Gimbweiler-Kollektorfeld Solare Fernwärme

Nachmachen erwünscht: Gimbweiler Nahwärmenetz!

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Der kleine Ort Gimbweiler im rheinland-pfälzischen Hunsrück (Landkreis Birkenfeld) macht zu Recht von sich reden: Gimbweiler ist ein sogenanntes Bioenergiedorf. Und als solches trotze Gimbweiler derzeit der Energiekrise. Das schreibt der Südwestdeutsche Rudfunk (SWR) in einem aktuellen Bericht (mit Video, siehe unten). Gimbweilers Nahwärmenetz sei demnach mittlerweile ein Modell für viele andere Dörfer – die wärmeerzeugende Solarthermie-Anlage ist made by Ritter XL Solar, der Großanlagensparte in unserem Unternehmen Ritter Energie. Absolute Lese- und Videoguck-Empfehlung von uns dafür!

Gimbweiler zählte mit Stand vom 21. Dezember 2021 (Quelle: Wikipedia) 385 Einwohner. Der Bericht auf der Internetseite vom SWR aktuell beziffert den Anteil der Haushalte, die mittlerweile an das Gimbweiler Nahwärmenetz angeschlossen seien,  mit 86 auf knapp die Hälfte. Die Wärme produziert die große Ritter-Solarthermie-Anlage auf einem Hügel oberhalb des Dorfes. Wir haben euch unsere Anlage hier auf dem Solarthermie-Blog bereits ausführlich vorgestellt. Hier geht’s zum Beitrag: “Gimbweiler: Nahwärmenetz mit Solarthermie-Großanlage von Ritter XL Solar eingeweiht!” Deshalb an dieser Stelle nur die wichtigen technischen Eckdaten:

  • Größe des Kollektorfelds: 1.186 Quadratmeter (m²)
  • Kollektor-Typ: 240 Kollektoren vom Typ Ritter XL 19/49
  • Jahreswärmeertrag: 535 Megawattstunden (MWh)
  • Spezifischer Jahresertrag: 451 kWh/m² a

Scheint die Sonne einmal nicht stark genug vom Himmel auf Gimbweiler herab, so dass die Solarthermie-Anlage nicht auf den nötigen Solarertrag kommt, springen zwei Biomasse-Heizungen (Hackschnitzelheizungen) ein. Die Kessel stehen in der zugehörigen Heizzentrale am Fuß des Hügels.

Nahwaermenetz_Gimbweiler

Foto: ©MKUEM

Das Großartige an dem SWR-Bericht ist, dass er zwei der Gimbweiler Einwohner vor die Kamera holt, die an das Nahwärmenetz angeschlossen sind.

  • Die Gimbweilerin Simone Simon beziehe demnach seit zwei Jahren Wärme, die vor Ort gewonnen wurde. Sie bewohne einen alten Bauernhof am Ortseingang von Gimbweiler, den sie saniert habe. Vor dem Anschluss ans Gimbweiler Nahwärmenetz erzeugte sie ihre Wärme mit einer Umweltheizung (Wärmepumpe), die das große Gebäude jedoch nicht immer komplett zu erwärmen vermochte. Mit der Nahwärme aus dem Netz sei das Problem vom Tisch.
  • Der Gimbweiler Jörg Sauerbaum habe dem SWR-Bericht zufolge seine noch fast neue Ölheizung gegen einen Anchluss ans Gimbweiler Nahwärmenetz getauscht, als er sein Haus in der Ortsmitte vor zwei Jahren kaufte und bezog. Den Heizsystemwechsel von fossil auf erneuerbar habe er demnach nie bereut. Weil anstelle des Ölbrenners und der Vorratstanks für den Brennstoff Öl jetzt nur noch eine kleine Wärmeübergabestation an der Kellerwand hänge, gebe es sogar einen Platzgewinn.

Gimbweilers Bürgermeister bekommt viele Anfraen zu seinem Nahwärmenetz

Der SWR berichtet weiter, dass Gimbweilers Bürgermeister Gerd Linn sich vor Anfragen zum Gimbweiler Nahwärmenetz kaum retten könne. Er hätte demnach im Oktober mehrere Besucher in der Woche empfangen, sowohl von anderen Gemeinden als auch von Forschern.

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Dem SWR sagte Bürgermeister Linn, dass er jedem Ort dazu rate, genau zu checken, welche erneuerbare Energien sich vor Ort anböten. Er weist darauf hin, dass – auch wenn die Sonne keine Rechnung schicke – die Solarenergie nicht für lau zu haben sei. Er gibt angesichts der Tatsache, dass derzeit viele Förderungen zurückgefahren werden, zu bedenken, dass Gimbweiler sich den Bau des Nahwärmenetzes vom Bund habe bezuschussen lassen. Ihm zufolge seien auch die Hausanschlüsse vor drei Jahren gefördert worden.

Beim Planen ihres Nahwärmenetzes habe die Gemeinde Gimbweiler das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) in Hoppstädten-Weiersbach an der Seite gehabt. Peter Heck, Professor für Umweltwirtschaft und Leiter des IfaS, sagte dem SWR, dass er in Nahwärmenetzen eine günstige und zukunftsträchtige Wärmeversorgung gerade für Menschen auf dem Land sehe. Ihm zufolge gebe es dort meist genug Platz, für erneuerbare Energieerzeugungsanlagen wie Solarthermie-Anlagen, Windräder oder Biogas-Anlagen. Vor allem die Wärme aus Sonne und Wind spiele laut dem Professor eine immer wichtigere Rolle. Für ihn sei der Rhein-Hunsrück-Kreisimit seinen bereits17 Nahwärmenetzen ein Vorbild.

Die dank der dezentralen Wärmeerzegung Entkopplung vom Energiemarkt bringe der Gemeinde und ihren ans lokale Wärmenetz angeschlossenen Haushalten zwei wesentliche Vorteile:

  • Mit der Sonne als Wärmequelle bleiben die Wärmepreise und damit die Heizkosten stabil.
  • Zudem erweise sich die Wärmeversorgung mit Sonnenwärme und Holzwärme als sicher.

Fotos: Ritter XL Solar, Ritter Energie (Titelbild), ©MKUEM (Heizzentrale)