Was ist der ökologische Handabdruck?

Was ist der ökologische Handabdruck?

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Der ökologische Fußabdruck ist seit Jahren als Nachhaltigkeitsindikator bekannt. Er bschreibt, wie viel Fläche ein Mensch braucht, um seinen Bedarf an Ressourcen zu decken. Im Jahr 2022 ist der Fußabdruck der gesamten Menschheit so groß, dass wir 1,75 Erden bräuchten, um unseren aktuellen Lebensstil aufrecht zu erhalten, wobei das ein Durchschnittswert ist. Würde die Weltbevölkerung wie wir Deutschen leben, bräuchten wir sogar 3 Erden. Was nix anderes bedeutet, als dass wir weit über unsere Verhältnisse leben. Anders als der ökologische Fußabdruck, der sich auf die negativen ökologischen Folgen der menschlichen Existenz bezieht, erfasst der ökologische Handabdruck die positiven und nachhaltigen Auswirkungen. Wir stellen euch das Konzept des ökologsichen Handabdrucks hier näher vor. 

Was ist der ökologische Handabdruck? (Definition und Begriffserklärung)

Der ökologische Handabdruck symbolisiert, wie nachhaltig ein Mensch handelt. Er kann als Maßeinheit dafür dienen, wie groß der Einfluss des nachhaltigen Handelns eines Einzelnen auf andere ist. Er lässt sich nicht nur auf Menschen anwenden, sondern ebenso auf Produkte oder Unternehmen.

Es gilt: Je nachhaltiger und umweltbewusster man lebt, ein Produkt gefertigt, genutzt und entsorgt werden kann oder ein Unternehmen wirtschaftet, desto größer ist der ökologische Handabdruck.

Ökologischer Fußabdruck vs. ökologischer Handabdruck: Was ist der Unterschied?

Während sich der ökologische Fußabdruck auf die ökologischen “Sünden” des Menschen fokussiert, indem er verdeutlicht, wie viel jeder einzelne von uns mit seinem Lebensstil und seinem Lebensstandard verbraucht, geht es dem ökologischen Handabdruck darum, aufzuzeigen, welches Potential ökologisches Handeln hat. Nicht von ungefähr wude für dieses Maß die Hand als Symbol gewählt, steckt sie doch in Handeln.

Auf der Internetseite handabdruck.eu, hinter der Brot für die Welt und Germanwatch e.V. stehen, ist zu lesen, dass man beim ökologischen Fußabdruck nur seine persönliche Umweltbilanz verbessern könne, während eine Ökologische-Handabdruck-Aktion die Situation für mehrere Menschen verbessere.

Bezogen auf ein Produkt mache sich der Unterschied zwischen ökologischer Fußabdruck und ökologischer Handabdruck laut dem Portal Utopia.de so bemerkbar:

Das Utopia-Beispiel geht davon aus, dass ihr alle eure Lebensmittel in Bio-Qualität kauft. Ihr Anbau verbrauche demnach insgesamt mehr Fläche, da im Bio-Anbau die Erträge pro Quadratmeter geringer seien als im konventionellen Anbau. Würde man lediglich den ökologischen Fußabdruck der Bio-Produkte berechnen, fiele die Nachhaltigkeitsbilanz des Bio-Anbaus wegen des höheren Flächenverbrauchs schlechter aus als die des koneventionellen Anbaus. Anders sähe die Bilanz auf Grundlage des ökologischen Handabdrucks aus, weil dieser auch die positiven Effekte des Bio-Anbaus wie

  • die erhöhte Humusbildung
  • die erhöhte mikrobielle Aktivität
  • und den Erhalt der Biodiversität

berücksichtige. Indem ihr Bio-Produkte kauft, unterstützt ihr auch diese positiven Effekte. Hinzu kämen laut Utopia.de weitere Faktoren, die berücksichtigt würden, zum Beispiel wirtschaftliche und soziale wie die Erhöhung des gesellschaftlichen Wohlbefindens oder Bildungsförderung.

Was sind Aktionen im Sinne des ökologischen Handabdrucks?

Der Seite handabdruck.eu zufolge würde Handabdruck-Engagement stets an

  • Strukturen,
  • Regeln,
  • Rahmenbedingungen
  • oder Gesetzen

ansetzen, um Nachhaltigkeit bleibend und für viele Personen zu verankern. Dazu könne demnach jeder beitragen – bestenfalls erfolge das Engagement in Gruppen, beispielsweise könnten sich

  • Schüler oder Studenten dafür engagieren, dass ihre Schulkantine beziehungsweise Mensa nur noch saisonales und biologisches Essen auf die Speisekarte setze.
  • Mitglieder von Religionsgemeinschaften dafür engagieren, dass ihre Gemeinde ihr Geld nur noch nachhaltig investiere.
  • städtische Initiativen dafür engagieren, dass Ökostrom im Ort zum Standard werde.

Was bringt der ökologische Handabdruck?

Der ökologische Fußabdruck misst die Spur – im Sinne von (zumeist negativer) Hinterlassenschaft – des Menschen auf dem Planeten. Er ist quasi ein Blick zurück. Oftmals erwächst daraus eine Ohnmacht: Zumindest als Einzelner fühlt man sich ohnmächtig angesichts des geringen Einflusses, den man mit seinen gegebenenefalls klimaschützenden Maßnahmen auf die Größe des ökologischen Fußabdrucks hat. Aus dem Ohnmachtsgefühl wiederum resultieren mitunter Klimatrauer, Klimaangst und die Einstellung, dass es eh schon zu spät für die Rettung des Planeten sei und dass man daher getrost umweltunfreundlich weitermachen könne wie bisher. So oder so eine Sackgasse, wie der Soziologe Harald Welzer laut dem Internteportal klimafakten.de sagt.

Anders dagegen der ökologische Handabdruck: Er bringe Optimismus in die Klimadebatte. Das sagt zumindest Julia Siewert gegenüber dem Portal. Sie arbeitet demnach für klimAktiv, ein ThinkTank in Tübingen, der unter anderem Klimaschutzstrategien für Unternehmen und Privatpersonen mitentwickele.

Warum Optimismus für unseren Umgang mit der Klimakatastrophe vonnöten ist, das erklärt dem Portal Arno Deitser, der Präsident der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie: Ihm zufolge wüssten die Menschen meist recht gut, welche Folgen ihr Handeln für Klima und Umwelt habe. Dennoch würden sie ihr Verhalten nicht in dem Maße ändern, wie es angesichts des rasant fortschreitenden Klimawandels nötig wäre. Damit wir in die Puschen kämen, bräuchten wir nach Deister kurzfristige Rückmeldungen zu unserem Verhalten.

Denn bislang sähen wir kaum direkte Folgen des Klimawandels – oder wir sähen diese aus der Entfernung, wobei Entfernung hier sowohl geographisch als auch zeitlich gemeint sei.

Julia Siewert sagte zu Klimafakten.de, dass angesichts eines entmutigend großen ökologischen Fußabdrucks einem der ökologische Handabdruck vermittle, was man als Einzelner für den Klimaschutz leisten könne beziehungsweise bereits leiste. Denn er berücksichtige privates Verhalten, politisches Engagement und Entscheidungen in entsprechenden beruflichen Positionen.

Wer hat sich das Konzept ökologischer Handabdruck ausgedacht?

Der ökologische Handabdruck wurde laut der Onlineausgabe der Tageszeitung “taz” im Jahr 2007 vom Centre for Environment Education in Ahmedabad in Indien entwickelt. Auf handabdruck.eu wird erklärt, dass die damals zehnjährige Srija die Hand als Symbol für positives Handeln im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojekts des CEE entwickelt habe. Bei Germanwatch sei das Konzept des Handabdrucks demnach über sieben Jahren hinweg zusammen mit verschiedenen Zielgruppen konstant weiterentwickelt worden. Dabei habe man das Konzept des CEE erweitert, indem man einen Schwerpunkt auf strukturverändernde Handlungsmöglichkeiten und politisches Engagement im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung setzte.

Lässt sich der ökologische Handabdruck konkret berechnen?

Noch nicht. Dazu würden laut der “taz” noch die Indikatoren fehlen. Doch es gibt Faktoren, die zum Vergrößern des Handabdrucks beitragen. Um diese zu ermitteln, hilft ein Test auf handabdruck.eu. Dieser ziele nicht darauf ab, die Antwort auf die Frage “Wie groß ist mein ökologischer Handabdruck?” zu liefern, sondern soll vielmehr die Frage “Was kann mein Hebel für Veränderung sein?” beantworten.

Foto: Doreen Brumme