Projekt des Monats: Solarthermie im Denkmalschutz

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Es war Liebe auf den ersten Blick, als wir die Solarthermie-Anlage auf unserem Titelfoto sahen. Wir mussten ihre Geschichte erfahren. Der Planer der Anlage, Diplom-Ingenieur Dietrich Beitzke aus Aachen, und ihr Besitzer* haben sie uns erzählt. Lest hier, wie die Solarthermie-Anlage im Denkmalschutz dem alten Bauernhaus ordentlich einheizt!

Der Besitzer des alten Bauernhauses hatte es im Jahr 2017 erworben, um es zu seinem neuen Zuhause zu machen. Nach vielen Jahren in Süddeutschland und Stationen in Berlin und Köln zog es den ehemaligen Unternehmer und passionierten Segler nun ans Wasser: “Meine Liebe zum Meer hat mich hierhergetrieben!”, sagt er uns im Gespräch. Das alte Haus, das am Elbdeich in der Samtgemeinde Nordkehdingen steht, ist 1862 gebaut worden. Traditionell diente ein Hausteil den Bauern zum Wohnen, der andere Teil bot Platz fürs Vieh, fürs Heu und für landwirtschaftliches Gerät. Zum Haus gehörten früher große Ländereien, die von den Bauersleuten bewirtschaftet wurden.

Energetische Kernsanierung mit dem Konzept “Haus im Haus”

Bevor der neue Besitzer in das Bauernhaus einziehen konnte, stand eine energetische Kernsanierung auf dem Plan. Damit war der Architekt Franz Voigtländer aus Köln beauftragt worden. Zu den Sanierungsmaßnahmen gehörte die Dämmung der Fußböden und der ersten Geschossdecke. Das gut 900 Quadratmeter (m2) große Reetdach wurde total erneuert. Es ist komplett hinterlüftet. Der Bauherr berichtet, dass bei der Dachsanierung diverse Hummelnester, Hornissennester und Mäusenester ausgehoben werden mussten. Heute teilt er sein Dach mit zwei Schleiereulenpärchen, erzählt er uns erfreut.

Zwischen dem Wohnbereich und dem Scheunenteil wurde ein extra Raum abgeteilt, der als Luftpuffer dient, um die Wärme in den Wohnräumen zu halten. Quasi wurde ein Haus im Haus gebaut, erklärt uns der Bauherr, um die gewünschte Hüllflächentemperierung zu realisieren.

Planungsskizze PdM Beitzke_Ludwig Haus in Haus
Auf der Zeichnung des Architekten gut zu erkennen ist das warme Haus (rosafarben) im kalten Haus (blau). Grafik: Architekt Franz Voigtländer

Die alten Fenster wurden aus Denkmalschutzgründen belassen, ein zwischenzeitlich auf alt getrimmtes Fenster ließ der Bauherr sogar original zurückbauen. Das Provisorium sah ihm zu provisorisch aus, sagt er.

Heizungsmodernisierung: Gas plus Solar plus warme Kacheln

Zur energetischen Sanierung des denkmalgeschützten Bauernhauses gehörte auch die Heizungsmodernisierung im Jahr 2018. Mit deren Planung wurde Dietrich Beitzke aus Aachen beauftragt.

Heizungsplaner Dietrich Beitzke Aachen
Der Planer Dietrich Beitzke aus Aachen ist in Sachen Solarthermie Überzeugungstäter. Für das alte Bauernhaus lohnte sich ihr Einsatz: Sie deckt 20 Prozent des Wärmebedarfs. Foto: Dietrich Beitzke

Der Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik ist ein Experte in Sachen Heizungshydraulik mit drei Jahrzehnten Erfahrung im Planen von Heizungssystemen, darunter diverse Projekte im Denkmalschutz: “Die große Herausforderung von solchen Projekten ist, dass man am Gebäude selbst nichts ändern darf”, sagt er uns im Gespräch.

Kesseltausch: Öl raus, Gas rein

280 Quadratmeter Wohnfläche in zwei Geschossen sollten beheizt werden. Dem Hausherrn war es dabei auch wichtig, künftig umweltfreundlich zu heizen. So ließ er die alte Ölheizung mit einer modernen Gasbrennwertheizung von Paradigma ersetzen. Ausgeführt hat die Arbeiten der Handwerksbetrieb H. Kaiser aus Balje. Der Anschluss vom Versorger zum Haus musst ab der Hauseinführung bis zur Gasheizung im Heizraum in der Scheune neu gelegt werden. In den Wohnräumen wurden großteils Flächenheizungen (Fußbodenheizungen) verbaut. Zudem kamen neue Heizkörper ins Haus, die besonders gemütliche Strahlungswärme lieferten.

Solarwärme zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung

Mit Dietrich Beitzke war ein Heizungsplaner am Werk, der von Solarthermie und ihrem Potential als umweltfreundliche Wärmeerzeugungstechnik im Allgemeinen und unserer Paradigma AquaSolar-Technologie im Besonderen überzeugt ist: “Ich betreibe selbst seit 2010 eine 10 m2 große Paradigma-Anlage in Kombination mit einer Ölheizung. Vorher brauchte ich zum Beheizen meiner 200 m2 Wohnfläche rund 3.000 Liter Brennstoff im Jahr, dank der Solarthermie-Anlage sind es nur noch 1.500 Liter.”

Die Performance seiner eigenen Anlage hat der Fachmann sekundengenau beobachtet und analysiert – seinen Kunden gegenüber kann er so die Funktionsweise und die Vorteile einer Solarthermie-Heizung bis ins Kleinste erklären und viele von ihrer Zukunftstauglichkeit überzeugen. Als Planer stelle er zunächst immer die Frage: Was wird an Wärme gebraucht? “Sobald Warmwasser als must-have-Bedarf auf der Wunschliste erscheint, geht es mir nicht mehr nur darum, die Heizungshydraulik zu optimieren. Ich bringe dann immer Solarthermie ins Gespräch”, sagt Dietrich Beitzke.

“Nach Ansicht der Pläne des Architekten und meinen Berechnungen zum Heizwärmebedarf, den ich hier mit maximal 24 Kilowatt ermittelte, habe ich geprüft, ob der Einsatz von Solarthermie möglich ist und sich lohnt. Gründlich durchgerechnet, beantwortete ich diese Frage mit einem klaren Ja”, erklärt uns Planer Beitzke weiter: Beim Besitzer des alten Bauernhauses lief er mit seiner Begeisterung für Solarwärme bereits offene Türen ein.

“Also plante ich die zukünftige Heizungsanlage bivalent: Sie besteht neben der Gasbrennwertheizung auch aus einer externen 15 m2 großen Solarthermie-Anlage, mit drei Hochleistungskollektoren (Typ AQUA PLASMA 19/50 – Anmerkung der Redaktion). Hinzu kam ein Pufferspeicher Aqua EXPRESSO von Paradigma mit Frischwasserstation und einem Fassungsvermögen von 1.000 Litern. Geregelt wird die Anlage von der Kompaktheizzentrale Energy Vario von Paradigma. Die Frage war nur: Wo sollte die Solarthermie-Anlage hin? Die große nach Süden ausgerichtete Reetdachhälfte kam aus Denkmalschutzgründen schließlich nicht in Frage.”

Vor der Südseite des Bauernhauses gab es einen alten Schuppen, der zunächst als Träger für die Solaranlage gedacht war. Doch bei näherer Betrachtung gab dessen Bausubstanz das nicht mehr her. Also wurde die Idee entwickelt, die Solarthermie-Anlage aufzuständern. Der “Bock” ist aus Holzbalken konstruiert, die mit Punktfundamenten fest im Boden verankert wurden. Die Ausrichtung der Aufständerung gen Sonne erfolgte parallel zum Hausdach, der Neigungswinkel wurde dabei gleichfalls übernommen. Unter dem Solardach, das damit quasi zum Solarcarport wurde, parkt der Hausherr heute seinen kleinen Traktor.

Zwischen dem Anschluss der Solarthermie-Anlage und der Heizungsanlage in der Scheune liegen 35 Meter: Die Solarleitung wurde an einem der Pfosten in den Erdboden und dann 6 Meter in einem sogenannten Schutzrohr unterirdisch bis zur Heizung in die Scheune geführt. “Hydraulisch war das mit der Paradigma-Anlage kein Problem”, erklärt Dietrich Beitzke.

Gemütliche Strahlungswärme dank drei Kachelöfen

Im Haus gab es zudem drei alte Kachelöfen, die herausgerissen und mit neuen Modellen ersetzt wurden. “Die heizen so sauber und rückstandsarm, dass ich nur einmal in der Heizsaison Asche entsorgen muss”, sagt der Hausherr. Dafür habe ihn sogar sein zuständiger Schornsteinfegermeister beglückwünscht. Er ergänzt: “Ich genieße die Wärme, die die Kachelöfen ausstrahlen, sehr. Das ist ein ganz besonderes Wohlgefühl, das aufkommt, wenn man mit einem Kachelofen einheizen kann.”

Die Solarthermie-Anlage wurde 2019 installiert und in Betrieb genommen. Heute sagt der Hausherr, dass sie etwa ein Fünftel des Wärmebedarfs im Haus decke. Im Sommer bleibe die Gasheizung sogar komplett aus. “Die Investition in das solar unterstützte System hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt – und für die Umwelt auch!”, betont er abschließend.

Wir danken dem Bauherrn und dem Planer Dietrich Beitzke, dass sie uns die Geschichte ihrer liebenswerten Solarthermie-Anlage im Denkmalschutz erzählt haben!

Fotos: Dietrich Beitzke, Hausbesitzer* (Titelbild), Grafik: Architekt Voigtländer

*Name liegt der Redaktion vor