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Solaranlagen: Verschärfter Hageltest beim TÜV

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Letztes Jahr habe ich hier über das Thema „Solaranlage & Hagel: Was tun bei Hagelschaden an der Solarthermie-Anlage?“ geschrieben. Darin hatte ich kurz angeschnitten, dass die herstellerseits gelieferte Wetterfestigkeit von Solaranlagen bisher von unabhängigen Testinstituten unter Bedingungen geprüft wurde, die nicht immer der Realität der Naturgewalten entsprechen. Jetzt hat der TÜV Rheinland im Kölner Prüfzentrum sein Hagel-Testprogramm verschärft. Neben der Hagelwiderstandsklasse 2 können Hersteller sich für ihre Anlagen jetzt auch die Hagelwiderstandsklasse 3 zertifizieren lassen. Eine Maßnahme, die längst fällig war, denn Hagelschäden gehören zu den teuersten Schadensursachen bei Solaranlagen in unseren Breitengraden – sowohl Photovoltaik-Systemen als auch Solarthermie-Anlagen. In der entsprechenden Pressemitteilung sagt Jörg Althaus, Geschäftsfeldleiter Solarenergie bei TÜV Rheinland, zur  Erweiterung des Testspektrums: „Versicherer und Projektierer bestehen zu Recht zunehmend auf den schärferen Tests, denn die durch Hagelstürme verursachten Schäden an Solaranlagen sind in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen.“

Hagelwiderstandsklasse 2 und 3

Bisher erfüllten Solarkollektoren und PV-Module nach dem erfolgreich bestandenen Hageltest des TÜV Rheinland die sogenannte Hagelwiderstandsklasse 2: Dazu wurden die Solaranlagen mit Hagelkörnern von 25 Millimeter Größe und einer Geschwindigkeit von 23 Metern pro Sekunde (m/s) beschossen. Mickrige Dinger, wenn man die golfballgroßen Hagelkörner zu Besuch hatte, die diesen Sommer vielerorts vom Himmel fielen. Um das Zertifikat Hagelwiderstandsklasse 3 zu bekommen, lassen sich die Anlagen jetzt auch mit 35 Millimeter großen Hagelkörnern und einer Geschwindigkeit von 27,2 m/s beschießen (entspricht der Norm IEC 61215). Verglichen mit den Testbedingungen für die Hagelwiderstandsklasse-3-Zertifizierung haben die größeren Hagelkörner laut TÜV Rheinland „rund die dreifache Masse und entwickeln nahezu die vierfache Bewegungsenergie“. Der neue Teststand sei demnach bereits von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) unabhängig anerkannt worden.

Solarthermische Vakuumröhrenkollektoren brauchen eigene Testbedingungen

Interessant: Auch wenn die derzeit gültigen normativen Prüfgrundlagen für PV-Module ebenso wie für Solarthermie-Kollektoren gelten würden, berücksichtigten sie jedoch vor allem Flachkollektoren – Testnormen für Vakuumröhrenkollektoren seien in der aktuellen Fassung laut TÜV Rheinland nicht beschrieben. Deshalb habe die Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen in der Schweiz, wo sich die Hagelschäden an Solaranlagen in den vergangenen beiden Jahrzehnten ebenfalls stark häuften, eine spezielle Prüfbestimmung Nr. 19 erarbeitet. Darin seien demnach sowohl der Beschussort als auch der Beschusswinkel präzise beschrieben. Ebenso wie die Art und Weise, wie die Kollektoren in Gruppen einzuteilen seien und auch, wie man die Voralterung von Kunststoffen in die Prüfung einbeziehen solle: „Vakuumröhrenkollektoren müssen beispielsweise neben dem Bereich der Glasröhre nahe dem Sammlergehäuse auch im gegenüberliegenden Bereich beschossen werden. Darüber hinaus müssen offensichtliche Schwachstellen zusätzlich jeweils mit fünf weiteren Eiskugeln beschossen werden“, heißt es seitens des TÜV Rheinland, der dieses Testverfahren ebenfalls im Programm hat.

Erste Röhrenkollektoren bereits mit Hagelwiderstandsklasse 3 ausgezeichnet

Nach Angaben des TÜV Rheinland hätten erste Röhrenkollektoren bereits erfolgreich die Prüfung zum Zertifikat Hagelwiderstandsklasse 3 bestanden: „Gewiss ist die Schweiz mit den erhöhten Anforderungen ein Vorreiter. Es gibt jedoch Anzeichen, dass die Marktentwicklung in auch in anderen Ländern weiter in diese Richtung verschärfter Hagelschlagtests geht“, schätzt Jörg Althaus ein.

Hintergrund: TÜV Rheinland – ein international führender Prüfdienstleister der Solarbranche

In der Selbstbeschreibung des TÜV Rheinland heißt es, dass das Unternehmen bereits im Jahr  1985 im Labormaßstab mit der technischen Prüfung von Solarkomponenten begonnen hätte. Das Expertennetzwerk von TÜV Rheinland für die Solarbranche umfasse demnach heute über 200 Fachleute in acht Laboratorien weltweit – in Bangalore (Indien), Gyeongsan (Korea), Köln (Deutschland), Osaka und Yokohama (Japan), Shanghai (China), Taichung (Taiwan) sowie bei TÜV Rheinland PTL in Tempe (USA). Foto: TÜV Rheinland: Hagelschlagprüfanlage für Solaranlagen (hier: PV-Module)