Ergebnisse der COP27

Ergebnisse der COP27: ein Schritt vor, ein Schritt zurück, ein Schritt vor, ein Schritt …

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Gestern ging die 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP27) zu Ende. Während die UN von einer “bahnbrechenden Einigung über die Bereitstellung von Finanzmitteln für Schäden und Verluste für gefährdete Länder, die von Klimakatastrophen schwer getroffen wurden” spricht, gibt es harsche Kritik bezüglich der Ergebnisse der COP27, unter anderem von UN-Generalsekretär Antonio Guterres: Er begrüßte den neuen Fonds für Klimaschäden zwar als einen wichtigen Schritt in Richtung Gerechtigkeit mit den Worten: “Sicherlich ist das nicht ausreichend, aber es ist ein dringend notwendiges Signal, um verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.” Doch er warf den 196 konferierenden Staaten zugleich vor, zentrale Ziele verfehlt zu haben. Es sei ihnen nicht gelungen, die “drastischen Emissionssenkungen” auf den Weg zu bringen, die notwendig seien, um die Erderwärmung einzudämmen. Wir stellen euch hier die wichtigsten Ergebnisse der COP27 vor:

United Nations Secretary-General António Guterres

UN-Generalsekretär kritisiert Ergebnisse der COP27

Antonio Guterres sagte zum Abschluss der COP27: “Aber lassen Sie uns das klarstellen. Unser Planet befindet sich immer noch in der Notaufnahme. Wir müssen die Emissionen jetzt drastisch reduzieren – und das ist ein Thema, das auf dieser COP nicht angesprochen wurde. Ein Fonds für Verluste und Schäden ist wichtig – aber er ist keine Lösung, wenn die Klimakrise einen kleinen Inselstaat von der Landkarte spült oder ein ganzes afrikanisches Land in eine Wüste verwandelt. Die Welt braucht immer noch einen großen Sprung in Sachen Klimaschutz. Die rote Linie, die wir nicht überschreiten dürfen, ist die Linie, die unseren Planeten über die 1,5-Grad-Temperaturgrenze bringt.”

Die Ergebnisse der COP27 im Überblick

Die UN erklärt auf ihrer Internetseite (Link oben), dass die konferierenden Länder auf der COP27 vor einem komplizierten geopolitischen Hintergrund ein Paket von Beschlüssen gefasst hätten, in dem sie ihre Verpflichtung zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau bekräftigt hätten.

Das Beschlusspaket würde demnach auch die Maßnahmen der Staaten zum Verringern der Treibhausgasemissionen und Anpassen an die unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels sowie die von den Entwicklungsländern benötigte Unterstützung in den Bereichen Finanzen, Technologie und Kapazitätsaufbau umfassen.

Als wichtigen Fortschritt bezeichnet die UN das Einrichten eines speziellen Fonds für Verluste und Schäden, der auf die offizielle Tagesordnung gesetzt und auf der COP27 zum ersten Mal verabschiedet worden sei.

Die Regierungen hätten demnach die bahnbrechende Entscheidung getroffen, neue Finanzierungsvereinbarungen sowie einen speziellen Fonds einzurichten, um die Entwicklungsländer beim Bewältigen von Verlusten und Schäden zu unterstützen.

Die Regierungen hätten sich zudem auf das Einsetzen eines “Übergangsausschusses” geeignet, der auf der COP28 im nächsten Jahr Empfehlungen für die Umsetzung der neuen Finanzierungsvereinbarungen und des Fonds abgeben soll. Die erste Sitzung des Übergangsausschusses werde der UN zufolge voraussichtlich noch vor Ende März 2023 stattfinden.

Darüberhinaus hätten sich die Vertragsparteien auch auf die institutionellen Vorkehrungen für den Betrieb des Santiago-Netzes für Schäden und Verluste geeinigt, das Entwicklungsländern, die von den negativen Auswirkungen des Klimawandels besonders gefährdet seien, technische Hilfe leisten soll.

Die UN betont, dass auf der COP27 bedeutende Fortschritte im Bereich der Anpassung erzielt worden seien: Die Regierungen hätten sich demzufolge auf das weitere Vorgehen in Bezug auf das Globale Anpassungsziel geeinigt, das auf der COP28 abgeschlossen und in die erste Globale Bestandsaufnahme einfließen werde, um die Widerstandsfähigkeit der am stärksten gefährdeten Länder zu verbessern.

Auf der COP27 seien neue Zusagen für den Anpassungsfonds in Höhe von über 230 Millionen US-Dollar (USD) gemacht worden. Diese würden vielen weiteren gefährdeten Gemeinschaften helfen, sich mit konkreten Lösungen an den Klimawandel anzupassen.

Der Präsident der COP27, Sameh Shoukry, habe eine Anpassungsagenda von Sharm el-Sheikh angekündigt, mit der die Widerstandsfähigkeit der Menschen in den am stärksten vom Klimawandel gefährdeten Gemeinschaften bis 2030 gestärkt werden soll. Der Ständige Finanzausschuss des UN-Klimasekretariats sei gebeten worden, einen Bericht über die Verdoppelung der Anpassungsfinanzierung zu erstellen, der auf der COP28 im nächsten Jahr geprüft werden soll.

In dem als Umsetzungsplan von Sharm el-Sheikh bezeichneten Beschluss werde laut der UN hervorgehoben, dass die globale Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft voraussichtlich Investitionen in Höhe von mindestens 4 bis 6 Billionen USD pro Jahr erfordern wird. Das Bereitstellen dieser Mittel erfordere eine rasche und umfassende Umgestaltung des Finanzsystems und seiner Strukturen und Prozesse, an der Regierungen, Zentralbanken, Geschäftsbanken, institutionelle Anleger und andere Finanzakteure beteiligt sind.

Es sei ernste Besorgnis darüber geäußert worden, dass das Ziel der Vertragsparteien aus den Industrieländern, bis 2020 gemeinsam 100 Milliarden USD pro Jahr zu mobilisieren, noch nicht erreicht worden sei;

  • die Industrieländer seien daher dringend aufgefordert worden, dieses Ziel zu erreichen,
  • und die multilateralen Entwicklungsbanken und internationalen Finanzinstitutionen seien aufgefordert worden, die Klimafinanzierung zu mobilisieren.

Auf der COP27 seien die Beratungen zum Festlegen eines “neuen kollektiven quantifizierten Ziels für die Klimafinanzierung” im Jahr 2024 fortgesetzt worden, wobei die Bedürfnisse und Prioritäten der Entwicklungsländer berücksichtigt worden seien.

Die auf der COP27  getroffenen Entscheidungen würden laut der UN auch die entscheidende Bedeutung der Befähigung aller Akteure unterstreichen, sich am Klimaschutz zu beteiligen, insbesondere mit dem

  • Fünfjahres-Aktionsplan “Action for Climate Empowerment”
  • und der Zwischenüberprüfung des Gender-Aktionsplans.

Diese Ergebnisse würden es demnach allen Vertragsparteien ermöglichen, zusammenzuarbeiten, um Ungleichgewichte bei der Beteiligung zu beseitigen und den Akteuren die Instrumente an die Hand zu geben, die erforderlich seien, um größere und umfassendere Klimaschutzmaßnahmen auf allen Ebenen voranzutreiben.

Vor allem junge Menschen seien auf der COP27 stärker in den Vordergrund gerückt worden, berichtet die UN in ihrer Pressemitteilung weiter. Der Exekutivsekretär der UN-Klimakonferenz hätte demnach versprochen, die Regierungen aufzufordern,

  • nicht nur auf die von jungen Menschen vorgeschlagenen Lösungen zu hören,
  • sondern diese Lösungen auch in die Entscheidungsfindung und die Politikgestaltung einzubeziehen.

Parallel zu den offiziellen Verhandlungen hätte der Global Climate Action Space auf der COP27 eine Plattform für Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft geboten, um zusammenzuarbeiten und ihre konkreten Lösungen für den Klimaschutz vorzustellen. Die hochrangigen UN-Klimachefs hätten ein zweiwöchiges Programm mit mehr als 50 Veranstaltungen organisiert, unter anderem eine Reihe wichtiger, von Afrika geleiteter Initiativen zur Emissionssenkung und zum Aufbau von Klimaresilienz sowie wichtige Arbeiten zur Mobilisierung von Finanzmitteln.

Weitere Ergebnisse der COP27 – kurz & knapp

Auf der COP27 seien der UN zufolge

  • ein neues fünfjähriges Arbeitsprogramm zur Förderung von Klimatechnologielösungen in Entwicklungsländern gestartet worden.
  • die Arbeiten zur Eindämmung des Klimawandels erheblich vorangetrieben worden. In Sharm el-Sheikh sei demnach ein Arbeitsprogramm zur Abschwächung des Klimawandels ins Leben gerufen worden, das unmittelbar nach der COP27 beginne und bis 2030 laufe, wobei jedes Jahr mindestens zwei globale Dialoge stattfinden sollen.
  • Die Regierungen seien außerdem aufgefordert worden, die 2030-Ziele in ihren nationalen Klimaplänen bis Ende 2023 zu überarbeiten und zu verstärken sowie die Bemühungen um einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung und die Abschaffung ineffizienter Subventionen für fossile Brennstoffe zu beschleunigen.
  • Die Länder hätten zudem ein Paket von 25 neuen Kooperationsmaßnahmen in fünf Schlüsselbereichen auf den Weg gebracht:
  1. Energie,
  2. Straßenverkehr,
  3. Stahl,
  4. Wasserstoff
  5. und Landwirtschaft.
  • UN-Generalsekretär António Guterres habe einen Plan in Höhe von 3,1 Milliarden USD angekündigt, um sicherzustellen, dass jeder Mensch auf der Erde innerhalb der nächsten fünf Jahre von Frühwarnsysteme geschützt werde.
  • Die hochrangige Expertengruppe des UN-Generalsekretärs für Netto-Null-Verpflichtungen habe auf der COP27 einen Bericht veröffentlicht, der als Leitfaden für glaubwürdige, rechenschaftspflichtige Netto-Null-Verpflichtungen der Industrie, Finanzinstitute, Städte und Regionen dient.
  • Auf der COP27 sei ein von der G7 geführter Plan, die Global Shield Financing Facility, ins Leben gerufen worden, um Ländern, die von Klimakatastrophen betroffen seien, Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.
  • Dänemark, Finnland, Deutschland, Irland, Slowenien, Schweden, die Schweiz und die wallonische Region Belgiens hätten neue Finanzmittel in Höhe von insgesamt 105,6 Millionen USD angekündigt und betont, dass die Mittel der Globalen Umweltfazilität, die auf die unmittelbaren Klimaanpassungserfordernisse von niedrig gelegenen und einkommensschwachen Staaten ausgerichtet seien, noch stärker unterstützt werden müssen.
  • Die neue Partnerschaft für einen gerechten Energieübergang in Indonesien, die auf dem G20-Gipfel, der parallel zur COP27 stattfand, angekündigt worden sei, werde in den nächsten drei bis fünf Jahren 20 Milliarden USD mobilisieren, um einen gerechten Energieübergang zu beschleunigen.
  • Mit der Gründung der Forest and Climate Leaders’ Partnership seien wichtige Fortschritte beim Schutz der Wälder erzielt worden. Ziel dieser Partnerschaft sei es, Maßnahmen von Regierungen, Unternehmen und führenden Persönlichkeiten der Gesellschaft zu vereinen, um den Verlust von Wäldern und die Verschlechterung der Bodenqualität bis 2030 zu stoppen.

Foto: Schere.Kopf.Papier / Photocase