Projekt 2 des Monats Oktober spart 80 Prozent Öl!

Fachwerkhaus mit Solaranlage spart 80 Prozent Öl | Projekt 2 des Monats 10/2015

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Heute geht es um ein interessantes Projekt, nämlich um die energetische Modernisierung der besonderen Art: einem Fachwerkhaus mit Solaranlage.Wir stellen Euch monatlich nicht nur unseren “Handwerker des Monats” in einem ausführlichen Interview vor, sondern auch dessen zwei Lieblingsprojekte in Sachen Solarthermie. Im Oktober küren wir Thorsten Schäfer zu unserem “HdM”. Der Handwerksmeister sitzt mit seinem Betrieb Schäfer Installationen in 32805 Horn-Bad Meinberg. Alles über sein von uns bereits vorgestelltes Lieblingsprojekt 1 könnt Ihr hier lesen.

Ein 1758 errichtetes Fachwerkhaus mit Solaranlage

Das Lieblingsprojekt 2 des doppelten Meisters (Gas- und Wasserinstallateur-Meister und Zentralheizungs- und Lüftungsbau-Meister) ist das alte Fachwerkhaus der Familie Asse in 32825 Blomberg, Ortsteil Maspe, in Nordrhein-Westfalen. Das Gebäude stammt aus dem Baujahr 1758, das genaue Datum seiner Fertigstellung ist sogar im alten Torbogen zu lesen.

Auf dem alten Torbogen des Fachwerkhauses von den Asses steht: Herr, wer wird wohnen in Deiner Hütten? Wer wird bleiben auf deinem Heiligen Berge?“ wird im ersten Vers des Psalm 15 gefragt. Die Antwort steht gleich mit auf dem Torbogen: „Wer ohne Wandel einhergeht und recht tut und redet die Wahrheit von Herzen.“ Foto: NRW.BANK
Auf dem alten Torbogen des Fachwerkhauses von den Asses steht: “Herr, wer wird wohnen in Deiner Hütten? Wer wird bleiben auf deinem Heiligen Berge? Wer ohne Wandel einhergeht und recht tut und redet die Wahrheit von Herzen.“ Foto: NRW.BANK

Vorher: Öl und Speckstein

Bislang wurde das Einfamilien-Fachwerkhaus mit einem Ölkessel beheizt (Öl-Zentralheizung). Hausherr Peter Asse wünschte sich für die Zukunft eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach, um unabhängiger vom Öl zu werden. Den Solarcheck hatte das Haus entsprechend bestanden. Der 46-Jährige wohnt gemeinsam mit seiner Frau Marion in dem alten Gebäude. Beiden war es wichtig, in Zukunft weniger Brennstoff zu verbrauchen.

„Die ganzen individuellen Anpassungen des Hauses ließ ich durch gezielte Umbaumaßnahmen von verschiedenen regional ansässigen Handwerkern durchführen und so war der Weg geebnet für die von fossilen Brennstoffen unabhängige Wärmversorgung “, sagt Peter Asse. Und zwinkernd fügt er hinzu: „Das Geld, das wir für die Umbauten ausgegeben haben, wird nicht in Form von Heizöl verbrannt, sondern kommt den örtlichen Handwerkern und dem produzierenden Gewerbe zugute.” So fiel die Entscheidung zum Fachwerkhaus mit Solaranlage.

Der Ölkessel sollte künftig nur noch den Bedarf an Restwärme decken – falls die Sonne mal nicht scheint und der Kaminofen mal längere Zeit aus bleibt. Neben der Heizung müssen auch zwei Bäder/Warmwasserzapfstellen mit Wärme versorgt werden. Um die geplante Solarthermie-Anlage auf das ehrwürdige Dach des Fachwerkhauses zu montieren, musste das zunächst mal hergerichtet werden. Zwischen die Dachsparren im alten Dachstuhl (Abstand: bis zu 1,80 Meter) wurden weitere neue Balken gesetzt, um das Dach zu stabilisieren. Immerhin wiegt so eine Solarthermie-Anlage einiges. Peter Asse: “Zur Erbauungszeit waren solche Begriffe wie Gebäudestatik noch nicht so geläufig …”.

Projekt des Monats Peter Asse Schäfer Installationen Dachbalken
Im 18. Jahrhundert setzte man die Dachsparren auch mal bis zu 1,80 meter auseinander. Für Stabilität, die auch die neue Solarthermie-Anlage trägt, sorgen neue Sparren. Foto: Peter Asse

Nachher: Erst Solarthermie und Öl, dann sogar noch Pellets statt Öl und immer noch …

2012 war es soweit: Das Großprojekt wurde in Angriff genommen. Unser Handwerker des Monats, Thorsten Schäfer, installierte den Asses eine Solarthermie-Anlage mit einer Bruttokollektorfläche von zehn Quadratmetern aufs Dach des betagten Fachwerkgebäudes.

Fachwerkhaus mit Solaranlage
10 Quadratmeter moderne Solarthermie-Kollektoren auf einem Fachwerkhaus aus dem Jahre 1758. Foto: NRW.BANK

„Nach einer ausgiebigen Begutachtung des Hauses und dem Solarcheck in 2012 setzen wir zusätzlich zur Solaranlage mit dem effizientesten Sonnenkollektor (zwei Mal Paradigma STAR azurro – Anmerkung von Doreen, siehe Tabelle unten) am Markt, nun auf eine umweltfreundliche Pelletsheizung  (Die hat Peter Asse samt notwendigem Schornstein im Juni 2013 in Eigenleistung eingebaut und zum Schutz vor dem in der Gegend nicht unüblichen Hochwasser auf einem 24 Zentimeter hohen Betonsockel aufgestellt. – Anmerkung von Doreen) anstatt des Ölkessels sowie einem Wärmetauscher für den Specksteinofen installiert“, berichtet Peter Asse, der selbst ambitionierter Hobbyhandwerker ist.

Der alte Specksteinofen arbeitet dank massgefertigtem Wärmetauscher jetzt als Wärmezulieferer für den Pufferspeicher. Foto: NRW.BANK
Der alte Specksteinofen arbeitet dank massgefertigtem Wärmetauscher jetzt als Wärmezulieferer für den Pufferspeicher. Foto: NRW.BANK

… Speckstein!

Apropos Specksteinofen. Ihr alter Specksteinofen hatte den Asses besonders am Herzen gelegen. Das gute Stück sollte auch weiterhin für Gemütlichkeit im Hause Asse sorgen. Und nicht nur das: Künftig sollte er auch die Heizung unterstützen, indem er dem Pufferspeicher mit angehängter Frischwasserstation zusätzliche Wärme zukommen lässt. Der Specksteinofen wurde deshalb mit einem extra angepassten Wärmetauscher ausgerüstet. Dazu mussten einige Specksteine sogar einzeln in neue Form gebracht werden.

Bauherr Peter Asse und Handwerksmeister Thorsten Schäfer im Keller des "Projekts des Monats" - ein Fachwerkhaus von 1758 mit Solarthermie-Anlage.
Bauherr Peter Asse und Handwerksmeister Thorsten Schäfer im Keller des “Projekts des Monats” – ein Fachwerkhaus von 1758 mit Solarthermie-Anlage. Foto: NRW.BANK

Vorher-Nachher-Vergleich: Minus 80 Prozent Öl-Verbrauch!

Die hochmoderne Heizungsanlage mit solarthermischer Unterstützung sowie die anderen Sanierungsmaßnahmen übererfüllten die Erwartungen der Asses: „Das Ergebnis hat mich in unserer Entscheidung bestätigt und meine persönlichen Erwartungen bereits übertroffen. Denn der Öl-Verbrauch ist von zuvor fast 2.600 Liter Öl um fast 80 Prozent gesunken“, sagte Peter Asse bereits damals stolz. Der spätere Umstieg auf Pellets dürfte die resultierenden Heizkosten abermals deutlich gesenkt haben.

Projekt 2 des Monats Oktober 2015 - Einfamilien-Fachwerkhaus

Anlagengröße:9,86 m2 (2 x 4,93 m2)
KollektorenParadigma CPC Star azzurro 2 x 605 kWh/a je m2 nach Solar Keymark Datenblatt (50° C Würzburg)
Ausrichtung:k. A.
Pufferspeicher:Aqua Expresso II
Zusatzheizung: alter Specksteinofen für Stückholz. Später folgte noch eine Pelletsheizung in Eigenregie (nicht in die Öl-Einsparung eingerechnet)
Alte Heizung:ÖlheizungVerbrauch vorher: 2.600 Liter Öl p.a. (ca. 26.000 kWh)
Trinkwassererwärmung:ja
Heizungsunterstützung:ja
Beheizte Fläche:k. A. Baujahr der Anlage: 2012/2013
Energiebedarf :k. A.
Gesamteinsparung:knapp 80 %Verbrauch nach der Modernisierung Schritt 1: ~ 600 l Öl und 4-5 SRM Brennholz

Verbrauch nach der Modernisierung durch eine Pelletsheizung; 1.200 kg Pellets + 4-5 SRM Brennholz
Ertrag/Jahr:Tatsächlich: k. A.Errechneter Maximalertrag der Solarthermieanlage: 5.965 kWh
Ausführender Betrieb:
Handwerksmeister Thorsten Schäfer,
Starenweg 9,
32805 Horn-Bad Meinberg
Interview mit Thorsten Schäfer
Wir veröffentlichen monatlich zwei Anlagen unserer "Handwerker des Monats". Das ist das Projekt 2 des Handwerkers des Monats Oktober 2015, Thorsten Schäfer, Schäfer Installationen Horn-Bad Meinberg.

Fotos: NRW.Bank/Peter Asse