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Rhein-Hunsrück-Kreis: So geht Energiewende dezentral!

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Der Rhein-Hunsrück-Kreis (RHK) ist “Energie-Kommune des Jahrzehnts”. Einer, der daran kräftg mitgewirkt hat, ist Frank-Michael Uhle. Der Klimaschutzmanager bei der Kreisverwaltung im Rhein-Hunsrück-Kreis berichtet in diesem Interview, wie seinem Kreis die Energiewende dezentral gelungen ist. Ritter Energie hat mit Solarthermie-Großanlagen auch dazu beigetragen – lest hier, wie die Anlagen bei den Menschen auf dem Hunsrück und weltweit ankommen. Und wie immer gilt: Nachmachen erwünscht!

Inhaltsverzeichnis

Frank Michael Uhle, Sie sind Klimaschutzmanager bei der Kreisverwaltung im Rhein-Hunsrück-Kreis. Stellen Sie sich und Ihr Amt doch als Erstes bitte kurz vor!

Frank Michael Uhle: Mein Alter ist 49 Jahre, ich bin verheiratet und habe zwei Söhne. In meiner Freizeit liebe ich es, in der Natur zu sein sowie mit Freunden ein gutes Glas Riesling zu trinken.

Von Beruf bin ich Architekt. Seit 20 Jahren beschäftige ich mich bei der Kreisverwaltung im Rhein-Hunsrück-Kreis mit der Energieeffizienz kommunaler Gebäude, seit 2002 zusätzlich mit der Umrüstung auf erneuerbare Energien. Mein hierbei erlangtes Wissen stelle ich seit dem Jahr 2012 als Klimaschutzmanager möglichst vielen Bürgern, Unternehmen und Kommunen im Rhein-Hunsrück-Kreis zur Verfügung. Die Ziele unseres im Jahr 2011 vom Kreistag einstimmig beschlossenen Klimaschutzkonzeptes sind ehrgeizig:

  • Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs (Wärme, Verkehr, Strom) um 40 Prozent.
  • Halbierung des Energiebedarfs im Gebäudebestand.
  • Deckung des verbleibenden Energiebedarfs durch einheimische, erneuerbare Energien.
  • Verdrängung einer jährlichen fossilen Energiemenge von umgerechnet 210 Millionen Litern Heizöl.
  • Bis zum Jahr 2050 sollen hierdurch rund 250 Million Euro jährliche Energiebezugskosten regional gebunden werden.

Somit wandeln wir Energieimportkosten durch die Ausschöpfung von Energieeffizienz und die Nutzung der Erneuerbaren Energien in regionale Arbeitsplätze und Wertschöpfung um! Der Klimaschutzmanager soll diesen Transformationsprozess durch Pilotprojekte und Kampagnen lokal initiieren. Zu meiner großen Freude funktioniert dies in unserem Kreis erstaunlich gut.

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Das klingt überhaupt nicht nach einem trockenen Beamtenjob im Staatsdienst – mal ehrlich: Lieben Sie Ihren Job, was schätzen Sie daran und wie viele unbezahlte Stunden haben Sie in den letzten Jahren in die Energiewende Ihres Kreises gesteckt?

Frank Michael Uhle: Ja, ich habe meinen Traumjob gefunden! Ich bin unendlich dankbar, dass ich in meinem Umfeld zahlreiche hoch engagierte Menschen angetroffen habe, mit intrinsischer Motivation.  Alexander von Humboldt hat einmal gesagt „Ideen können nur wirken, wenn Sie in vielen Köpfen lebendig werden.“  Es ist uns gelungen, viele Bürger, Unternehmen und Kommunen für unsere Ziele zu begeistern. Wenn die Menschen hier nicht mitmachen würden, könnte ich mich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln – es würde nichts nützen. Dann wäre das Klimaschutzkonzept lediglich ein Stück Papier, das im Aktenschrank verstauben würde. Die zahlreichen Stunden fallen nicht ins Gewicht: Wenn ich abends oder am Wochenende mit Gemeinderäten oder Arbeitsgruppen zusammen sitze, bin ich oftmals der einzige am Tisch, der dies hauptberuflich macht – alle anderen engagieren sich in ihrer Freizeit. Dessen muss man sich immer bewusst sein – hieraus entsteht ein Glücksgefühl der tiefen Dankbarkeit gegenüber den „lokalen Machern“.

Sie machen Ihren Job offensichtlich mit großem Erfolg – der Rhein-Hunsrück-Kreis ist seit Kurzem „Energie-Kommune des Jahrzehnts“. Glückwunsch dazu! Können Sie kurz umreißen, was Sie alles auf die Beine gestellt haben, um diesen Titel zu bekommen?

Frank Michael Uhle: Herzlichen Dank für Ihren Glückwunsch! Lassen Sie mich die Fakten möglichst kompakt zusammen fassen:

  • Bis Mitte der 1990er Jahre musste der komplette Strombedarf im RHK importiert werden. Keine einzige Kilowattstunde (kWh) wurde lokal produziert – geschweige denn erneuerbar. 1995 wurde das erste Windrad errichtet – es erzeugte Strom für 200 Haushalte. 2017 produzierten 271 Windräder Strom für mehr als 300.000 Haushalte! Ende 2018 wurden aus lokaler Biomasse, Photovoltaik, Kleinwasser- und Windkraft bilanziell rund 300 Prozent des Gesamtstromverbrauchs im Landkreis erzeugt!
  • Im Jahr 2008 haben wir mit der „HunsrückSonne“ die erste Solargenossenschaft in Rheinland-Pfalz gegründet, damit auch Bürger ohne eigenes oder ohne geeignetes Dach an der Photovoltaik teil haben können. Im Jahr 2010 haben wir das erste Solardachkataster in Rheinland-Pfalz veröffentlicht – wir hatten uns das Ziel gesetzt, 1.000 Dächer zu solarisieren. 2017 deckten 4.400 Photovoltaik-Anlagen rund 18 Prozent des Strombedarfs im Landkreis – das war dreimal so viel wie im Bundesdurchschnitt!
  • Im Jahr 2005 ersetzte die erste Holzhackschnitzelheizung in einer Schule 60.000 Liter Heizöläquivalent im Jahr. Hieraus folgte im Jahr 2006 die erste nachbarschaftlich organisierte Dorfwärme für 7 Häuser im Nachbarort Fronhofen. Heute versorgen 17 Nahwärmeverbünde insgesamt 566 Gebäude mit erneuerbarer Wärme im Kreis – umgerechnet 800 Einfamilienhäuser! Jährlich werden hierdurch insgesamt 2,7 Millionen Liter Heizölimporte vermieden!
  • Wir bewerben die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit der Kampagne „Rhein-Hunsrück spart Strom“. Hieraus sind systematische Dorfkampagnen nach dem „Schnorbacher Modell“ entstanden: Gemeinden unterstützen Ihre Bürger finanziell bei den Energiesparmaßnahmen. Heute werden bereits in mehr als 40 Kommunen im Kreis Leistungen nach dem „Schnorbacher Modell“ bezuschusst!
    19 Gemeinden haben bereits LED-Tauschtage für Ihre Bürger durchgeführt.
  • Das Stromnetz der Zukunft ist bereits heute Realität im Rhein-Hunsrück-Kreis. Das Energiewendeprojekt „Designetz“ ging im Januar 2017 an den Start. Das ambitionierte Ziel der 47 Projektpartner unter Konsortialführung von Innogy ist es, die »Blaupause« für die Energiewende zu entwickeln. Insgesamt beläuft sich das Projektvolumen auf rund 66 Millionen Euro. Hierauf hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Förderung von rund 30 Millionen Euro bewilligt. „Designetz“ vernetzt die drei Bundesländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. Der Rhein-Hunsrück-Kreis ist dabei als einziger Landkreis assoziierter Partner in dem Verbundprojekt.
  • Im Designetz-Projekt „Energiewabe Rhein-Hunsrück-Kreis“ testen wir das Management von regenerativem Überschussstrom unter Einbindung dieser Großbatterie und weiterer Speicher. Innerhalb der Energiewabe synchronisieren wir die Erzeugung und den Verbrauch der lokalen Energie.

Dies führt dazu: Die Region gewinnt!

Der Rhein-Hunsrück-Kreis galt bis vor kurzem als strukturschwache Region. In den 1840er-Jahren wanderten die Menschen nach Mittel- und Südamerika aus, da die Heimat sie nicht ernähren konnte. Die Perspektivlosigkeit des alten Systems und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft – ähnlich wie vor 180 Jahren spiegelt sich diese Aufbruchstimmung auch heute in den Zielen der Energiewende wieder.

Früher hat der ländliche Raum die Lebensmittel für die umliegenden Großstädte erzeugt. Im Zeitalter der dezentralen Energieerzeugung produziert der ländliche Raum auch die Energie für die umliegenden Ballungszentren – verbunden mit den entsprechenden Wertschöpfungseffekten.

Revitalisierung ländlicher Räume mittels dezentraler Energieerzeugung – was nach Theorie klingt, kann im Rhein-Hunsrück-Kreis authentisch und in der Praxis begutachtet werden. Fachbesucher aus mehr als 46 Nationen haben sich in den vergangenen Jahren hiervon persönlich in den Orten des Kreises überzeugt und Anregungen für deren regionale Energiewende mit nach Hause genommen.

Orte wie Neuerkirch-Külz oder Mörsdorf, haben die Herausforderungen des demografischen Wandels bewältigt. Leerstand gehört der Vergangenheit an.  Junge, gut ausgebildete Menschen schätzen die Lebensqualität und ziehen aus Ballungsräumen (zurück) auf den Hunsrück. Die Bürgermeister führen Wartelisten, wenn ein Haus im Ort verkauft wird.

Baustelle-Ellern Solarthermie Rhein-Hunsrück-Kreis Ritter Energie Ritter XL Solar
Die Baustelle der Solarthermie-Großanlage von Ritter XL Solar in Ellern auf dem Hunsrück. Foto: Ritter XL Solar

Ritter Energie hat mit Solarthermie-Kollektoren einen technischen Beitrag zu Ihrem Erfolg beigetragen – welches Potential schreiben Sie der Solarthermie zu?

Frank Michael Uhle: Im Jahr 2002 fasste der Kreistag einen Grundsatzbeschluss zur Umrüstung der kreiseigenen Schulen und Verwaltungsgebäude auf erneuerbare Energien. In einem ersten Schritt haben wir die Brauchwassererwärmung unserer Sporthallen auf Vakuum-Röhren umgerüstet.

In den Nahwärmeverbünden Neuerkirch-Külz und Ellern wird die sommerliche Wärme komplett aus solarthermischen Großfeldern von Ritter XL gedeckt. Kurioser Weise kommen hier faktisch die baugleichen Vakuumröhren zum Einsatz, wie bereits 2002 bei der Umrüstung der Sporthallen. Ich hätte mir das damals nicht im Traum vorstellen können. Heute wissen wir, das Potential ist noch riesig!

Warum fiel die Wahl auf unsere Kollektoren – und sind Sie bislang mit deren Leistung zufrieden?

Frank Michael Uhle: Wir hatten die Pilotanlage von Ritter XL in Büsingen besichtigt. Hiernach waren wir überzeugt.  An klaren Wintertagen und vor allem in der Übergangszeit liefern die Vakuum-Röhren nennenswerte Erträge und reduzieren hierdurch den Holzhackschnitzelbedarf. Daher haben wir uns für diese Kollektorart entschieden. Die Anwohner sind zufrieden und die solarthermischen Felder sind das absolute Highlight für unsere Besuchergruppen aus der ganzen Welt. Ich habe noch nie so viele funkelnde Augen gesehen – vergleichbar mit Kindern vorm Weihnachtsbaum. Die Erträge übersteigen erfreulicher Weise sogar die Prognosen der Fachplaner.

Kommunale Klimakonferenz 2016: Frank-Michael Uhle
Auf der Kommunalen Klimakonferenz 2016: Klimaschutzmanager der Kreisverwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises Frank-Michael Uhle. Foto: DifU – Hearts & Minds

Aus Ihrer Sicht als amtlicher Klimaschutzmanager – worauf kommt es an, die Energiewende so erfolgreich anzugehen wie Sie und Ihr Kreis?

Frank Michael Uhle:

  • Voraussetzungen: Wir haben die benötigten Flächen. 45 Prozent unseres Kreises sind Wald und 40 Prozent landwirtschaftliche Fläche. Ähnliche Voraussetzungen dürften jedoch in den meisten ländlichen Gebieten in Deutschland gegeben sein.
  • Akteure: Ich liebe die Mentalität der Hunsrücker! Unsere Akteure sind ausgestattet mit einem „hemdsärmeligen Pragmatismus“. Wenn ich aus einer Arbeitssitzung herausgehe, haben wir meist ein konkretes Ergebnis.

Leider gelten in vielen Betrieben, öffentlichen Einrichtungen und Köpfen immer noch die drei goldenen Grundregeln:

  1. Das haben wir schon immer so gemacht.
  2. Das haben wir noch nie so gemacht.
  3. Wenn es so einfach wäre, wären andere auch schon drauf gekommen.
    (frei nach Professor Dr. Johannes Stolz, Hochschule Koblenz)
  • Netzwerke: Die sind der Schlüssel zum Erfolg. Die wichtigsten lokalen Schlüsselakteure müssen gemeinsam Kampagnen starten.
  • Unterstützung von Bund/Land: Die haben wir reichlich genutzt. Mittel aus der nationalen Klimaschutzinitiative sowie Fördermittel des Landes Rheinland-Pfalz.
  • Sonstiges: Wichtig ist, das die lokalen Medien positiv und kritisch-konstruktiv über die Kampagnen und Projekte berichten. Wenn dies nicht gelingt, findet man faktisch für die Öffentlichkeit nicht statt.

Welche Rolle spielen die lokalen Handwerker bei der Energiewende (insbesondere Wärmewende)?

Frank Michael Uhle: Wir arbeiten mit den für Neues aufgeschlossenen Handwerkern. Auch hier gibt es Vorreiter, die bereits frühzeitig Solarthermie- und weitere erneuerbare Wärmeanlagen installiert haben, als die meisten Kollegen ihren Kunden noch hiervon abgeraten haben. Aber auch hier sind wir auf einem guten Weg. Die meisten Handwerksbetriebe erkennen heute die erheblichen Chancen.

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Unser Interviewpartner Frank-Michael Uhle bei der Einweihung der Batterie Gödenroth. Foto: Innogy – Judith Hosser-Schulz

Was raten Sie wendewilligen Kommunen oder Interessengruppen in Kommunen – wie sollen sie die Energiewende starten?

Frank Michael Uhle: Der wichtigste Rat: In der kommunalen Familie existiert viel „Knowhow“, niemand muss das Rad neu erfinden!  Auf Kongressen und Tagungen haben wir viel voneinander gelernt. Als wir 2004 unsere erste Holzhackschnitzelheizung geplant haben, gab es in Gerolstein bereits Kollegen, welche uns bereitwillig empfangen haben und Tipps aus ihren Erfahrungen geteilt haben. Ebenso haben wir von Osnabrück und Freiburg gelernt, als wir 2010 das erste Solardachkataster im Land eingeführt haben.

Grundsätzlich sollte man bei jedem neuen Energieprojekt die hiermit verbundene regionale Wertschöpfung in den Mittelpunkt der Kommunikation stellen:

  • Wie hoch ist das Investitionsvolumen für die heimische Wirtschaft?
  • Welche Energieimportkosten werden vermieden?
  • Wie viele Arbeitsplätze werden lokal geschaffen?
  • Wie viel Geld bleibt im lokalen Wirtschaftskreislauf, was bislang abgeflossen ist.

Ich bin aber auch sehr froh, dass die junge Generation uns Alten jetzt endlich auch Dampf macht. Das Klima zu retten kostet nicht die Welt, aber rettet unseren Planeten.

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Im TV-Beitrag natürlich! des SWR vom 9. April 2019 sagen Sie ab Minute 2:03, dass man Pilotprojekte bräuchte. Wenn man die hinkriege, wecke das den Ehrgeiz und es folgten weitere nach dem Motto: „Was der Nachbar kann, das kann ich auch!“ Wie wichtig ist dieser „nachbarschaftliche“ Ehrgeiz als Motor der Energiewende?

Frank Michael Uhle: Der nachbarschaftliche Austausch hilft dabei, eine gesunde Form des Ehrgeizes zu wecken. Es gilt, an der „sozialen Norm“ zu kratzen. Diese Norm besagt: „Mein Nachbar macht etwas anders als ich. Er macht es doch wohl nicht besser als ich – dass kann ich auch!“ Dieses an der „sozialen Norm“-Kratzen hat beispielsweise dazu geführt, dass der Ausbau der Photovoltaik in unserem Kreis drei Mal so hoch ist wie im Bundesdurchschnitt.

Mit Blick auf Ihre Kollegen in anderen Kreisverwaltungen: Bewegt sich da was in Richtung Energiewende?

Frank Michael Uhle: Nach dem Gewinn des Europäischen Solarpreises 2011 kamen die ersten Besuchergruppen. Mittlerweile haben wir mehr als 180 Vorträge auf Kongressen und für Fachbesucher gehalten. Wir freuen uns immer riesig, wenn wir das Feedback erhalten, dass die eine oder andere Idee von unseren Besuchern aufgegriffen und bei ihnen regional angepasst umgesetzt wurde.

Mit Ihrer Erfahrung aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis: Ist die Energiewende für Deutschland (noch) machbar?

Frank Michael Uhle: Ja, die dezentrale  Energiewende wird in Deutschland ein Erfolg werden. Unser Beispiel zeigt, was binnen einer Dekade möglich ist, wenn man es will. Die Energiewende war immer eine Graswurzelbewegung und wird immer „Bottom-up“  bleiben. Dass der Einzelne nichts bewirken kann, ist schlichtweg Quatsch.

Gibt es etwas, dass Sie sich während des Wendemanövers vom Staat gewünscht hätten? Fühlten Sie sich optimal unterstützt? Was könnte der Staat besser machen?

Frank Michael Uhle:. Wir haben vom Bund und Land bislang sehr gute ideelle und finanzielle Unterstützung für unsere Konzepte und deren Umsetzung erhalten.

Aus den Erfahrungen unserer Projekte denke ich auch, dass alle technischen Lösungen für eine rasche, vollständige  Energiewende auf dem Tisch liegen. Auch ist eindeutig bewiesen, dass dies volkswirtschaftlich bereits heute preiswerter und sinnvoller ist, als an der konventionellen Energie fest zuhalten. Die Politik muss nun den Mut besitzen, möglichst rasch den regulatorischen Rahmen entsprechend zu setzen.

Ihrem Kreis ist die Energiewende offensichtlich gelungen – was steht als Nächstes klimatechnisch im Rhein-Hunsrück-Kreis an?

Frank Michael Uhle: Analog zum Bundestrend ist auch im Rhein-Hunsrück-Kreis die Mobilität das Sorgenkind in unserer Klimabilanz. Dabei ist E-Mobilität im ländlichen Raum bereits heute absolut alltagstauglich und hoch wirtschaftlich – wie ich Ihnen aus einem Jahr Betriebserfahrung mit meinem privaten Renault ZOE persönlich bestätigen kann.

Daher hat unser Kreistag einstimmig ein E-Dorf-Auto-Konzept beschlossen. In den kommenden drei Jahren stellen wir jedes Jahr sieben Ortsgemeinden ein E-Dorf-Auto kostenlos zur Verfügung, mit dem Ziel, dass jeder Bürger Car-Sharing auf dem Land ausprobieren kann. Wichtig ist, die Alltagstauglichkeit der E-Mobilität wortwörtlich „zu erfahren“.  So wollen wir in insgesamt 21 Gemeinden einen Impuls setzen.  Dies ist ein typisches Beispiel, wie Klimaschutzmanagement funktioniert.

Vielen Dank, Frank-Michael Uhle, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen und uns so konkret und leidenschaftlich beschrieben haben, wie die Energiewende dezentral geht!

Fotos: DifU – Hearts & Minds (2 Porträts/Titel), Ritter XL Solar (Baustelle Ellern), Innogy – Judith Hosser-Schulz (Batterie Gödenroth)