Aus für Öl- und Gasheizungen

Aus für Öl- und Gasheizungen drückt Kohlendioxid-Ausstoß zwar nur langsam, aber …

Veröffentlicht von

… ist dennoch ein Muss! Die Wärmewende ist endlich eingeläutet. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) wurde nach langem Hin und Her neu formuliert, der Entwurf zur Änderung steht (wir berichteten). Darin ist das Aus für fossile Öl- und Gasheizungen ab 2024 geplant. Bleibt die Frage, was das an CO2-Einsparungen bringt. Beantwortet hat sie kürzlich das Bundeswirtschaftsministerium – mit ernüchternden Zahlen, die allerdings keineswegs gegen den Abschied von den Fossilen sprechen, sondern vielmehr dafür, dass die Energiewende aus vielen Änderungen resultiert: im Wärmesektor, im Stromsektor, im Verkehrssektor, im Rohstoffsektor. 

Wie die Wochenzeitung “Zeit” in ihrer Onlineausgabe berichtet, hatte Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Fraktion der Partei die LINKE im Deutschen Bundestag, die Bundesregierung gefragt, wie viel Treibhausgasemissionen die Wärmewende mit ihrem Umstieg auf Erneuerbare Energien und dem Aus für Öl- und Gasheizungen tatsächlich einspare. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) antwortete darauf mit folgenden Zahlen:

Das geplante Aus für Öl- und Gasheizungen senke demnach den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid nur langsam. Für das kommende Jahr 2024 bezifferte das Bundeswirtschaftsministerium laut dem Zeitungsbericht die Ersparnis an Emissionen des schädlichen Klimagases auf 1,7 Millionen Tonnen (t). In den folgenden Jahren würde Deutschland dann schrittweise mehr sparen – bis hin zu einem Minus von 10,5 Millionen t im Jahr 2030. Insgesamt sollen von 2022 bis 2030 mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen 43,8 Millionen t CO? eingespart werden. Die Zeit liefert eine ernüchternde Zahl zum Vergleich: Der gesamte Ausstoß an Treibhausgasen in Deutschland lag 2022 bei 761 Millionen t.

Der Zeit zufolge habe Bartsch auch danach gefragt, wie viel Strom die Umweltheizungen (Wärmepumpen) zusätzlich benötigten, die anstelle von Öl- und Gasheizungen eingebaut würden. Das BMWK antwortete darauf, dass für die geplanten sechs Millionen Wärmepumpen im Jahr 2030 langfristig 35 Terawattstunden (TWh) Strom benötigt würden. 2025 rechne man mit 1,6 Millionen Wärmepumpen und zehn TWh Strom.

Der zusätzliche Bedarf an Strom für Wärmepumpen mache aber nur einen kleinen Teil des erwarteten Anstiegs beim Stromverbrauch aus und sei im Ausbauziel für erneuerbare Energien berücksichtigt, hieß es laut der Zeitung seitens der Bundesregierung weiter. Bis 2030 werde ein Bruttostromverbrauch von 750 TWh zugrunde gelegt, im Vergleich zu 547 TWh Verbrauch, die Deutschland demnach im vergangenen Jahr 2022 verbraucht habe.

Der Fragesteller Bartsch kommentierte die Zahlen kritisch, schreibt die Zeit in ihrem Bericht weiter. Ihm zufolge sei die Klimabilanz der geplanten Heizvorgaben ausgesprochen bescheiden und das  Heizgesetz sei klimapolitisch vielfach heiße Luft. Die aktuelle Debatte und der tatsächliche Klimaeffekt stünden dem Linkenpolitiker zufolge in einem krassen Missverhältnis. Deshalb forderte Bartsch einen Paradigmenwechsel in der Klimapolitik: “Nicht immer teurer, nicht immer mehr Verbote, sondern Zuversicht, Fortschrittsdenken und attraktive Preise” – mit diesen Worten zitiert ihn die Zeit. Zudem habe Bartsch laut der Tageszeitung taz gefordert, dass der GEG-Entwurf der Bundesregierung im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens “vom Kopf auf die Füße gestellt werden” müsse.

Wer nun denkt, dass das Aus für fossile Öl- und Gasheizungen nicht sinnvoll sei, weil es zu wenig an Treibhausgasersparnis bringe, der irrt.

Warum das Aus für fossile Öl- und Gasheizungen ein Muss ist

Warum das Aus für fossile Öl- und Gasheizungen sinnvoll ist, erklärt das Bundeswirtschaftsministerium so:

“Der Umstieg weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien beim Heizen ist notwendig, weil in Deutschland noch sehr viel mit Öl und Gas geheizt wird. Mehr als ein Drittel des gesamten Energiebedarfs in Deutschland wird zum Heizen von Gebäuden und zur Versorgung mit Warmwasser benötigt. Über 80 Prozent dieser Wärme wird noch mit fossiler Energie erzeugt. Von den rund 41 Millionen Haushalten heizt nahezu jeder zweite mit Erdgas, ein weiteres Viertel mit Heizöl. Wenn wir also bis 2045 klimaneutral werden wollen, dann ist ein schnelles Umsteuern im Gebäudebereich erforderlich. Auch andere europäische Länder haben Maßnahmen ergriffen.”

Auch auf die Frage, ob sich der Umstieg von fossilem Heizen aufs erneuerbare Heizen lohnt, beantwirtet das BMWK:

“Über den Lebenszyklus einer Heizung ist eine Wärmepumpe günstiger als eine Gasheizung.
Denn die Preise für Öl und Gas werden künftig steigen. Wer also auf Wärme aus
Erneuerbaren Energien umstellt, macht sich selbst unabhängig von der Preisentwicklung
für fossile Brennstoffe. Höheren Investitionskosten stehen über die Lebensdauer in der
Regel niedrigere Betriebskosten gegenüber, da ab 2027 durch den EU-Emissionshandel die
Preise für Heizöl, Diesel, Benzin und Erdgas kontinuierlich steigen werden.”

Das BMWK weist in seinen FAQ auch darauf hin, dass Deutschland nicht das einzige Land sei, dass die Wärmewende in Angriff nehme:

“Alle Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet, die gemeinsamen Klimaschutzziele
umzusetzen und dafür auch den Gebäudebereich klimaneutral umzugestalten. Beim
Umstieg aufs Heizen mit Erneuerbaren Energien sind die Länder unterschiedlich weit
fortgeschritten. Besonders dynamisch verläuft derzeit der Umstieg auf Wärmepumpen.
Europaweit waren bis Ende 2021 rund 17 Millionen Wärmepumpen für Heizung und
Warmwasser installiert. In den nächsten fünf Jahren sollen zehn Millionen weitere
hinzukommen, bis 2030 sogar 30 Millionen. RePOWER EU, der ambitionierte Plan der
Europäischen Union, sieht dafür eine Verdopplung des jährlichen Bereitstellungstempos
vor. Die Technologie trägt entscheidend dazu bei, Erdgas als bisherige Hauptenergiequelle
zur Wärmeerzeugung in Europa abzulösen. Frankreich ist mit etwa 4,25 Millionen installierten Wärmepumpen Spitzenreiter in der EU. Wärmepumpen decken den Wärmebedarf in Norwegen bereits zu rund 60 Prozent sowie in Schweden und Finnland zu rund 40 Prozent ab. In Dänemark soll bis 2030 fast ein Drittel der Fernwärme mit Groß-Wärmepumpen erzeugt werden. Der Wärmepumpenmarkt in Polen wuchs 2022 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 100 Prozent. Mit fast 200.000 verkauften Wärmepumpen liegt Polen pro Kopf der Bevölkerung damit gleich hinter den nordischen Ländern. Neben Deutschland unterstützen auch Österreich und die Tschechische Republik Privathaushalte bei der Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf nachhaltigere Anlagen wie Wärmepumpen.”

Fazit: Jede eingesparte Tonne CO? ist ein Schritt in die richtige Richtung

In seinem Kommentar in der Augsburger Allgemeinen bringt Michael Kerler es auf den Punkt:

Die berechtigte Kritik [am GEG-Entwurf – Anmerkung der Redaktion] dürfe Kerler zufolge aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pläne konsistent sind zu den langfristigen politischen Zielen des Landes. Die meisten bestehenden, funktionstüchtigen Heizungen seien demnach nicht betroffen. Müsse aber eine Heizung erneuert werden, laufe diese für 20 bis 30 Jahre. Guten Gewissens könne man heute kein System installieren, das nur noch auf fossiles Erdgas oder Öl setze.

Kerler erklärt weiter, dass wir nicht auf einer abstrakten Ebene kritisieren könnten, dass sich Deutschland geostrategisch zu abhängig gemacht hätte von russischem Gas, im Alltag dann aber Gasheizungen einbauen und die Energie aus Russland einfach durch LNG-Terminals an der Küste ersetzen würden. Das Gas stamme dann aus den Golf-Staaten oder aus Fracking in den USA, eine Technologie, die wir bei uns selbst nicht anwenden wollen würden. Soll die Zeitenwende keine Floskel bleiben, werde sie selbst im Heizungskeller stattfinden müssen. 

Kerler weist schließlich darauf hin, dass sich Deutschland das Ziel gesetzt habe, bis 2045 klimaneutral zu sein. In der Stromerzeugung hätten erneuerbare Energien im vergangenen Jahr einen stattlichen Anteil von fast 50 Prozent erreicht. Der Wärmebereich – Heizen und Warmwasser – liege mit rund 15 Prozent meilenweit dahinter. Und so sei es “höchste Zeit, hier an Tempo zu gewinnen”. 

Foto: knallgrün / Photocase