UNEP-Bericht Gebaeudesektor Bausektor bis 2050 klimaneutral UNEP

UNEP-Bericht: Städte (um)bauen – klimafreundlich ist bis 2050 machbar!

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Mehr UMbauen statt NEUbauen – das ist der Weg in die Klimaneutralität, den ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen (UN) für die Städte der Welt sieht. Damit die immer mehr Menschen auf der Erde alle ein Dach über dem Kopf haben, braucht es entsprechend viele Gebäude. Laut dem UN-Umweltprogramm UNEP würden derzeit rund um den Erdball rein rechnerisch alle fünf Tage so viele Gebäude errichtet werden, wie in der französischen Hauptstadt Paris stehen. Bis zum Jahr 2060 soll sich die Bodenfläche ebenso wie die Verwendung von Rohstoffen schätzungsweise fast verdoppeln. Das weltweite Städtewachstum befeuert den Klimawandel immens. Der Gebäude- und Bausektor verursache dem UNEP-Bericht zufolge mehr als ein Drittel (37 Prozent) des CO2-Ausstoßes. Wie die Städte der Welt bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden könnten, zeigt der Bericht jetzt auf. 

Gebaeudesektor Bausektor bis 2050 klimaneutral UNEP

Weltweit größter CO2-Verursacher: Gebäude- und Bausektor

MIt 37 Prozent Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß sei der Gebäude- und Bausektor der bei weitem größte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Insbesondere das Herstellen und Verwenden von Baumaterialien wie Zement, Stahl und Aluminium begründe laut der zugehörigen Pressemeldung von UNEP einen erheblichen CO2-Fußabdruck.

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Anteil der Betriebs-Emissionen an den gesamten Emissionen des Gebäudesektors könnten von 75 auf 50 Prozent sinken

In der Vergangenheit hätte sich demnach ein Großteil der Bemühungen und durchaus erzielten Fortschritte des Sektors auf das Senken betrieblicher CO2-Emissionen von Gebäuden konzentriert – und damit auf das Verringern der Emissionen, die Heizung, Kühlung und Beleuchtung verursachten. Prognosen würden davon ausgehen, dass diese betrieblichen Emissionen in den kommenden Jahrzehnten von 75 Prozent auf 50  der Gesamtemissionen des Sektors sinken würden.

Es gebe laut UNEP allerdings noch keine Lösungen zum Senken  der funktionalen CO2-Emissionen von Gebäuden – also den Emissionen, die aus der Konstruktion, der Produktion und dem Einsatz von Materialien wie Zement, Stahl und Aluminium resultierten. Um diese Herausforderung zu stemmen, müssten internationale Maßnahmen und eine Zusammenarbeit aller Interessengruppen aus dem gesamten Lebenszyklus des Gebäudesektors kombiniert werden – und zwar sowohl im informellen als auch im formellen Rahmen.

Der aktuelle UNEP-Bericht “Baumaterialien und das Klima: Aufbau einer neuen Zukunft” (138-seitiges PDF zum kostenlosen Download) unterstreiche die dringende Notwendigkeit, innovative Kooperationsmodelle zur Dekarbonisierung von Baumaterialien zu entwickeln. Diese Modelle seien von entscheidender Bedeutung, wenn die Menschheit das ehrgeizige Ziel erreichen wolle, die Emissionen des Bausektors bis Mitte des Jahrhunderts auf Null zu reduzieren.

Schritte zum klimaneutralen Gebäude- und Bausektor

Der Bericht wurde von UNEP und dem Zentrum für Ökosysteme und Architektur (CEA,  (Center for Ecosystems + Architecture) der US-amerikanischen Universität Yale im Rahmen der Global Alliance for Buildings and Construction (GlobalABC) erarbeitet. Er zeige eine Vision, wie der Bausektor bis 2050 weltweit klimaneutral werden könnte.

Dies werde möglich, wenn

  • Material gespart würde,
  • Baustoffe wie Beton und Stahl klimafreundlicher gfertigt würden
  • und mehr nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kämen.

Klimawende im Gebäude- und Bausektor braucht die richtigen Vorgaben und Anreize

Bis vor Kurzem seien die meisten Gebäude mit lokal gewonnenen Rohstoffen wie  Erde, Stein, Holz und Bambus gebaut worden. Doch moderne Materialien wie Beton und Stahl würden oft nur die Illusion von Dauerhaftigkeit vermitteln und dann meist auf Mülldeponien landen. Sie trügen erheblich zur wachsenden Klimakrise bei. Das erklärte die Direktorin der UNEP-Abteilung Industrie und Wirtschaft, Sheila Aggarwal-Khan laut der Online-Ausgabe der Tagesschau. Sie sagte demnach weiter, dass Netto-Null-Emissionen im Baugewerbe bis 2050 erreichbar seien, wenn die Regierungen die richtigen

  • politischen Maßnahmen ergreifen
  • sowie Anreize
  • und Vorschriften schaffen würden,

um die Branche zum Handeln zu bewegen.

Der Ansatz der Expert:innen hinter dem UNEP-Bericht sehe vor,

  • Neubauten möglichst zu vermeiden.
  • Baumaterialien wiederzuverwenden.
  • biologische Rohstoffe wie Nutzholz, Bambus und Biomasse aus nachhaltiger Herkunft einzusetzen.
  • Baustoffe wie Beton, Stahl oder Glas klimafreundlicher zu produzieren, unter anderem, indem Erneuerbare Energien bei der Herstellung zum Einsatz kämen – zum Beispiel Solarenergie als Prozessenergie – sowie recycelte Baustoffe und innovative Technologien verwendet würden.

Klimafreundliche Städte bis 2050 – mit Umbau statt Neubau

Mit dem oben bereits erwähnten Fokus auf das Senken betrieblicher Emissionen bei Gebäuden hat man bislang vor allem auf die CO2-Vermeidung derselben gesetzt, wenn diese bereits gebaut gewesen seien.

  • Für aufstrebende Länder, so schreibt die Tagesschau mit Verweis auf den UNEP-Bericht weiter, sei es daher umso bedeutsamer, dass sie die klimaunfreundlichen Bautechnologien des vergangenen Jahrhunderts überspringen.
  • Und die Industrieländer sollten sich demnach stärker auf das Umnutzen und Wiederverwenden des Gebäudebestands fokussieren, anstatt auf Abriss und Neubau.

So ließen sich

  • sowohl das Roh- und Wertstoffe schonende Auseinandernehmen von Gebäuden
  • als auch das Wiederverwenden der Bauteile und Baumaterialien

schon vor dem Bauen planen.

Kämen dann noch Baumaterialien zum Einsatz, die selbst CO2 speichern würden, könnten Gebäude künftig sogar CO2-negativ werden. Das heißt, dass ihre Errichtung und Betrieb mehr CO2 einsparen als ausstoßen würden. Auch nachwachsendes Holz und Bambus hätten schon einen spürbaren Effekt auf die Klimabilanz der Gebäude: Sie würden beim Wachsen CO2 zu Biomasse umwandeln und damit selbst als CO2Speicher wirken.

Im UNEP-Bericht heißt es, dass das Verwenden nachwachsender Bio-Baustoffe wie Holz und Bambus sowie landwirtschaftlicher Nebenprodukte möglicherweise “unsere beste Hoffnung auf eine radikale Dekarbonisierung” sei.

Mit biobasierten Baustoffen könne der Sektor in vielen Regionen bis zum Jahr 2050 bis zu 40 Prozent des CO2-Ausstoßes einsparen – und das sogar verglichen mit der  Ersparnis dank einer emissionsarmen Beton- und Stahlproduktion.

Dazu muss man wissen, dass nur die drei Baustoffe Beton, Stahl und Aluminium fast ein Viertel (23 Prozent) der Treibhausgasemissionen des Gebäude- und Bausektors verursachten. Die Menge an Beton, die verbraucht werde, habe sich laut dem UNEP-Bericht in den vergangenen 65 Jahren verzehnfacht. Im Jahr 2020 seien demnach weltweit 4,3 Milliarden Tonnen (t) Zement hergestellt worden – Zement ist der wichtigste Bestandteil von Beton.

Um bis zum Jahr 2060 Klimaneutralität bei Beton zu erreichen, müsste der gewöhnliche Portlandzement mit regional verfügbare Alternativen aus Nebenprodukten von Landwirtschaft, Forst oder Industrie ersetzt werden. Jährlich würden Schätzungen zufolge 140 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) Biomasse als Abfallprodukte entstehen und auf Müllhalden landen oder zur Energiegewinnung verbrannt werden. Damit verschwende man eine Bauressource, die zur CO2-Speicherung beitragen könnte, erklären die Autoren des UNEP-Berichts.

Foto: Titel vom UNEP-Bericht