Solarthermie-Großanlage von Ritter XL Solar in Ulm

Erneuerbare Energie: Branche geht in die Solaroffensive

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Für Dächer voller Solaranlagen, Photovoltaik wie Solarthermie, gehen das Umweltinstitut München e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) mit einem gemeinsamen 10-Punkte-Plan in die Solaroffensive. Im Zuge der geplanten EEG-Reform steht in den kommenden Monaten ein Gesetzgebungsverfahren an, in dessen Rahmen die Bundesregierung die geforderten Maßnahmen umsetzen könnte – als Teil eines grünen Konjukturprogramms für die in der Corona-Pandemie arg gebeutelte Wirtschaft und Gesellschaft bestenfalls. Vom Fraunhofer-Cluster of Excellence kommen zudem 13 Thesen zur Energiewende in Deutschland, die gelingen kann, wenn der Staat in der pandemiebedingten Krise Unternehmen und Branchen unterstützt, die für das Gelingen der Energiewende relevant sind. Auch die 13 Thesen haben wir uns angeschaut und das Wichtigste dazu zusammengefasst.

Alles Wissenswerte zur Solaroffensive

Mit ihrem 10-Punkte-Plan zur Solaroffensive wollen das Umweltinstitut München e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) die infolge der Corona-Pandemie gebeutelte deutsche Wirtschaft in Schwung bringen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen brächten demnach zehntausende neuer Arbeitsplätze und damit auch Einnahmen für die Kommunen. Und das, ohne dass die Bundesregierung viel Geld in die Hand nehmen müsste! Stattdessen sollte sie nur bestehende Hürden abbauen, fordern das das Umweltinstitut und die DGS.

Mit der gerade von der Bundesregierung beschlossenen Abschaffung des sogenannten Solardeckels, der dafür sorgt, dass neue Solarstrom-Anlagen keine Einspeisevergütung mehr erhalten, sobald in Deutschland insgesamt mehr als 52 Gigawatt (GW) Photovoltaik installiert sind, kann Punkt 1 des Zehn-Punkte-Plans der Solaroffensive als erledigt abgehakt werden. Fast! Denn auch der sogenannte atmende Deckel soll noch weg: Er sorgt dafür, dass die Einspeisevergütung verstärkt sinkt, sobald mehr als 2,5 GW Photovoltaik-Anlagen pro Jahr gebaut werden. Statt ihn beizubehalten, wird gefordert, dass der jährliche Ausbau bereits sehr kurzfristig auf 10 GW steige. Notwendig, um die Klimaziele zu erreichen, seien demnach 15 bis 20 GW pro Jahr.

Desweiteren geht es in den zehn Punkten der Solaroffensive um

  • ein Ende der sogenannten Sonnensteuer auf selbst erzeugten Strom.
  • eine deutschlandweite Verpflichtung zu standardmäßigen Solaranlage, Solarstrom- und/oder Solarwärme, auf jedem neuen Dach und auch auf sämtlichen bundeseigenen Bestandsgebäuden, sofern dies gebäudetechnisch realisierbar sei.
  • eine Anschlussregelung für Solarstromanlagen, so dass diese nach 20 Jahren Laufzeit nicht wie Stand der Dinge aktuell aus der Einspeisevergütung fallen und weiterhin ihren Strom ins Stromnetz einspeisen können. Das Umweltinstitut und die DGS schreiben, dass die Bundesregierung hier nur die Vorgaben der EU umsetzen müsse, dass selbst erzeugter Strom weiterhin ins Netz abgegeben werden dürfe und dabei mindestens mit dem Marktwert vergütet werden solle.

Punkt 6 des Zehn-Punkte-Plans für die Solaroffensive fordert,die solare Wärmeerzeugung voranzubringen. Die Bundesregierung sollte demzufolge nach dem Vorbild Dänemarks, wo es dies bereits seit den 1970er Jahren gibt, eine
verpflichtende Wärme- und Kälteplanung für alle Kommunen einführen. Um Anlagen und Leitungen optimal aufeinander abzustimmen, könnten diese Pläne regional zusammengefasst werden. Die Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Wärme im Neubau nach dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz sollte zudem auf
den Gebäudebestand ausgeweitet werden, wenn eine fossile Heizung ausgetauscht werde.

  • Zudem sollte es Finanzspritzen für kommunale Öko-Energieversorger geben,
  • Innovationen sollten gefördert werden, sowohl anlagen- als auch speichertechnisch,
  • und es sollte eine breit angelegte Solar-Info-Kampagne geben.

Alles Wissenswerte zu den 13 Thesen zur Energiewende in Deutschland

Im Fokus der 13 Thesen zur Energiewende, die Forschende des Fraunhofer Cluster of Excellence “Integrated Energy Systems” CINES aufgestellt haben, stehe der zugehörigen Pressemitteilung zufolge  der nationale Energiesektor und die Frage, wie dieser gestaltet werden müsse, damit Deutschland im Jahr 2050 95 Prozent weniger Treibhausgase (gegenüber 1990) emittiere. Dieses Ziel ergebe sich demnach aus den Klimazielen des Pariser Abkommens von 2015 und aus den Klimazielen der Bundesregierung.

Wind- und Solarenergie sollen bis 2050 wichtigste Energiequellen werden

Zu den Kernpunkten des Thesenpapiers gehöre, dass sich Erneuerbare Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, bis 2050 zur wichtigsten Energiequelle. Der Endenergieverbrauch in Deutschland gehe deutlich zurück, vor allem dort, wo heute fossile Energieträger wie Heizöl oder Erdgas dominieren. Gleichzeitig steige der Stromverbrauch für Verkehr, Gebäudewärme und chemische Prozesse in der Industrie. Für den sehr seltenen Fall, dass an wind- und sonnenarmen Tage erneuerbare Energien nicht ausreichend Strom liefern würden, übernähmen regelbare Kraftwerke kostengünstig die Energieversorgung. Entscheidend für das Gelingen der Energiewende sei neben Digitalisierung, Forschung und Entwicklung außerdem eine europaweite Zusammenarbeit, beispielsweise bei der Identifizierung besonders ertragreicher Standorte oder bei notwendigen Infrastrukturprojekten in der regionalen Wärmeversorgung.

Die 13 Thesen basierten demnach auf Erkenntnissen aus Studien zu drei Szenarien, in denen die Forschenden der vier CINES-Kerninstitute Fraunhofer ISE, Fraunhofer IEE, Fraunhofer ISI und Fraunhofer IEG unterschiedliche Aspekte der Energiewende modelliert hätten, unter anderem

  • Auswirkungen von Verhaltensänderungen,
  • die Rolle von Verfahren zur Herstellung klimaneutraler Energieträger (Power-to-Gas und Power-to-Liquid),
  • die zunehmende Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität
  • und eine nationale Wasserstoffstrategie.

Die 13 Thesen böten eine Grundlage für eine klare Strategie in Richtung eines klimaneutralen Energiesystems für Deutschland. Das sagt Mario Ragwitz, der der Institutsleiter des Fraunhofer IEG und der Wissenschaftliche Direktor des Clusters CINES ist. “In Zeiten der Krise braucht es genau das, um Investitionssicherheit in der Energiebranche zu gewährleisten.”

Über den Fraunhofer CINES

Mit dem 2019 gegründeten Fraunhofer-Cluster of Excellence »Integrated Energy Systems« CINES bündele Fraunhofer die Forschungsaktivitäten seiner Energieinstitute Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesysteme IEE, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen IEG sowie weiterer assoziierter Fraunhofer-Institute. Eines der übergeordneten Ziele von Fraunhofer CINES sei es, mit einer fundierten, modellbasierten Energiesystemanalyse ein gemeinsames Systemverständnis für die zukünftige deutsche und europäische CO2-emissionsfreie Energieversorgung unter Berücksichtigung aller Sektoren und Energieträger zu erarbeiten.

Foto: Ritter XL Solar (Großanlage von Ulm)