Solarthermie Friedensenergie

Warum Solarthermie Friedensenergie ist

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Friedensenergie – dieser Begriff ist gerade in aller Munde. Bezogen wird er auf die Erneuerbaren Energien, die sich dezentral gewinnen und nutzen lassen, an nahezu jedem Ort dieser Welt. Wir gehen dem Begriff Friedensenergie hier nach und erklären, warum insbesondere Solarenergie und Wind Energien sind, die Frieden stiften.

Auf seinen Sonnenseiten schreibt der Politologe, TV-Journalist, Autor und Solarenergie-Verfechter Franz Alt, dass solare Energie, Solarwärme wie Solarstrom, Friedensenergie sei.

Er nimmt dabei Bezug auf eine Stellungnahme des Landesverbandes der Solarenergie Rheinland-Pfalz, in der es heiße, dass fossile Energien, anders als erneuerbare, Kriegsenergien seien. Alt schreibt außerdem, dass Russland aktuell Tag für Tag mehr als eine Milliarde Euro einstreiche – mit denen Europa seine Importe an fossilem Gas und Öl aus Russland bezahle.

Diese Summe gibt ein Bericht auf dem Portal Euractive.de an: Dieses beruft sich für seine Berichterstattung unter anderem auf Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA), die besagten, dass die Europäische Union 2021 im Schnitt täglich mehr als 380 Millionen Kubikmeter (m3) Pipeline-Gas aus Russland bezogen hätte – also etwa 140 Milliarden m3 im ganzen Jahr.

Europa werde Russland [heute] 600 Millionen Euro für Erdgas und 350 Millionen Euro für Öl zahlen, also rund 1 Milliarde Euro an nur einem Tag. Mit diesen Worten zitiert Euractive.de Simone Tagliapietra, Senior Fellow beim Think-Tank Bruegel, am Donnerstag, 3. März 2022, auf ihrem Twitter-Account.

Dass Russland seinen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine auch mit diesem Geld finanziert, steht außer Frage. Doch macht das fossile Energie zu Kriegsenergie? Das schauen wir uns einmal näher an.

Ist fossile Energie Kriegsenergie?

Fossile Energie ist Energie, die wir aus Kohle, Erdgas und Erdöl gewinnen – allesamt energiereiche Rohstoffquellen, die nur unter großem Aufwand und bei zugleich großer Belastung der Umwelt gefunden, erschlossen und genutzt werden können. Wichtig:  Es gibt nicht überall auf der Welt gleichmäßig verteilte Vorkommen an fossilen Rohstoffen. Und: Der Abbau der aufgefundenen fossilen Energieträger ist nicht an allen Fundstellen technisch machbar. Das heißt: Nicht jede Fundstelle ist tatsächlich ausbeutbar.

Das macht Staaten mit ausbeutbaren Energiefundstellen zu Besitzern derselben. Sie können diese Energiequellen ausbeuten und verbrauchen. Überschüsse lassen sich mit anderen Staaten, die keine solcher ausbeutbaren Energiequellen ihr eigen nennen, handeln. Wer hat, der kann: Abbaumengen wählen (Stichwort: künstliche Verknappung) , Abgabemengen für Export bestimmen, Preise machen.

So entstehen Abhängigkeiten. Deutschland, die EU – wir sind aktuell abhängig von russischem Erdgas. Gleichwohl es derzeit große Bestrebungen der EU und Deutschlands gibt, diese Abhängigkeiten zu minimieren beziehungsweise ganz zu lösen.

Aus Abhängigkeiten entstehen leicht Konflikte. Abhängigkeit birgt per se Konfliktpotential. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) schreibt hier, dass Konflikte um Ressourcen, sogenannte Ressourcenkonflikte, mittlerweile weltweit die zweithäufigste Konfliktursache seien, mehr bei innerstaatlichen als bei zwischenstaatlichen Konflikten. Demnach nehme auch der Einsatz von Gewalt bei diesem Konflikttyp stetig zu. Die Ursachen seien laut der bpb meist vielschichtig und lägen oft primär in politischen Problemen und Auseinandersetzungen.

Die Konkurrenz um Ressourcen sei demnach ein wichtiger Faktor im internationalen Konfliktgeschehen. Laut dem Heidelberger Konfliktbarometer hätte im Jahr 2017 das Thema Ressourcen in 97 von insgesamt 385 Konflikten niedriger bis hoher Intensität eine Rolle gespielt. Die Bedeutung von Ressourcen als Konfliktgegenstand habe in den letzten Jahren zugenommen. Sie würden aktuell nach sogenannten Regime-Konflikten, in denen es um die Veränderung des politischen Systems gehe, auf Platz zwei liegen. Zudem würden Ressourcenkonflikte immer gewalttätiger ausgetragen. So habe der sporadische oder massive Einsatz von Gewalt in den letzten Jahren stetig zugenommen (2000: ca. 30 Prozent, 2010: 44 Prozent, 2017: 65 Prozent).

Ressourcen hätten 2017 in 17 von insgesamt 36 Gewaltkonflikten mit hoher Intensität eine entscheidende Rolle gespielt. Die meisten der vom Heidelberger Konfliktbarometer verzeichneten Ressourcenkonflikte (80 Prozent) seien innerstaatlicher Natur. Dabei könne sowohl ein Mangel als auch ein Überfluss an Ressourcen eine konfliktauslösende beziehungsweise eskalierende Wirkung entfalten.

In 17 von 65 zwischenstaatlichen Konflikten hätten Ressourcen eine zentrale Rolle gespielt. Wichtig: Es sei dabei meist um die Verteilung knapper Ressourcen gegangen, beispielsweise fossiler Brennstoffe oder Wasser.

Knappheit und Reichtum seien eng miteinander verknüpft, schreibt die bpb weiter, denn je stärker ein Rohstoff international nachgefragt werde, desto höhere Rendite könnten die Konfliktparteien auf nationaler Ebene realisieren.

Aber: Eine differenzierte Analyse zeige, dass Ressourcen allein nur selten für die Entstehung oder Eskalation gewaltsamer Konflikte ausschlaggebend seien. So hätten von den 2017 gezählten 97 Ressourcenkonflikten lediglich sechs die Auseinandersetzung um Ressourcen als einzigen Gegenstand beziehungsweise Ursache.

Bei allen anderen Konflikten ginge es demnach primär um etwas anderes – zum Beispiel um regionale Vorherrschaft oder Territorien. Die sechs “reinen” Ressourcenkonflikte waren zudem von weitaus geringerer Intensität als andere Auseinandersetzungen (zwei Konflikte gänzlich ohne Gewalt, vier gewalttätige Krisen und keinerlei Kriege) gewesen. Offensichtlich – und dies sei laut der bpb die wichtigste Erkenntnis aus den statistischen Daten – seien Ressourcenknappheit beziehungsweise Ressourcenreichtum allein in den seltensten Fällen Ursache für Konflikte. Um die komplexen Konfliktdynamiken besser verstehen zu können, lohne daher ein detaillierter Blick auf die wichtigsten theoretischen Erklärungsansätze.

Dem Vorgeschriebenen zufolge bergen knappe Ressourcen, wie die fossilen Energieträger es sind, die von Natur aus zugleich ungleichmäßig – und damit unfair – verteilt sind, ein hohes Ressourcenkonfliktpotential.

Fazit: Per se sind fossile Energien wohl keine Kriegsenergien. Sie werden allerdings dazu gemacht. Von Menschen. Genauer: Von Energiemächten wie Russland, die Ansprüche auf Territorien wie die Ukraine erheben, deshalb einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führen und diesen auch mit Einnahmen ihrer exportierten fossilen Rohstoffe finanzieren. Und die zugleich die Exporte als politische wie wirtschaftliche Waffe benutzen, um auf die Importeure dieser Energie Druck auszuüben. Im Falle von Russland aktuell ist Erdgas mit Sicherheit eine Kriegsenergie.

Ist erneuerbare Energie wie Solarthermie Friedensenergie?

Bleibt die Frage: Sind erneuerbare Energien Friedensenergie? Die lässt sich schnell beantworten – am besten am Beispiel der erneuerbaren Solarenergie: Die Sonne ist nicht nur die derzeit größte ausbeutbare Energiequelle, die wir Menschen nutzen können, sondern auch eine erneuerbare Energiequelle. Sie scheint zudem überall auf dieser Welt – zwar variiert die Globaleinstrahlung, doch sie ist selbst in Norddeutschland noch so stark, dass sich die Ernte von Solarenergie als Heiz- und Stromquelle lohnt. Beispiele dafür findet ihr zuhauf auf unserem Solarthermieblog – schaut am Besten in die Kategorie: Handwerker-Projekte.

Dank ihrer damit gleichmäßigeren Verteilung allein hat erneuerbare Solarenergie schon das Zeug zur Friedensenergie. Denn sie machen ihre Nutzer unabhängig. Hinzu kommt die umweltfreundliche und vergleichsweise aufwandarme Gewinnung und Nutzung derselben – und zwar vor Ort! Und bitte nicht vergessen: Die Sonne scheint gratis auf die Erdoberfläche.

Die dezentrale Natur der natürlichen, kostenlos angelieferten Solarenergie birgt damit deutlich weniger Konfliktpotential als die auf wenige Vorratslager weltweit beschränkte und von Natur aus auch begrenzte “fossile” Energie in Form von Kohle, Gas und Öl. Sie kann mit Recht als Friedensenergie bezeichnet werden.

Wenn das kein guter Grund ist, die Solarisierung mit allen Kräften anzustreben!

Foto: Doreen Brumme