Studie zum Heizungsmarkt 2020

Neue Studie zum Heizungsmarkt 2020 – Zahlen, Fakten, Trends

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Eine neue Kurzstudie zum Heizungsmarkt zeigt uns, wie sich der European Green Deal (von dem wir hier auf dem Solarthermie-Blog bereits berichteten) auf den Markt für Heizungsinstallationen auswirken wird und welches Potential der Markt für Investitionen bietet. Für ihre Analyse untersuchte die Münchner Strategieberatung für die Bauindustrie, S&B, aktuelle Entwicklungen und Trends auf Markt- wie Kundenseite. Außerdem führten die Berater Lifetime-Kosten-Analysen durch, um herauszufinden, vor welchen zentralen Herausforderungen die Marktakteure jetzt stehen. Und das sind die Ergebnisse der Studie zum Heizungsmarkt 2020: 

Wir stoßen zu viel Treibhausgase aus. Und beschleunigen damit den Klimawandel, anstatt ihn zu bremsen. Mit dem Green Deal will Europa seinen CO?-Ausstoß senken und der erste klimaneutrale Kontinent werden. Deshalb hat der grüne Fahrplan unter anderem das Ziel, vorherrschende, alte, ineffiziente und fossile Heizungen in Europa mit neuen, effizienten und erneuerbaren Systemen abzulösen. Oder anders ausgedrückt: Der Green Deal soll die Wärmewende im Heizungskeller Europas bringen.

Drei Treiber für Umbruch des Heizungsmarktes

Die Münchner Strategieberater von S& B identifizieren mit ihrer Studie drei Treiber, die eine “bemerkenswerte Dynamik” im Markt für Heizungen und Heizungssysteme bewirken:

  1. stetig wachsende Anforderungen seitens der Kunden
  2. Digitalisierung von Prozessen und Produktsystemen
  3. steigenden Regulatorik in Verbindung mit Kaufanreizen

Sechs zentrale Beobachtungen

Bei ihrer Marktanalyse machten die Strategieberater von S&B sechs zentrale Beobachtungen:

  1. Green Deal bewirkt historischen Umbruch des Heizungsmarktes
  2. Nachfrage nach Heizungen boomt wegen Wohnungsbau, Modernisierung vom Gebäudebestand, schärferen Klimazielen und Förderungen
  3. Marktdurchdringung mit neuen Heizungen wird von komplexer Installation und unzureichender Dämmung gebremst
  4. Neue systemische Wärmekonzepte erhöhen Kundenanbindung an Handwerker, machen zugleich aber Installation komplexer
  5. Steigende Regulatorik und Komplexität erhöhen Innovationsdruck sowie Technologiedruck für Hersteller und treiben Konsolidieren der Installationsbetriebe an
  6. hohes Potential dank Buy-and-Build-Systemen, Vorwärtsintegration und digitalen Geschäftsmodellen für Installateure

Nachfrage nach Heizungswechsel boomt

Als Teil Europas hat auch die deutsche Bundesregierung sich das langfristige Ziel gesetzt, die deutschen Emissionen auf Null zu reduzieren. Unter anderem damit, dass fossile Heizungen mit regenerativen Systemen in/an der Gebäudehülle ersetzt werden. Laut der neuen Studie zum Heizungsmarkt hätten die Förderungen im Rahmen des „Klimapakets“ im noch laufenden Jahr bereits die Nachfrage nach Heizungswechseln boomen lassen.

Studie zum Heizungsmarkt 2020_Marktpotential

Je nach Region hätten demnach Hybridsysteme, bestehend aus Solarthermie-Anlage und Gasbrennwertheizunge (unsere besten Projekte zu Gaswärme plus Solar findet ihr hier) eine zentrale Rolle gespielt, da für ältere Gebäude alternative Systeme wie Wärmepumpen oder Brennstoffzellen mehrheitlich als noch zu teuer oder leistungsschwach angesehen würden. Gerade Gebäude, so ist in der Pressemitteilung zur Studie zu lesen, die älter als 15 Jahre seien, hätten häufig  aufgrund ihrer (noch) unzureichenden Wärmedämmung einen höheren Wärme- und Energiebedarf.

Weniger CO?-Emissionen im Gebäudebestand – nur mit Heizungswechsel und energetischer Sanierung

Zum Erreichen der Klimaziele und zum spürbaren Senken des CO?-Ausstoßes des Gebäudebestandes seien Umrüstungen auf neue, regenerative Heizungssysteme unabdingbar. Allerdings gebe es für rund acht Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser mit schlechteren Dämmeigenschaften in Deutschland noch keine rein regenerativen Lösungen, die auch vergleichsweise preiswert seien. Deshalb werde auch der energetischen Gebäudesanierung in den kommenden Jahren eine zentrale Bedeutung zukommen. Das sagt Christoph Blepp, Partner bei S&B Strategy.

Fachkräftemangel und gewerkeübergreifende Installation verursachen Installationsstau

Darüber hinaus, so heißt es in der Studie weiter, werde der flächendeckende Heizungssystemwechsel vom Fachkräftemangel und von der Komplexität der Installation gebremst. Während es früher noch relativ einfach für den Heizungsbauer gewesen sei, einen Öl- oder Gasbrenner auszuwechseln, so sei demnach zum Installieren einer Wärmepumpe auch ein Elektroinstallateur nötig. Fürs Einbinden einer Solarwärme-Anlage oder Solarstromanlage sei auch das Dachgewerk für die Installation gefragt. Ein solcher gewerkeübergreifender Ansatz sorge in Zeiten mit Fachkräftemangel jedoch für einen erheblichen Installationsstau.

Auf dem Papier sei eine  Heizungsanlage aus Solarstrom-Anlage, die einen Batteriespeicher füllt und damit die Wärmepumpe versorgt, also einen Großteil des Wärme- und Energiebedarfs in Ein- und Zweifamilienhäusern deckt, hoch attraktiv, sagt Christoph Blepp. Leider sei Blepp zufolge ein solches System heute aus einer Hand flächendeckend kaum realisierbar, da Heizungsbauer, Dachdecker, Elektroinstallateure und gegebenenfalls auch Systemintegratoren gleichzeitig für jede einzelne Installation vor Ort sein müssten. Allein das Abstimmen der Schnittstellen und Termine sei vielerorts unmöglich und wenn doch, dann zu vergleichsweise hohen Kosten.

Daher treibe die Frage nach der Zahlungsbereitschaft der Kunden im preisgetriebenen Massenmarkt für einfachere Installationen vor allem die Hersteller von Heizsystemen um.

Neue mehrwertige Heizungssysteme

Vor allem Hersteller und Energieanbieter versuchten laut der Studie zum Heizungsmarkt 2020, Kunden mit Konzepten wie „Wärme als Service“ zu locken. Der Vorteil für den Kunden daran sei, dass sämtliche Wartungs- und Servicegebühren mit dem Anschaffungspreis in einen monatlichen Nutzungspreis verrechnet würden, der hohe Anschaffungspreis also wegfalle.

Für die Anbieter bedeute dies eine

  • planbarere Instal­la­tion,
  • einen planbareren Service
  • und höhere Preise.

Jedoch würden mittlere und kleinere Heizungsbauer damit zum reinen Dienstleister der Hersteller oder Energieanbieter degradiert, denn die Kunden- und Leistungsbeziehung bestünde dann nicht mehr zwischen ihnen und ihren Kunden, sondern werde von den Herstellern und Energiedienstleistern gehalten. Aus diesem Grund rieten viele Heizungsbauer von diesen Konzepten ab und verhinderten somit ein dynamischeres Marktwachstum für „Wärme als Service“.

Dieses Marktumfeld werde laut S&B Strategy zwangsläufig zu einer starken Konsolidierung des Hezungsmarktes führen. Einerseits auf Heizungsbauer-/ Installateurseite, andererseits auf Seiten der Hersteller, die ihre Produkt- und Leistungsportfolios entsprechend anpassen müssten. Zusätzlich könnten sich Hersteller immer differenzierter aufstellen, indem den Installateuren Services und Tools angeboten würden, mit denen sich diese binden ließen, zum Beispiel über Vertriebs-, Recruiting und Marketingplattformen, Installationshilfen und mehr. So schaffe man für mittlere bis kleine Installateursbetriebe echten Mehrwert, der sich dann auch bepreisen lasse.

Grafiken: S&B Strategy