Wärmegestehungskosten_Wärmepreis

Heizungs-ABC: Was sind Wärmegestehungskosten?

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Kennt Ihr eure Wärmegestehungskosten, sprich: den Preis eurer Heizwärme? Wir erklären euch in diesem Beitrag, wie der Begriff Wärmegestehungskosten definiert wird und warum ihr euren Wärmepreis kennen solltet. Außerdem zeigen wir euch auf, wie ihr die Wärmegestehungskosten berechnen könnt.

Was sind Wärmegestehungskosten?

Die Wärmegestehungskosten sind die Kosten eurer Heizwärme bezogen auf eine Einheit davon. Die Wärme wird in der Regel in der Einheit Wattstunden (Wh) oder einem Vielfachen davon (Kilowattstunden (kWh), Megawattstunden (MWh), Gigawattstunden (GWh)) angegeben. Demnach sind die Wärmegestehungskosten die Kosten beziehungsweise der Preis zum Beispiel einer Kilowattstunde Heizwärme. Daher kommt auch die gängige alternative Bezeichnung für Wärmegestehungskosten: Wärmepreis.

In welcher Einheit wird der Wärmepreis angegeben?

In Abhängigkeit von der Größe des Wärmeerzeugers ist es gängig, den Wärmepreis in Cent/kWh, Euro/kWh oder Euro/MWh anzugeben.

Woraus setzen sich die Wärmegestehungskosten zusammen und wie berechnet man den Wärmepreis?

Laut der Freien Enzyklopädie Wikipedia sind die Wärmegestehungskosten der über die Laufzeit der Heizung als konstant angenommene Preis, den ihr als Nutzer der Anlage für die von ihr erzeugte Wärme zahlen müsst, damit der Kapitalwert eurer Investition null ergäbe. Das heißt: Ab diesem Wärmepreis könntet ihr eure Investition als lohnenswert, sprich: wirtschaftlich positiv ansehen.

Folgende Formel ergibt sich aus dem Vorgeschriebenen:

Wärmepreis = Annuität der Investition / Jahreswärmebereitstellung

Die Annuität der Investition meint laut der Wiki die regelmäßig jährlich fließende Zahlung, die aus Zins und Tilgung resultiert. Sie beinhaltet neben der eigentlichen Investition die Betriebs-, Wartungs- und sonstigen Kosten. Zum Vergleich: Der Kapitalwert einer Investition entspricht der Summe der Barwerte aller von der Investition verursachten Zahlungen (Ein- und Auszahlungen).

An dieser Stelle gibt’s auf die Frage zur Berechnung zwar nur eine knappe Antwort. Doch weiter unten zeigen wir euch ausführlich, wie ihr die Wärmegestehungskosten berechnen könnt. Geregelt wird die Berechnung der Wärmegestehungskosten übrigens in der VDI-Richtlinie 2067.

Warum solltest du die Wärmegestehungskosten kennen?

Das Wissen um die Wärmegestehungskosten beziehungsweise den  Wärmepreis hilft dir als wirtschaftliche Kennzahl, Heizungsanlagen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit zu bewerten und zu vergleichen. Du kannst mit Hilfe der Wärmegestehungskosten/des Wärmepreises also die folgenden Fragen beantworten:

  1. Wie teuer ist meine Heizwärme?
  2. Wie wirtschaftlich ist meine Heizung im Vergleich zu anderen Heizungen?

Wie unterscheiden sich die Wärmegestehungskosten deiner Heizwärme von den Verbrauchskosten?

Die Wärmegestehungskosten lassen sich deshalb nicht mit den reinen Verbrauchskosten, also beispielsweise den Preisen für die Brennstoffe Öl, Gas, Biomasse in Cent/kWh vergleichen, weil in diesen weder die Investitionskosten noch die Wartungskosten und Bereitstellungskosten stecken.

Ganz wichtig dazu: Die Wärmegestehungskosten bleiben über die gesamte Betriebszeit der Heizung konstant, die Preise für die Brennstoffe dagegen variieren.

Würde man die oben genannte Formel umformen, ergäbe sich diese Formel:

Wärmegestehungskosten = Kapitalwert der Investition / mit dem Barwertfaktor abgezinste über die gesamten Laufzeit bereitgestellte Wärme

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Wie berechnet man die Wärmegestehungskosten?

Nachfolgend erläutern wir euch, wie man die Wärmegestehungskosten berechnen kann. Unsere Erläuterung basiert auf dem Buch: „Energierationalität im Eigenheim. Effiziente Energieversorgung von Wohngebäuden“, das wir euch kürzlich hier auf dem Blog vorgestellt haben. Darin geht es um die Entscheidung für eine energieeffiziente Heizung und einen Vergleich derzeit gängiger Heizungsarten.

Die Autoren des Buchs verstehen unter den Wärmegestehungskosten „alle Kosten, die aus Sicht der Eigenheimbesitzer:innen für die Beheizung anfallen“. Die Wärmegestehungskosten setzen sich demnach aus den

  • kapitalgebundenen Kosten (Investition minus Förderungen),
  • bedarfsgebundenen Kosten (Energiekosten inklusive der Grundpreise und der Kosten für die Lieferung/Befüllung sowie Gewinne infolge vermiedener Stromkosten und Stromeinspeisung)
  • und den betriebsgebundenen Kosten (Wartungskosten, Inspektionskosten, Instandsetzungskosten und Kosten für Bedienung) zusammen.

Was sind kapitalgebundene Kosten?

Unter kapitalgebundenen Kosten werden alle Investitionen in technische und bauliche Anlagen verstanden. Die Buchautoren differenzieren die kapitalgebundenen Kosten in Kosten für die

  • Anlagenperipherie
  • und die Anlagentechnik.

Bei den Kosten für die Anlagenperipherie käme es demnach darauf an, ob die Maßnahmen zur energetischen Modernisierung mit dem Wechsel des Heizenergieträgers verbunden seien oder nicht. Bliebe man bei seinem Energieträger, wären demnach keine größeren Anpassungen der Anlagenperipherie nötig, deren Kosten zu berücksichtigen wären. Bei einem Energieträgerwechsel kämen dagegen – je nachdem, welchen alten Energieträger man habe und welchen neuen man wähle – gegebenenfalls auch Kosten für

  • die Demontage der alten Heizung,
  • die Demontage des alten Wärmespeichers,
  • die Demontage des alten Brennstofflagers (zum Beispiel der alte Öltank),
  • das Errichten eines neuen Brennstofflagers (zum Beispiel Holzpelletslager, Flüssiggastank oder Heizöltank),
  • den Anschluss ans Erdgasnetz,
  • die Elektroinstallationen
  • und für das Anpassen des Schornsteins, wenn auf Brennwerttechnik umgestellt werde,

auf einen zu. Das Buch liefert uns auch eine Beispielrechnung für die Kosten, die für die Anpassung der Anlagenperipherie beim Heizsystemwechsel von Heizöl auf Holzpellets anfallen:

  • 500 Euro = Kosten für den Ausbau und das Entsorgen des alten Ölheizkessels
  • 1.000 Euro = Kosten für die Entleerung, den Ausbau und das Entsorgen es alten Öltanks
  • 1.500 Euro = Kosten fürs Errichten eines neuen Pelletlagers
  • 1.000 Euro = Kosten fürs Anpassen des Schornsteins auf Brennwerttechnik

Die Summe von 4.000 Euro müsstet ihr auf die Betriebszeit der neuen Pelletheizung umlegen. Nach der Formel

Zusatzkosten p.a. = Anlagenperipheriekosten/Betriebszeit = 4.000 Euro/20 Jahre

ergäben sich 200 Euro Anlageperipheriekosten pro Jahr, die beim Berechnen der Wärmegestehungskosten zu berücksichtigen wären.

Was sind bedarfsgebundene Kosten?

Unter den bedarfsgebundenen Kosten verstehen die Buchautoren die Energiekosten für die Energieträger, also die Preise für Heizgas, Heizöl, Pellets und Strom. Dazu gehören die Grundpreise und die Kosten für Lieferung und Befüllung. Die bedarfsgebundenen Kosten würden demnach oft  den Großteil der Wärmegestehungskosten ausmachen.

Was sind betriebsgebundene Kosten?

In den betriebsgebundenen Kosten stecken die Kosten für die Inspektion, Wartung und Instandsetzung der Heizungsanlage.

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Wo findet ihr Wärmegestehungskosten-Rechner?

Im Internet sind verschiedene Online-Wärmegestehungskosten-Rechner zu finden, zum Beispiel der HeizCheck, die ihr mit euren Daten füttern könnt. Sie berechnen eure Wärmegestehungskosten automatisch.

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Wärmegestehungskosten unterschiedlicher Heizsysteme im Vergleich

Im Internet findet ihr auch eine ganze Reihe von Aufstellungen zu den Wärmegestehungskosten der gängigen Heizungstypen, zum Beispiel hier: Untersuchung der Kosten verschiedener Heizsysteme

Hinter diesem Link verbirgt sich ein Bericht, der die Kosten unterschiedlicher Heizungssysteme für moderne Einfamilienhäuser in der Ulmer Region vergleicht.

  • Dabei war eine Ölheizung mit 0,196 AC/kWh die teuerste Heizungsvariante.
  • Es folgten die Kombination aus PV-Anlage, Luftwärmepumpe und Pelletofen (0,177  AC/kWh),
  • die Gas-Heizung (0,177 AC/kWh),
  • die Fernwärmeversorgung (0,171 AC/kWh)
  • die Pelletheizung (0,162 AC/kWh).
  • Die Gestehungskosten einer Luftwärmepumpe in reinem Netzstrombetrieb lagen bei 0,151 AC/kWh.
  • Die günstigste Wärmeerzeugungsart (0,131 A C/kWh) war die Kombination aus Luft-Wärmepumpe mit anteiligem Strom einer PV-Anlage.

Im Bericht wird angemerkt, dass bei einer Versorgung mit Fernwärme zu beachten ist, dass die Anlagen der Kundschaft eine sehr hohe Lebenserwartung besitzen. Die Lebensdauer liegt erfahrungsgemäß im Bereich von 30 bis 40 Jahren oder auch noch darüber. Andere Heizungssysteme dagegen müssten nach etwa 15 bis 20 Jahren erneuert werden, was zusätzliche Investitionskosten bedeutet. Diese große Zeitspanne hängt demnach von der Technologie und dem Aufwand für Wartung und Instandhaltung ab. Die Reinvestitionskosten wurden in der Simulation über 20 Jahre nicht berücksichtigt. Bei einer Bewertung über einen längeren Zeitraum würden daher die spezifischen Gestehungskosten der Fernwärme wegen der geringeren Investitionskosten im gesamten Betrachtungszeitraum sinken. Aber: Gegen einen längeren Betrachtungszeitraum sprachen jedoch die steigende Unsicherheit in der Entwicklung der Energiepreise und Technologien.

Titelbild: Doreen Brumme