Die internationale Data & Analytics Group YouGov und das SINUS-Institut fragte die Menschen in Deutschland, wie sie auf ihre eigene Jugendzeit zurückblicken, wie sie als Erwachsene zu heutigen Teenagern stehen und welche Herausforderungen sie auf die jungen Menschen zukommen sehen. Mehr als die Hälfte der in der Umfrage Befragten (58 Prozent) sagte demnach, dass heutige Jugndliche keine schöne Zukunft vor sich hätten – als größte Herausforderung benannten die Befragten ab 18 Jahre den Klimawandel.
Für heutige Erwachsene war Jugendzeit die schönste in ihrem Leben
Fast zwei Drittel (63 Prozent) der von YouGov und dem SINUS-Institut befragten Deutschen sagten, dass die Jugendzeit die schönste in ihrem Leben war. Vor allem ältere Befragte (60 bis 69 Jahre) zeigen sich demnach nostalgisch (72 Prozent). Wobei Männer mit 66 Prozent dieser Aussage etwas häufiger zustimmten als Frauen (59 Prozent). 60 Prozent aller Befragten bereuen nichts, was sie in ihrer Jugendzeit gemacht haben. Auch dieser Aussage stimmten ältere Befragte häufiger zu als jüngere.
Wegen Klimwandel: Befragte Erwachsene sehen für heutige Jugend keine schöne Zukunft
Zugleich sind sich die Deutschen der Umfrage zufolge mehrheitlich darin einig, dass die heutigen Jugendlichen keine schöne Zukunft vor sich haben: Knapp drei von fünf Befragten (58 Prozent) vertreten diese Ansicht. Entsprechend wären nur gut ein Drittel der Befragten (37 Prozent) heute gerne noch einmal im Jugendalter, schreiben YouGov und das SINUS-Institut.
Von den 18 abgefragten Herausforderungen, denen sich heutige Teenager künftig stellen müssen, gelten laut Aussage der in der Umfrage Befragten der Klimawandel und seine Folgen (44 Prozent) als die größte. Dieser Meinung sind laut der Umfrage ältere Befragte (54 Prozent der 60- bis 69-Jährigen) häufiger als jüngere (39 Prozent der 18- bis 29-Jährigen).
Auf den ersten Blick wirkt der Klimawandel aktuell als eine Herausforderung, die vor allem den Jüngeren Sorge bereitet und diese zu Protesten bewegt. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass es im Vergleich häufiger die Älteren sind, die den Klimawandel und dessen Folgen für die jüngeren Generationen als problematisch bewerten. Die Daten zeigen auch, dass die älteren Generationen einem größeren Mitspracherecht der jüngeren in Umweltfragen offen gegenüberstehen. Das sagt Philipp Schneider, Head of Marketing DACH bei YouGov.
Dass Jugendlichen insbesondere bei der Klimadebatte mehr Gehör geschenkt werden sollte, sagt etwas mehr als die Hälfte aller Deutschen (55 Prozent). Insgesamt sind hingegen 61 Prozent der Meinung, dass Jugendliche ihierzulande gute Möglichkeiten haben, sich an politischen beziehungsweise gesellschaftlichen Entscheidungen zu beteiligen.
Weitere künftige Herausforderungen für die Jugend: Wohnen, Altersvorsorge und soziale Ungleichheit
Neben dem Klimawandel werden die heutigen Jugendlichen noch mit weiteren Unsicherheiten umgehen müssen, ergab die Umfrage:
- Für 38 Prozent der Deutschen ab 18 Jahren ist bezahlbares Wohnen eine zukünftige Herausforderung für Jugendliche,
- für 37 Prozent die finanzielle Absicherung im Alter beziehungsweise die Altersvorsorge,
- für 34 Prozent die Schere zwischen Arm und Reich
- und für 31 Prozent die Auswirkungen globaler Ereignisse wie Kriege, Inflation etc.
Mentale/psychische Gesundheit größere Herausfordrung als Pandemien und Krebs
Im Bereich Gesundheit nannten die Befragten die mentale beziehungsweise psychische Gesundheit als größte Herausforderung (18 Prozent) für die heutigen Jugendlichen – und diese noch vor Epidemien und Pandemien von Infektionskrankheiten (10 Prozent) sowie vor einer Zunahme von gefährlichen nicht-infektiösen Krankheiten wie Krebs (6 Prozent).
Zudem sei laut YouGov und dem SINUS-Institut auffällig, dass jüngere Befragte zwischen 18 und 29 Jahren die Herausforderungen für Heranwachsende eher bei persönlichem Wohlbefinden und bei der Work-Life-Balance sehen als bei politischen oder wirtschaftlichen Aspekten.
Mehr zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und mentaler Gesundheit findet ihr hier auf unserem Blog:
- Klimaangst-Studie: Mehrheit junger Menschen weltweit hat massive Ängste wegen Erderhitzung
- Klimakatastrophe: Hab keine Klimaangst! … oder doch?
- Klima-Doomismus: Was ist das?
- Videotipp! Harald Lesch: Klimakrise – Zeit zu kapitulieren?
Gesellschaftliche Gruppen bewerten künftige Probleme sehr unterschiedlich
Der Blick auf die künftigen Herausforderungen fällt in der Bevölkerung jedoch sehr unterschiedlich aus. Das zeigt die Analyse nach dem Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus, das die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund ihrer Werte und Lebensstile in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“ kategorisiert.
Laut Manfred Tautscher, Geschäftsführer des SINUS-Instituts, zeigen die Umfragedaten, dass je traditioneller Menschen eingestellt sind, desto relevanter sind finanzielle Herausforderungen wie bezahlbares Wohnen, die Schere zwischen Arm und Reich oder die Absicherung im Alter, aber auch die Auswirkungen von Migration sowie die Sicherheit Deutschlands. Gleichzeitig gelte demnach: Je moderner Menschen ticken, desto eher führen der Klimawandel und seine Folgen die Sorgenliste für die künftige Generation an.
Umfrage: Teilnehmer loben Jugendliche als selbstbewusst und kreativ – und kritisieren sie als respektlos und aggressiv
Fast drei von fünf Befragten (57 Prozent) erwarten in Zukunft immer mehr Spannungen zwischen der jungen und der älteren Generation. Zudem zeigen sich die befragten Deutschen in ihrem Verständnis der jungen Generation gespalten:
- 44 Prozent der Befragten fällt es schwer, sich in die heutigen Jugendlichen hineinzuversetzen,
- 48 Prozent verneinen dies.
Wie nimmt die Bevölkerung die Jugendlichen derzeit wahr? Zwei Drittel der Deutschen finden, dass diese selbstbewusst sind (66 Prozent). Auch sehen sie in ihnen kreative (51 Prozent), sowie tolerante, engagierte und sympathische (jeweils 47 Prozent) Persönlichkeiten.
Bei den abgefragten negativen Charakteristika überwiegen Respektlosigkeit (59 Prozent), Aggressivität (56 Prozent), Ziellosigkeit (53 Prozent) und Faulheit (48 Prozent). 62 Prozent der Befragten gehen sogar so weit, zu behaupten, dass Jugendliche ein gutes Leben als gegeben annehmen und nicht bereit sind, sich dafür anzustrengen.
Blick nach Österreich: Größere Herausforderung für Teenager als Klimawandel ist bezahlbares Wohnen
Anders als in Deutschland sind die Befragten in Österreich der Meinung, dass bezahlbares Wohnen (59 Prozent) eine größere Herausforderung für junge Menschen ist als der Klimawandel (44 Prozent). Dies zeigen Umfrage-Daten des SINUS-Partners INTEGRAL. Unterschiedliche Bewertungen entfallen auch auf Migration (Österreich: 39 Prozent vs. Deutschland: 29 Prozent) sowie mentale bzw. psychische Gesundheit (Österreich: 29 Prozent vs. Deutschland: 18 Prozent).
Methodischer Hinweis zur Umfrage von YouGov und SINUS-Institut
Die für die Umfrage verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage auf Basis von YouGov Surveys der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.024 Personen zwischen dem 27. Juni und 6. Juli 2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung zwischen 18 und 75 Jahren.
Foto: es.war.einmal../photocase