Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz NAPE – was Heizungsbesitzer wissen sollten

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Während ich hier in meiner Schreibwerkstatt sitze, klingelt es und zwei junge Schornsteinfeger stehen vor der Tür. Ob die beiden wohl schon vom EU-Energielabel gehört haben? Aber natürlich! Doch dass es das auch für Altheizungen geben soll, ist neu für sie. Kein Wunder, denn der Nationale Aktionsplan Energieffizienz (kurz NAPE) ist erst im Dezember neu herausgekommen – und der sieht das Label für Heizungen älter als 15 Jahre vor.

Die zweite Säule der Energiewende: Energieeffizienz

Die Energieeffizienzstrategie der Bundesregierung ist – neben der Bereitstellung von Erneuerbarer Energie – der zweite Schwerpunkt der Energiewende. Denn am besten ist der Energiebedarf zu “decken”, der erst gar nicht entsteht. Zum NAPE gehört eine Fülle von Sofortmaßnahmen und weiterführenden Arbeitsprozessen in vier Handlungsfeldern:

  1. Energieeffizienz in Gebäuden
  2. Energiesparen als Rendite- und Geschäftsmodell
  3. Eigenverantwortlichkeit für Energieeffizienz fördern: Messen – Verstehen – Handeln – Sparen
  4. Verkehr

Sofortmaßnahmen im Heizungsbereich

Als Wärmewende-Blog interessiert uns natürlich besonders, was der NAPE für den Heizungs- und Wärmebereich vorgesehen hat. Und da wären vor allem der Heizungscheck und das Energielabel zu nennen:

Neuer Heizungscheck ab 2016

Die Bundesregierung geht davon aus, dass gut zwei Drittel aller Heizanlagen ineffizient arbeiten. Ein Heizungscheck kann die Schwächen der Heizanlage aufdecken und entweder helfen, den Betrieb der Anlage zu optimieren (was gar nicht so viel kosten muss), oder aufzeigen wie der Kunde eine Heizungsmodernisierung in Angriff nehmen kann.

Im Moment existiert ein normierter Heizungscheck nach DIN EN 15378, bei dem der Heizungsfachmann oder die -fachfrau Wärmeerzeugung, Wärmeverteilung und Wärmeübergabe überprüft. Dabei werden zum Beispiel Wärmeverluste gemessen, die Kesseldimensionierung geprüft und die Heizungsregelung, Rohrleitungen, Pumpen und Heizkörper unter die Lupe genommen. Als Ergebnis gibt es einen Inspektionsbericht und detaillierte Sanierungsempfehlungen. Zu den weniger kostenintensiven Maßnahmen zählt z.B. der Hydraulische Abgleich, bei dem das Zusammenspiel von Heizung, Pumpen, Regelung und Thermostatventilen optimiert wird.

Gemäß NAPE wird der bestehende Heizungscheck derzeit von der Wirtschaft mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums überarbeitet und soll ab 2016 zur Verfügung stehen.

Das EU-Heizungslabel für Heizungen über 15 Jahre

Während der Heizungscheck freiwillig ist, wird ab 2016 die Energieeffizienzkennzeichnung (EU-Label) für mehr als 15 Jahre alte Heizanlagen wird ab 2016 Pflicht. Nach den Vorstellungen des NAPE könnte das Label vom Bezirksschornsteinfeger im Rahmen der regelmäßigen Überwachung vergeben werden. Dabei soll die Effizienzklasse der Heizungsanlage über Modelllisten oder eine Softwarelösung einfach ermittelt werden können, ohne dass der Schornsteinfeger eigene Messungen oder Berechnungen anstellen muss. Die Labelpflicht soll über sieben Jahre gestreckt werden und für Heizungsaltanlagen bis 400 kW (Ein- bis Zweifamilienhäuser bis großer Mehrgeschosswohnungsbau) gelten.

Das Ziel ist es, den Besitzern und Besitzerinnen dieser Altanlagen bewusst zu machen, wie (in)effizent ihre Anlage arbeitet, und dass sie sich beraten und die Anlage ggfs. austauschen lassen. Deshalb soll das Ausstellen des Energielabels für Altanlagen auch finanziell gefördert werden.

Steuerliche Förderung von energetischen Sanierungen – linke Tasche, rechte Tasche?

Aber die Kosten für Heizungscheck und Energielabel sind gering im Vergleich zu einer energetischen Sanierung oder Heizungsmodernisierung. Eine viel größere Neuerung dürfte die geplante steuerliche Förderung für Energetische Gebäudesanierungen darstellen – neben der Ergänzung zum CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW, das ebenfalls verbessert und ausgeweitet werden soll, u.a. durch mehr Geld und die Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen bei Nicht-Wohngebäuden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände (vzbv) befürchtet, dass dies durch die Einschränkung bei der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen kompensiert werden soll. Bis Ende Februar 2015 wollen Bund und Länder sich darüber einigen.

Verbesserte Energieberatung

Um Hausbesitzern bewusst zu machen, wie sinnvoll eine energetische Sanierung ist, setzt der NAPE auf eine Qualitätssicherung und Optimierung der bestehenden Energieberatung; die Energie(effizienz)beratung soll systematisiert, Qualitätskriterien für Energieberater definiert und die Energieberatungsprogramme (u.a. der Verbraucherzentralen) weiter entwickelt werden.

Schornsteinfeger bringen Heizungsglück

Natürlich werden meine beiden gut ausgebildeten Schornsteinfeger auch alte Heizanlagen labeln können. Aber ob es sinnvoll ist? Nur, wenn es mit einer ganzheitlichen, kompetenten Energieberatung verbunden ist – oder was denkt ihr?

Foto: Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks