So heizt die Welt!

Heizen: So heizt die Welt – eine Heizungsweltreise! (1)

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Wir laden euch heute zu einer Reise in die weite Welt ein. Lasst uns eine Heizungsweltreise machen, um zu erfahren, welche Heizgewohnheiten anderswo auf der Erde typisch sind. Schaut selbst: So heizt die Welt! 

Unsere Heizungsweltreise machen wir auf den Spuren der Süddeutschen Zeitung (SZ) online. Deren weltweit verstreute Korrespondenten hatten ihre Beobachtungen in einem großen Bericht zusammengetragen.

So heizen die Chinesen!

Dem Zeitungsbericht zufolge hänge, ob man in Chinas Winter friere oder nicht, nicht davon ab, welche Temperaturen draußen herrschten. Vielmehr sei dies die Folge einer politischen Entscheidung unter Mao:  Demnach hätten die Kommunisten in den 1950er Jahren trotz knapper  Ressourcen Heizungen installieren wollen. Der ressourcenknappheit begegneten sie mit einer Teilung des Landes entlang einer Linie, die zwischen dem 32. und 34. Grad nördlicher Breite und damit entlang des Huai-Flusses und des Qinling-Gebirges verlaufe.

Nördlich dieser Heizgrenze werde geheizt. Nur dort, gleichwohl auch weiter südlich derselben im Winter die Temperaturen teils unter den Gefrierpunkt fallen würden.

Zu Hause trügen die Chinesen daher den Zwiebellook: vier, fünf Schichten Kleidung übereinander. Geschlafen werde in Winterjacke. Und in der Schule würden die Fenster auch im Winter geöffnet, damit von draußen warme Luft in die kalten Klassenräume strömen könne. Wer es sich leisten könne, heize in den chinesischen Städten mit einer Klimaanlage, wer es sich nicht leisten könne, müsse frieren.

So heizen die Italiener!

In Italiens Norden seien die Winter garstig, windig und feucht, schreibt der Italien-Korrespondent der SZ. Die Fenster italienischer Wohnungen würden oft locker in den Angeln hängen, Zugluft sei ein weit verbreitetes Problem. Um dieser oder auch eindringendem Regen entgegen zu wirken, legten viele Italiener bunte Kissen vor die Fensterschwellen. Fast überall werde in Italien mit Gas geheizt – und zwar nur so stark, dass man der Kälte im warmen Pullover trotzen könne. Gas benutzten die Italiener demnach auch deshalb, weil Strom teuer importiert werden müsse, seit Italien aus der Kernkraft ausgestiegen sei. In den italienischen Dörfern rieche es winters nach Brennholz.

So heizen die Russen!

In Sibirien herrschten schon im November zweistellige Minustemperaturen schreibt der SZ-Korrespondent aus Russland. Viele Russen würden dennoch zu Hause eher T-Shirts tragen, da sie sich warm einheizten.  Vielerorts seien die Heizungen an zentrale  Fernwärme angeschlossen – und daher nicht regulierbar. Wer es kühler haben wolle, müsse daher das Fenster öffnen. Billiges Heizgas sei in Russland bislang immer zu haben gewesen. Deshalb gebe es an eiskalten Wintertagen schon mal Temperaturunterschiede von bis zu 60 Grad Celsius zwischen drinnen und draußen. Draußen trage man, wenn man es sich leisten könne, einen echten Pelzmantel. Der zugehörige Absatz sei im Winter 2020/21 um ein Fünftel  gestiegen. Vor allem in der russischen Hauptstadt Moskau zeuge der echte Pelz vom betuchten und eleganten Status seines Trägers, Anderswo, wo das Geld eher knapp sei, wäre er dagegen epochenlang ein schützendes Muss gewesen und inzwischen von weniger teuren synthetischen Pelzen und Stoffen ersetzt worden.

So heizen die Briten!

Auch in Großbritannien sei es der SZ online zufolge üblich, nicht nur das eigene Haus, sondern auch die Insel mit zu beheizen. Berichte von einfach verglasten Fenstern, bei denen man, auch wenn sie geschlossen seien, eine Hand nach draußen schieben könne, würden demnach stimmen. Mehr als 20 Prozent der Häuser allein in England seien vor 1919 gebaut worden. Viele davon seien bis heute schlecht gedämmt und hätten noch immer vergleichsweise undichte Schiebefenster. Bis 2035 wolle das Vereinigte Königreich so weit kommen, dass alle Häuser neuen Energiestandards gerecht würden. Geschätzter Kostenpunkt dessen: 390 Milliarden Euro. Und auch das beobachtete der SZ-Korrespondent in Großbritannien: Wer dort zu Hause friere, der gehe ins Pub, weil es dort einen, wenn nicht sogar zwei, Kaminofen gebe.

So heizen die Südafrikaner!

In der südafrikanischen Hautstadt Kapstadt überrasche der Winter die Stadtbewohner alljährlich, schreibt der dortige SZ-Korrespondent. Zwar schaffe es der Schnee von den Bergen nicht bis in die Stadt, aber die Temperaturen würden zwölf bis fünfzehn Grad Celsius selten übersteigen. Statt dessen gebe es über vier Monate anhaltenden Regen und Wind. Den Wintereinzug erkenne man an der Verknappung mobiler Heizlüfter in den lokalen Baumärkten: Der Großteil der Häuser und Wohnungen in Kapstadt hätte keine Heizung. Die einen würden sich mit einer kleinen Klimaanlage einheizen – ein Versuch, der oft zum Scheitern verurteilt sei, weil einerseits die Fenster nur einfach verglast seien, und andererseits auch der Strom häufig ausfalle. Die anderen befeuerten  einen Kamin, der die Wärme durch die nicht isolierte Raumdecke nach nach oben jage.

So heizen die USA-Amerikaner!

Der SZ-Korrespondent aus den USA berichtet, dass es in den Wohnungen der Reichen auf der Upper East Side in Manhattan (New York) wohl Heizungen gebe, die sich regulieren ließen. Doch im Großteil der älteren Wohnungen in der Millionenstadt liefen demnach Heizungen in nur zwei Einstellungen: “Aus” und “Heißer als der Erdkern”. Wegen der eiskalten Außentemperaturen entschieden sich die New Yorker zumeist fürs Heizen und regelten die Temperatur übers Öffnen der Fenster.

So heizen die Japaner!

Japans Klima ist in den einzelnen Landesteilen sehr unterschiedlich. Auf den subtropischen Südinseln der Präfektur Okinawa seien die Winter so mild, dass kaum geheizt werden müsse, schreibt der SZ-Korrespondent von dort. Anders sei das auf den Hauptinseln, insbesondere im schneereichen Westen Honshus und auf der Nordinsel Hokkaid?. Dennoch würden die Japaner ihre Häuser traditionell gemäß den schwülen Sommern bauen. Durchzug zuzulassen, sei ihnen dabei konzeptionell wichtig, Wärmedämmung dafür nicht. Zentralheizungen gebe es demnach vor allem in Hokkaid?, wenn auch nicht immer. Geheizt werde per Klimaanlage, Halogen-Heizgerät oder anderen mobilen Wärmeerzeugern. Auf dem Lande seien oft Kerosin-Öfen in Betrieb. Modernere Wohnungen hätten Fußbodenheizungen. Beliebt sei darüber hinaus der sogenannte Kotatsu. Das sei Hybrid aus Heiztisch und Decke und eine typisch japanische Lösung gegen Kälte.

So heizen die Belgier!

Die Belgier hätten laut dem dort ansässigen SZ-Korrespondenten ein ähnliches Klima wie wir in Deutschland. Deshalb heizten de Belgier auch ähnlich. Neubauten seien meist gut gedämmt, manche Altbauten seien jedoch so energieeffizient “wie ein Zirkuszelt”. Hausbesitzer, die das ändern wollten, stießen auf Handwerkerknappheit und teils auch knappe Baumaterialien – so wie wir es auch hier in Deutschland gerade erlebten. Ihre Wohnungen würden die Belgier auf angenehme Temperaturen erwärmen. Anders als wir hierzulande sei Zugluft für die Belgier kein Problem, wenn sie zum Lüften Türen und Fenster öffneten.

So heizen die Ägypter!

Regen begeistere Ägypter, berichtet die SZ-Korrespondentin aus Nordafrika. Sie glaubten demnach, dass, wenn der Himmel aufreiße, sie Gott besonders nahe seien. Ähnlich würden die Ägypter mit Kälte umgehen. Zwar seien die ersten Heizungen in Ägypten erfunden worden, doch in den paar Tausend Jahren danach seien sie aus der Mode gekommen. Die Häuser hätten keine Heizungen, die Fenster würden die Bewohner häufig nicht mal ausreichend vor Sandstürmen schützen. Dabei fielen die Temperaturen im ägyptischen Winter locker auf fünf Grad, in der Wüste sogar tiefer. Mitunter falle sogar Schnee. Die Menschen würden der Kälte mit Wolljacken und Decken trotzen. Klagten Ägypter über hohe Energiekosten, sei fast immer der Verbrauch Sommer gemeint. Hohe Stromkosten hätten in Ägypten laut dem Bericht bereits politische Krisen ausgelöst.

Spannend, oder? Im teil 2 unserer kleinen Reihe “So heizt die Welt!” zeigen wir euch, dass viele Menschen es sich nicht (mehr) leisten können, zu heizen. Bleibt dran!

Foto: neguan/photocase