Corona Heizbedarf Heizung

Wer wegen Corona mehr zuhause ist, heizt mehr (plus 9 %)

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Außergewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Die Corona-Pandemie ist ein solcher Umstand, der uns unter anderem Abstand zu unseren Mitmenschen halten lässt und uns deshalb in die häusliche Isolation oder gar Quarantäne treibt. Laut einer aktuellen Studie hätten deutsche Haushalte ihre Heizung im März des Corona-Jahres 2020 neun Prozent mehr genutzt als im März des Vorjahres 2019. Das Wetter hätte demnach dabei nur eine geringe Rolle gespielt: Die die Außentemperatur sei im März 2020 nur um durchschnittlich ein Grad Celsius (°C) von der des Vorjahresmärzes abgewichen. Der erhöhte Heizenergieverbrauch werde daher größtenteils darauf zurückgeführt, dass die Deutschen coronabedingt mehr Zeit zu Hause verbringen.

Das Münchner Start-up tado veröffentlchte die Ergebnisse seiner Umfrage im April. Darin schreibt das unternehmen, dass die offiziellen Ausgangsbeschränkungen in Deutschland zwar erst am 22. März verhängt worden seien, viele Menschen hierzulande jedoch schon früher angefangen hätten, zu Hause zu bleiben und von dort aus zu arbeiten. Ein Grund für das freiwillige #StayatHome waren sicher die Entwicklungen in den europäischen Nachbarländern: Italien (seit 9. März) und Spanien (seit 14. März) hatten längst strenge Ausgangssperren in Kraft gesetzt.

Corona treibt Heizbedarf in die Höhe

Die folgende Grafik zeigt den wegen Corona gestiegenen Heizbedarf Deutschlands im europäischen Vergleich:

Laut Statistiken der Europäischen Kommission würden fürs Heizen und Warmwasser bereitstellen rund drei Viertel der Energiekosten in Europa draufgehen. Eine durchschnittliche jährliche Heizkostenabrechnung für eine 70 Quadratmeter große Wohnung mit zentraler Gasheizung belaufe sich in Deutschland auf ungefähr 700 Euro. Diese Kostenangabe wurde dem Heizspiegel 2019 entnommen, den wir euch hier auf dem Blog bereits ausführlich vorgestellt haben. Tado schreibt weiter, dass rund 90 Euro Heizkosten jährlich gespart werden könnten, wenn das Heizthermostat nur um  ein Grad Celsius heruntergedreht werde, wobei sich das Unternehmen auf Angaben bezieht, die das Internetportal energy saving trust machte.

Die Arbeit aus dem Home-Office nehme Tado zufolge bereits seit einigen Jahren zu. Die Menschen würden demnach immer mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend sicher verstärkt, immerhin habe jeder dritte Betrieb hierzulande seine Mitarbeiter laut der Tagesschau als potentiell von Kurzarbeit Betroffene gemeldet. Andere begaben sich in freiwillige Isolation oder gar Quarantäne beziehungsweise wurde ihnen diese amtlich verordnet. Eltern mussten zuhause bleiben, weil Betreuungseinrichtungen wie Krippe und Kindergarten sowie Schulen geschlossen wurden.

Corona lässt aber auch die Energiepreise sinken (Ausnahme: Strom)

Ist jetzt eine erhöhte Heizkostenabrechnung für die noch laufende Heizsaison zu befürchten? Nicht unbedingt: Denn die Energiepreise sinken laut Medienberichten derzeit. Das Wochenmagazin Focus verbreitet hier die gute Nachricht, dass die Deutschen die wegen der Coronapandemie jetzt zwar viel von daheim aus arbeiten und dabei mehr Energie in den eigenen vier Wänden verbrauchen würden, diese zwar bezahlen müssten – aber das zu energiepreisen, die auf Jahressicht so stark wie nie zuvor gesunken seien.

Der Focus bezieht sich mit der guten Nachricht auf eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. Demnach hätten die durchschnittlichen Energiekosten für einen deutschen Musterhaushalt bei Erhebungen im März des Jahres 2019 bei insgesamt nur noch 3814 Euro pro Jahr gelegen. Ein Jahr später im Corona-März 2020 kostete die gleiche Menge Energie 3588 Euro im Jahr. Das entspreche einer Entlastung von 226 Euro (sechs Prozent). Besonders sei der Preisverfall von Energie laut Focus in den vergangenen Corona-Wochen gewesen.

Dazu lässt der Focus den Verivox-Energieexperten Valerian Vogel zu Wort kommen, der erklärt, dass mit dem Preisverfall an den Rohstoffmärkten die Energiekosten für private Verbraucher allein von Februar auf März 2020 um über fünf Prozent gesunken sei. Vogel zufolge sei das der stärkste Rückgang, den sein Unternehmen auf Monatsbasis bisher habe beobachten können.

Und noch sei kein Ende des Preisverfalls in Sicht: Die Pandemie sorge demnach dafür, dass die Preise sogar noch weiter purzeln würden. So stürzte der Rohölpreis zum Ende des Corona-Aprils 2020 auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren.

Bleibt zu hoffen, dass sich das – wenn auch mit etwas Verzögerung – auch in den Geldbörsen der Verbraucher bemerkbar macht.

Heizen in der Corona-Heizzeit: bis zu 29 Prozent billiger?

Besonders viel ließe sich dem Focus-Bericht zufolge zuletzt schon beim Heizen sparen: 20 Hektoliter Heizöl kosteten im März 2019 noch 1354 Euro, im März 2020 waren es nur 962 Euro. Heizöl verbilligte sich damit auf Jahressicht um 29 Prozent – also um fast ein Drittel.

Schade nur, dass Strom derzeit noch nicht günstiger wird. Seine Kosten seien laut Focus im Vergleich zum Vorjahr um zweieinhalb Prozent gestiegen.

Foto: MADworks/photocase