trockene Heizungsluft Corona beschlagene Fenster

Zu trockene Heizungsluft: Corona und die Luftfeuchtigkeit (1)

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Heute dreht sich alles um trockene Heizungluft und Corona. Wir erklären euch, warum ihr die Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen zwischen 40 und 60 Prozent halten solltet, um für mehr Wohlbefinden; Gesundheit und Abwehrkraft von Corona-Viren zu sorgen. Denn trockene Heizungsluft trocknet unsere Haut und Schleimhäute aus, so dass unser Körper mit Augenbrennen, Tränen, Halzkratzen, Husten und Hautirritationen reagiert. Hinzu kommt, dass trockene Heizungsluft das Risiko erhöht, sich mit Viren wie einem Grippevirus oder dem SARS-Cov19-Virus zu infizieren. Der Grund: In trockener Heizungsluft schweben Aerosole und die daran haftenden Viren länger. 

Was ist Heizungsluft?

Der Begriff Heizungsluft ist offensichtlich kein Terminus technicus: Eine Definition lässt sich dafür nicht finden. Eine lesenswerte Abhandlung zum Begriff findet ihr hier. Vielmehr scheint es, dass von Heizungsluft immer dann die Rede ist, wenn es um Raumluft geht, die mittels einer Heizungsanlage erwärmt wird. Heizungsluft meint offensichtlich beheizte und infolgedessen warme Raumluft.

Was unterscheidet warme Luft von kalter Luft?

Ein paar physikalische Fakten zu Luft:

  • Warme Luft besitzt eine geringere Dichte als kalte Luft.
  • Warme Luft ist leichter als kalte Luft, so dass sie aufsteigt, während die schwerere kalte Luft absinkt.
  • Warme Luft dehnt sich stärker aus als die kalte.
  • Winterlich kalte Außenluft enthält kaum Wasserdampf, hat also eine geringe Luftfeuchtigkeit.
  • Je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen, denn umso später kondensiert die Feuchtigkeit.

Wann ist Heizungsluft zu trocken?

Damit Wohnbehaglichkeit aufkommt, müssen mehrere Klimafaktoren stimmen:

  • Temperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • und Luftbewegung (Zugluft)

Für zu beheizende Räume wird daher zu einer bestimmten Temperatur beziehungsweise Temperaturspanne auch eine jeweils passende relative Luftfeuchtigkeit empfohlen, die in der Regel zwischen 40 und 60 Prozent liegt. Die relative Luftfeuchtigkeit in Prozent gibt den Feuchtigkeitsgehalt der Luft an, die diese auch wirklich aufnehmen kann, bevor die Feuchtigkeit wieder zu Wasser kondensiert (Stichwort: Wasserdampfsättigung). Das Umweltbundesamt (UBA) zum Beispiel empfiehlt diese Raumtemperaturen dazu:

  • Wohnräume (Wohnzimmer, Kinderzimmer, Arbeitszimmer): bis zu 20 Grad Celsius (°C)
  • Küche: bis zu 18 °C
  • Schlafzimmer: bis zu 17 °C

Wer winters in beheizten Räumen Symptome wie

  • Augenjucken, Augenbrennen und Augentränen, Lichtempfindlichkeit
  • trockene Haut, Hautspannen, Hautjucken, Hautschuppungen
  • trockene Schleimhäute in der Nase, im Mund, Rachen oder Hals, Halskratzen, Hustenreiz
  • trockene Lippen

bemerkt, leidet unter zu trockener Heizungsluft.

Warum erhöht zu trockene Heizungsluft das Risiko, sich mit Corona oder Grippe zu infizieren?

Auf unseren Schleimhäuten sitzen unzählige Fortsätze, die sogenannten Flimmerhärchen (auch Zilien genannt). Mit steten Bewegungen sind sie für den Abtransport von Fremdkörpern und Mikroben zuständig. Mit zunehmender Raumtemperatur und zugleich abnehmender Luftfeuchtigkeit werden auch die Zilien trockener und unbeweglicher. Die körpereigene Abwehr ist damit beschränkt.

Zudem reagiert das Immunsystems unseres Körpers auf trockene Heizungsluft. Wobei die Art und Stärke der Reaktion individuell ausgeprägt ist. Schlimmstenfalls schüttet das Immunsystem übermäßig Stoffe aus, die Entzündungen verursachen und/oder bestehende Entzündungen anfeuern. Neurodermitis-Patienten erleben zum Beispiel Krankheitsschübe.

Doch damit nicht genug: Viren, die sich mit Hilfe von Aerosolen (Schwebeteilchen, Schwebtröpfchen) in der Luft verteilen, überleben in trockener Heizungsluft länger als in feuchter Raumluft. In einer Metaanalyse untersuchten Forscher um Ajit Ahlawat vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig die Rolle der Luftfeuchtigkeit für die Haltbarkeit, Ausbreitung sowie Übertragung der Aerosole und ihrer Virenfracht. „In der Aerosolforschung ist schon lange bekannt, dass die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielt: Je feuchter die Luft ist, umso mehr Wasser haftet an den Partikeln und umso schneller können sie wachsen“, erklärt Ahlawat gegenüber der Presse.

Trockene Heizungsluft und Corona – das müsst ihr wissen

Die wichtigsten drei Ergebnisse der genannten Studie in Bezug auf trockene Heizungsluft und Corona sind die:

Optimale Luftfeuchte der Heizungsluft liegt zwischen 40 und 60 Prozent

Ergebnis Nummer Eins: Eine geringe Luftfeuchtigkeit wie sie für trockene Heizungsluft typisch sei, fördere die Überlebensdauer von Aerosolen und damit auch ihrer Ladung an Corona-Viren. Weil die Schwebtröpfchen schneller austrockneten und an Volumen verlören, schwebten sie auch länger in der trockenen Heizungsluft: Betrage die relative Luftfeuchtigkeit der Raumluft weniger als 40 Prozent, nähmen die von Infizierten ausgestoßenen Partikel weniger Wasser auf, blieben leichter, flögen weiter durch den Raum und würden so eher von Gesunden eingeatmet, erklärt Ajit Ahlawat.

Das heiße, dass das Risiko, dass coronavirenhaltige Aerosole lange halten, umso größer sei, je trockener die Heizungsluft sei. Anders formuliert: Bei einer relativen Luftfeuchte von unter 50 Prozent sei das Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 über die Raumluft höher als in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Corona-Viren überleben eher in schnelltrocknenden Aerosolen

Ergebnis Nummer Zwei: Gleichwohl Aerosol-Tröpfchen in trockener Heizungsluft vollständig austrocknen könnten, scheine dies Viren wie SARS-CoV-2 wenig zu schaden. So habe eine Studie gezeigt, dass die Corona-Viren bei sehr trockener Heizungsluft (unter 33 Prozent relative Luftfeuchte) und bei sehr feuchter Luft (100 Prozent relative Luftfeuchte) gut überlebten. Im Bereich dazwischen sei ihre Überlebensdauer dagegen stark verringert gewesen.

Das erklären die Wissenschaftler damit, dass es auf die Geschwindigkeit ankäme, mit der die Aerosole austrockneten. Geschehe das schnell, könnten sich die im Wassertröpfchen gelösten Salze nicht so stark aufkonzentrieren, dass sie dem Corona-Virus schadeten: Das Wasser verdunste, bevor sie wirkten. Anders sehe das aus, wenn die Aerosole langsam in feuchter Luft verdunsteten. Dort würden die gelösten Salze Konzentrationen erreichen, die das Virus nicht überstehen könne.

Trockene Heizungsluft erschwert Abwehr von Corona-Viren

Ergebnis Nummer Drei belegt die oben schon angesprochene Wirkung der Luftfeuchtigkeit auf die Schleimhäute unserer Atemwege: Beim Einatmen von trockener Heizungsluft werde der Schleim in Nase und Rachen trockener und zäher, was seine Fähigkeit, virale Aerosole abzutransportieren, mindere.

Das empfehlen die Forscher bezüglich trockener Heizungsluft und Corona

Auf den Punkt gebracht sollte die Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen zwischen 40 und 60 Prozent liegen, insbesondere im laufenen Pandemiegeschehen.

Heizungsluft lasse die Räume sehr schnell austrocknen  und das Erwärmen von Frischluft sorgt darüber hinaus  dafür, dass diese trocknet. In kalten und gemäßigten Klimazonen herrsche aufgrund dessen in Innenräumen während der Heizsaison meist ein sehr trockenes Raumklima. Und das könne die Ausbreitung der Coronaviren fördern, warnt Ahlawats Kollege Alfred Wiedensohler.

In Teil 2 dieser kleinen Reihe liefern wir euch die besten Tipps, um die Luftfeuchtigkeit in zu trockener Heizungsluft gezielt zu erhöhen. Bleibt dran!

Foto: Bernd Vonau / photocase