage installiert.

Christof Ruh (links) und Kollege Domenik Wagner auf dem Dach der Dresdner Hütte. Foto: Ruh Haustechnik GmbH
Christof Ruh (links) und Kollege Domenik Wagner auf dem Dach der Dresdner Hütte. Foto: Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG

Zwei Jahre später sind mein Freund und Kollege Stefan Lukas aus Kaiserslautern und ich wieder rauf ins Skigebiet, weil die Anlage nicht optimal lief. Seitdem bin ich zum Handwerker des Vertrauens geworden und gut Freund mit den Betreibern, der Pächter-Familie Hofer und dem Alpenverein Sektion Dresden. Etwa acht Mal im Jahr bin ich jetzt dort oben (auch mal zum Skifahren oder Bergwandern). Ich habe dort die Küche und den Verkaufsbereich saniert, die Haustechnik und die Wasserinstallation umgerüstet. Inzwischen ist die Hütte mit 30 Quadratmetern (Bruttokollektorfläche) CPC-Vakuumröhrenkollektoren von Paradigma bestückt: 8 mal 19/33er á 3,3 m². Die Anlage sorgt für Warmwasser in dem 140-Betten-Haus.

Und Sie, Bernd Ruh, haben Sie auch eine Lieblingsanlage?

BR: Wir sind ein Betrieb, der klein und groß kann. Natürlich sind so große Installationen wie in Büsingen und Randegg, die wir im Auftrag der Ritter XL Solar montiert haben, besondere Herausforderungen, die man nicht vergisst. Aber als montierender Subunternehmer waren wir dort nur ein Teil des großen Ganzen.

Randegg Solarthermie-Großanlage Handwerker des Monats Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG
Die Randegger Solarthermie-Großanlage, die unsere Handwerker des Monats Oktober 2018 in diesem Jahr für das dortige Nahwärmenetz montiert haben. Foto: Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG

Zwischenfrage: Wären Sie bereit, uns Randegg als ein Projekt des Monats hier auf dem Blog näher vorzustellen?

CR: Sehr gerne!

Zurück zur Frage nach Ihrem Lieblings-Projekt, Bernd Ruh:

BR: Im Grunde ist jedes aktuelle Projekt ein Lieblingsprojekt. “Mein Baby” ist zur Zeit das Automobil Museum Mac 2 in Singen. Dort installieren wir zur Zeit eine Heizung und Sanitäranlage in einem äußerst interessanten Gebäude. Die Besonderheit ist: Die gesamte Heizung wird  in einem Showroom hinter Glasscheiben installiert.

Ich mag grundsätzlich gerne Solarthermie-Projekte, die wir von Anfang an komplett selbständig planen, ausführen und in Betrieb nehmen. Ein Beispiel ist die Anlage auf der AWO-Seniorenwohnanlage in Gottmadingen.

Handwerker des Monats Oktober 2018 Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG Gottmadingen AWO-Seniorenwohnanlage Paradigma
Auf dem Dach der Seniorenwohnanlage der AWO in Gottmadingen installierten die Handwerker des Monats Oktober 2018 neun Paradigma Solarthermie-Kollektoren, damit die Senioren solar erwärmtes Warmwasser bekommen. Foto: Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG

Dort haben wir dem Betreiber des Gebäudes mit 20 Kleinstwohnungen für Senioren, die auch im Sommer eine Menge Warmwasser benötigen, in der Beratung vorgeschlagen, dass eine Solarthermie-Anlage bestens in sein Heizungskonzept mit Gasbrennwertkessel (Nennleistung: 110 Kilowatt (kW)) passen würde. Am Ende sind es mit 9 mal 19/50er-CPC-Vakuumröhrenkollektoren 45 m2 Bruttokollektorfläche und eine Pufferspeicher-Kaskade aus drei Warmwasserspeichern geworden, die wir dort geplant, installiert und in Betrieb genommen haben.

Jetzt mal Hand aufs Herz! Wo drückt der Schuh im alltäglichen Solarteur-Handwerk?

BR: Leider hat die Nachfrage nach Solar in den vergangenen zwei Jahren nachgelassen. Wärmepumpen verdrängen Solarthermie spürbar. Es heißt immer nur Strom, Strom, Strom.

Was wünschen Sie sich als Handwerker des Monats Oktober 2018 für Ihren Solarthermie-Job?

CR: Dass Paradigma sich weiterhin mit seinem Aqua-System an der Weltspitze behaupten kann. Es gibt derzeit einfach nichts Besseres auf dem Markt als das mit klarem Wasser geführte System. Wer das Gegenteil behauptet, der soll einmal die Nase dranhalten, wenn ein herkömmliches System mit einem Wasser-Frostschutzmittel-Mix gespült werden muss.

Letzte Frage: Bernd und Christof Ruh – wird es eine 5. Generation Ruh-Solarteure geben?

BR: Leider sieht es nicht danach aus. Mein Bruder hat keine Kinder und meine Tochter hat sich fürs Mediendesign entschieden – und damit weder für mein noch für das Handwerk ihrer Mutter in einem gleichfalls traditionsreichen Friseur-Familienbetrieb.

Dann muss ich doch noch eine allerletzte Frage stellen: Macht Sie das traurig, dass Sie die letzte Ruh-Generation sind?

CR: Ja.

BR: Ja. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Und noch sind wir ja jeden Tag für unsere Kunden zuverlässig unterwegs.

In diesem Sinne sonnigen Dank für Ihre Zeit, Bernd und Christof Ruh! Und bis demnächst, wenn wir zwei Ihrer Anlagen als Projekt des Monats vorstellen!

Fotos: Ruh Haustechnik GmbH & Co. KG Gottmadingen, Bernd und Christof Ruh, Karola Ostermayer, Ostermayer artwork (Titelfoto)