Ritter XL Solar Großkollektor XXL Solarthermieanlage Renquishausen_Luftbild

Solarthermie in Renquishausen – erste Anlage von Ritter XL Solar mit dem neuen Großkollektor XXL

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Dass die Großanlagensparte Ritter XL Solar unseres Unternehmens Ritter Solartechnik einen neuen Großkollektor verbaut, hatten wir euch schon kurz vor dem Jahreswechsel berichtet. Unseren Beitrag über den Kollektor mit der Typenbezeichnung XXL 19/131 findet ihr hier. Inzwischen ist die erste Solarthermie-Freiflächenanlage mit dem Großkollektor XXL errichtet worden: in Renquishausen im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg. Dominik Bestenlehner hat das Projekt geleitet – im Interview lässt er uns daran teilhaben. 

Dominik Bestenlehner Leiter FundE Ritter Energie
Dominik Bestenlehner leitet die Abteilung Forschung und Entwicklung in unserem Unternehmen Ritter Energie. Foto: Sebastian Berger

Dominik, du leitest die Abteilung Forschung & Entwicklung (F&E) in unserem Unternehmen. Wie kommt’s, dass du für das Solarthermieprojekt Renquishausen verantwortlich warst?

In Renquishausen haben wir zum ersten Mal unsere Neuentwicklung, den Großkollektor XXL, verbaut. Da bot es sich an, dass ich das Projekt aus Sicht der F&E-Abteilung eng begleite und vor Ort die ersten Erfahrungen mit dem großen Kollektor in der Praxis sammle.

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Die Solarthermieanlage Renquishausen in der Wintersonne. Foto: Dominik Bestenlehner

Stell uns das Projekt bitte kurz vor!

Renquishausen ist eine kleine Gemeinde mit 826 Einwohner:innen (Stand: Ende 2024) auf der Schwäbischen Alb nördlich von Tuttlingen. Schon seit dem Jahr 2009 ist der Ort ein sogenanntes Bioenergiedorf.

Es gibt im Ort ein Wärmenetz, an das etwa 200 Haushalte und Firmen angeschlossen sind. Dieses Nahwärmenetz wurde schon vor 20 Jahren gebaut. Bislang versorgte eine Biogasanlage eines ortsansässigen Landwirtes das Netz mit ihrer Abwärme. Ein Ölkessel diente als Back-up. Nachdem die Biogasanlage nach 20 Jahren keine öffentlichen Fördergelder mehr bekam, rechnete sich der Betrieb der Biogasanlage für den Landwirt allerdings nicht mehr. Mit der Anlage fiel die Hauptwärmeerzeugerin des Netzes weg. 

Als Ersatz entschied sich die Betreiber:innengesellschaft, die Nahwärme Renquishausen GmbH, die in gleichwertiger Partnerschaft von der Gemeinde und der solarcomplex AG getragen wird, für eine Kombination aus einem Hackschnitzelkessel und einer Solarthermieanlage zur Versorgung des Nahwärmenetzes. Mit der solarcomplex AG verbindet uns als Ritter XL Solar eine langjährige Zusammenarbeit, wir haben bereits die Bioenergiedörfer Büsingen,  Häusern, Randegg und Schluchsee mit Solarthermiegroßanlagen zu Solardörfern “solarisiert”.

Doch zurück zur ersten Anlage mit unserem XXL-Kollektor in Renquishausen: Die 600 kW-Anlage hat eine Bruttokollektorfläche von 860 Quadratmetern (m2) wurde am Ortsrand in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebäuden errichtet. Ein Feld (zwei Bauplätze) bot dort eine gute Standortfläche. Rundum liefern die Wälder Restholz, das zu Hackschnitzeln verarbeitet und im neuen Hackschnitzelkessel verfeuert werden kann. In einer Ecke des Feldes wurde die neue Heizzentrale gebaut – auch der alte Ölkessel wurde dazu von einem zum anderen Ende des Dorfes umgezogen.

Häufig stellen wir unsere Solarthermiekollektoren mit 20 Grad (°) Neigung gen Sonne auf. In Renquishausen wählten wir stattdessen einen steileren Neigungswinkel von 30°, um ein zuverlässiges Abrutschen des Schnees im Winter zu gewährleisten. Um den verfügbaren Platz auf dem Feld bestmöglich auszunutzen, platzierten wir das Kollektorfeld mit knapp 50° Ostabweichung von der Südausrichtung.

Renquishausen_XXL Solarthermiekollektor von Ritter Energie Ritter XL Solar
Unser neuer Großkollektor XXL – die Solarthermieanlage in Renquishausen wurde innerhalb von zwei Tagen errichtet. Foto: Dominik Bestenlehner

Und wie macht sich der Großkollektor XXL auf dem Feld?

Der neue Großkollektor XXL ist mit 13,1 m2 Kollektorfläche (2,07 Meter (m) mal 6,34 m) knapp dreimal so groß wie unser bisheriger Kollektor und liefert entsprechend auch – auf das Kollektormodul bezogen – knapp dreimal so viel Wärme.

Welche Vorteile bringt der Großkollektor für Installation und Betrieb?

Der große Kollektor selbst wiegt rund 300 Kilogramm (kg) und hat im Gegensatz zu unserem bisherigen Kollektor eine selbsttragende Rahmenkonstruktion. Damit ist keine  Unterkonstruktion beziehungsweise Aufständerung wie für unseren bisherigen Kollektor mehr notwendig – das spart ziemlich viel Stahl.

Mit einer der wichtigsten Vorteile des XXL ist jedoch seine Montagefreundlichkeit. Mit seinen Maßen können wir 1.000 m2 Kollektorfläche in ein bis maximal zwei Tagen installieren.

Gut zu wissen: Zusätzlich haben wir für den Großkollektor auch eine Mehrweg-Palette aus Stahl entwickelt. Diese ist zwar deutlich teurer als eine Einweg-Palette aus Holz, spart aber über ihre Lebenszeit wertvolle Rohstoffe und Kosten.

Die Installation eines Kollektorfeldes mit dem neuen Kollektor geht sehr viel schneller als mit dem bisherigen Kollektor, auch die Unterkonstruktion beziehungsweise Aufständerung ist sehr viel schlanker – es werden nur zwei Rammpfosten und zwei Querträger je Kollektor benötigt. Auch die Verrohrung konnten wir im Vergleich zu unseren bisherigen Anlagen signifikant reduzieren.

Im Betrieb verhält sich unser XXL-Solarthermiekollektor etwas anders als der bisherige Kollektor, das ist aber weder ein Vor- noch ein Nachteil.

Braucht der Große auch eine neue Aufständerung?

Ja, die konnten wir im Zuge der Neuentwicklung deutlich schlanker gestalten. Das bedeutet, dass wir nicht nur sehr viel weniger Stahl benötigen, sondern auch die Zahl der Bauteile stark reduzieren konnten. Das kommt der Montagegeschwindigkeit zugute.

Wie lange habt ihr gebraucht, um die Anlage zu errichten – wie viele Hände waren beteiligt?

Das Kollektorfeld der Anlage in Renquishausen haben wir innerhalb von zwei Tagen errichtet, allerdings benötigen wir jetzt zur Montage einen Kran – bisher konnten wir den Kollektor von Hand mit vier Personen auf die Unterkonstruktion legen. Da wir immer sechs Kollektoren auf einer Mehrweg-Palette transportieren, benötigen wir für das Abladen und das Verteilen der Kollektoren im Feld einen etwas größeren Radlader.

Dominik Bestenlehner Leiter FundE Ritter Energie leitete das Projekt Solarthermieanlage Renquishausen
Dominik Bestenlehner auf der Baustelle Renquishausen. Foto: Dominik Bestenlehner

Wie das immer bei ersten Malen so ist, waren bei der Montage sehr viele Leute anwesend. Als es dann anfing zu regnen, waren nur noch drei Leute übrig: eine Person für den Kran und zwei, um den Kollektor auszurichten und abzulegen.

Wie hast du dich gefühlt, als du das erste Mal die fertige Anlage mit dem Großkollektor XXL in der Sonne stehen sahst?

Das war natürlich schon ein tolles Gefühl, zu sehen, wie die XXL-Kollektoren in der Sonne glänzen. Als aber die Anlage in Betrieb ging, war das auf der einen Seite ein noch schöneres Gefühl, verbunden mit befreiender Erleichterung, weil alles so funktioniert, wie wir uns das auch überlegt hatten. Auf der anderen Seite muss man sehr häufig den vorbeilaufenden Passant:innen erklären, dass die Anlage tatsächlich schon in Betrieb ist und sie und ihr Haus wirklich solarthermisch mit Wärme versorgt werden. Solarthermie ist einfach eine tolle Technologie – ohne jede Emission, sei es CO2, Schadstoffe, Staub oder Lärm.

Fotos: Sebastian Berger, Dominik Bestenlehner – Ritter Energie, Ritter XL Solar