Projekt des Monats März 2022 Eder

Projekt des Monats März 2022: So geht Solardach!

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Unser Projekt des Monats März 2022 ist das Solardach auf dem Foto oben mit Solarwärmeanlage (Solarthermie, rechts) und Solarstromanlage (Photovoltaik, links). Im zugehörigen Haus leben ein Mann vom Fach, Otto Eder, und seine Frau Evi. Otto Eder hat 50 Jahre Berufserfahrung und war Meister eines Ausbildungsbetriebs für Heizungs- und Lüftungsbauer einer sozialpädagogischen Jugendhilfeeinrichtung. Er besitzt damit einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz, was Heizungstechnik im Allgemeinen und Solarthermie im Besonderen betrifft. Hinzu kommt Eders vielfältige Erfahrung im alltäglichen Kontakt mit seinen Auszubildenden und seinen Kunden. Und deshalb liefern wir euch nicht nur diesen einen Beitrag zum Projekt des Monats an sich, sondern auch einen zweiten Beitrag, in dem Otto Eder berichtet, worauf es ankommt, wenn ein Heizungsbauer mit seinen Kunden redet.

Über unser Projekt des Monats März 2022

Das Haus von Otto und Evi Eder steht in Bruchsal im Stadtteil Heidelsheim und wurde 1981/82 gebaut. Die zu beheizende Wohnfläche im Erdgeschoss beläuft sich auf rund 160 Quadratmeter (m2). Das Dachgeschoss mit 200 mist nicht ausgebaut. Allerdings haben die Eders es im Jahr 2019 komplett gedämmt – mit einseitig aluminiumbeschichteten PU-Platten, die raumseitig mit Gipsplatten belegt sind. Auch die Fenster des gesamten Hauses wurden ab November 2021 erneuert. Jetzt sind überall Holz-Aluminium-Rahmen mit Dreifachverglasung verbaut.

Im Erdgeschoss gibt es einen Heizkreis der Fußbodenheizung (Deria-Destra-Kompakt mit nahtlosem Stahlrohr). Die Betriebstemperaturen beziffert Otto Eder auf 55/40 bei minus 15 °C Außentemperatur. Ein weiterer Heizkreis umfasst stationäre Heizflächen, bestehend aus Kompakt-Heizkörpern und einem Röhrenradiator: 6 Heizkörper im Erdgeschoss, 3 Heizkörper im Untergeschoss, wobei die im Untergeschoss nur sehr selten und dann nur für kurze Zeit in Betrieb seien. Beide Heizkreise seien mit Centra 4-Wege-Kompaktmischer ausgestattet.

Lange wurde das Haus mit dem fossilen Brennstoff Öl beheizt. Ab dem Einzug 1982 heizte zuerst ein Niedertemperatur-Stahlkessel Heimax HSK 27 mit 200-Liter-Standspeicher, Golling Ölbrenner GLV und Heizungsregelung Centra ZG 52 den Eders ein. 1987 wurde dieser Brenner gegen einen MAN RE. 1.1 Brenner mit neuem Edelstahl-Abgasrohr und Abgasschalldämpfer getauscht. Zehn Jahre später tauschte Otto Eder den 200-Liter-Standspeicher gegen eine Brauchwasser-Wärmepumpe und die Regelung ZG 52 gegen eine Centra Regelung MCR. Im Jahr 2000 folgte der Tausch des Heimax-Ölkessels gegen einen Buderus G 115 mit einer Nennleistung von 22 bis 28 Kilowatt (kW).

Bis zum Austausch hatten die Eders ihren Heimax-Kessel mit einer Abgastemperatur von 120 Grad Celsius (°C) brutto betrieben. Der Kessel war weder defekt, noch zeigte er Anzeichen von abgasseitiger Tieftemperaturkorrosion.

Projekt des Monats März 2022: Die große Heizungssanierung ab 2015

Ab 2015 sanierten die Eders ihre Heizungsanlage von Grund auf.

Im April 2015 erneuerte Otto Eder zunächst das Dach seiner Garage. Er entfernte den Faserzement und passte die Holzunterkonstruktion so an, dass sie die Aufständerung der Solarthermie-Kollektoren (Dreiecksständer) problemlos tragen kann. Für mehr Stabilität der Unterkonstruktion zog Eder Querstreben aus Alu-Flachmaterial und Edelstahlgewindestangen zur Versteifung ein.

“Da die Garage auf der Grenze zum Nachbargrundstück steht, zimmerte ich vorab einen Dummie aus Holzlatten und stellte diesen aufs Garagendach. Dann ging ich zu meinem Nachbarn und erklärte ihm mein Solarthermie-Vorhaben. Ich fragte ihn, ob ihn die geplante Konstruktion stören würde. Tat sie nicht. Landesbaurechtlich hätte ich sein Einverständnis gar nicht gebraucht, aber ich finde, so etwas sollte man nachbarschaftlich klären”, sagt Otto Eder.

Im Mai desselben Jahres installierte Otto Eder zwei unserer Paradigma Solarthermie-Kollektoren (Typ: Aqua Plasma 19/50er) zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung.

Projekt des Monats März 2022 Öl plus Solar Eder
Schön zu sehen: Die mit 45 Grad Neigungswinkel aufgeständerten Solarthermie-Kollektoren von Paradigma auf dem Garagendach. Foto: Otto Eder

Die Verrohrung (vorne links im Bild oben) außerhalb der thermischen Gebäudehülle nahm Otto Eder mit Speed-Edelstahl vor, während er sie innerhalb des Gebäudes mit 12 Millimeter (mm) Kupferrohr bis zur Solarstation im Heizungsraum hartlötete. Das Speed-Leitungspaket schützte Eder vom Kollektor bis zur Dachdurchführung zusätzlich vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne und vor Vogelverbiss mit einer Alu-Blechmantel-Isolierung. “Ich habe diesen Extra-Schutz nicht nur bei meiner Anlage angebracht. Auch meinen Kunden habe ich immer dazu geraten”, sagt Otto Eder.

Auffällig: In der Regel erkennt ihr unsere Paradigma Solarthermie-Kollektoren an der einen gelben Endkappe, während die übrigen schwarz sind. Das war Otto Eder allerdings nicht genug: Er wollte ein Statement abgeben und tauschte daher kurzerhand alle schwarzen Kappen gegen gelbe (siehe Foto oben). “Passanten sollen schließlich von Weitem schon sehen, dass es sich um eine besondere Solaranlage handelt und nicht um den meist zu sehenden Glykol-Flachkollektorenmüll”, sagt der Fachmann Otto Eder.

Im Heizungsraum hatte Otto Eder einst schon beim Heizungsbau Platz gelassen, um vielleicht einen Feststoffkessel zu installieren. Die Lücke füllte er jetzt mit einem Paradigma Wärmespeicher Expresso II mit mehr als 800 Liter Fassungsvermögen. “Zu dem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, ob ich künftig mit Pellets heizen wollte oder nicht. Also schloss ich den Buderus G115 erst einmal an den Expresso II an. Den Austausch des Centra MCR-Reglers nahm ich schweren Herzens vor. Er ist für mich bis heute der beste Heizungsregler, denn er bietet nahezu alle Möglichkeiten eine Heizung zu regeln – bis auf eine Paradigma AquaPlasma Solarthermie-Anlage. Ich tauschte den MCR-Regler also gegen eine SystaComfort-Regelung, schließlich muss ja alles zusammenpassen”, beschreibt Otto Eder sein Vorgehen.

“Eine Anmerkung zum Außenfühlergehäuse der SystaComfort-Regelung habe ich noch”, ergänzt Otto Eder. “Das Außenfühlergehäuse ist ein Witz! Es sieht nicht nur popelig aus, sondern auch billig. Hinzu kommt: Die Kabeldurchführung ist für ein 5-adriges Kabel, wie es im Bestand keine Seltenheit ist, zu klein. Ich verbaue sowas Mickriges nicht. Stattdessen habe ich den Paradigma-Widerstand aus- und ins Centra-Außenfühlergehäuse eingebaut.

Im Rahmen der Heizungssanierung habe ich sämtliche Heizkreise der Fußbodenheizung gespült, um schwarze Ablagerungen zu entfernen. Auch alle Heizkörper habe ich abgebaut und den schwarzen Satz entleert. Der verändert den elektrischen Leitwert des Heizungswassers nämlich ungünstig. Zudem habe ich einen hydraulischen Abgleich ausgeführt und dazu unter anderem neue Heizkörperventile eingebaut, die es mir ermöglichen, die Wassermenge einzustellen”, erklärt Otto Eder seine weiteren Maßnahmen zur Heizungssanierung.

Das MAG fand seinen Platz auf dem Sockel, wo einst die Brauchwasser-Wärmepumpe stand. Die alten 4-Wege-Mischer ersetze Eder mit 3-Wege-Mischern. Außerdem installierte er neue Heizungspumpen mit R-Klappen (Absperreinrichtung im Rücklauf).

Sämtliche Heizungsleitungen fertigte Otto Eder aus schwarzem Stahlrohr: “Die etwa 50 Schweißnähte waren mir die reinste Freude! Es ist mit dem Schweißen wie mit dem Fahrradfahren: Wenn man es einmal richtig kann, verlernt man es nicht mehr. Das Geräusch eines Schweißbrenners, die Hitze, der Geruch, der Anblick des Schmelzbades mit dem Funkenflug – das war für mich wie eine Zeitreise in die 1970er/1980er Jahre. Da wurden Erinnerungen geweckt, die man nicht einfach mal so abruft.“

Verbrauch Öl plus Solar: Vorher-Nachher-Vergleich

Die technische Performance seiner Anlage dokumentierte Otto Eder von Anfang an genau: “So hatte und habe ich immer belastbare Werte zur Hand, was im Gespräch mit Kollegen vom Fach ebenso von Vorteil ist wie mit Kunden.”

Projekt des Monats März 2022 Öl plus Solar Eder
Die Ölheizung (blau) plus Solarheizung (Wärmespeicher links neben Ölkessel, Solarstation hinten an der Wand) senkte den Energieverbrauch im Haus der Eders bereits um Einiges. Foto: Otto Eder

Verbrauch Ölheizung ohne Solar

Das sind die von Otto Eder gemessenen Verbräuche vor dem Einbau der Solarthermie-Anlage mit den alten Pumpen und Mischern (2014):

  • Jährlicher Verbrauch von Heizöl gemessen mit Ölmengenzähler am Öl-Brenner: etwa 2.500 Liter
  • Jährlicher Wärmepumpenstrom für etwa 28 Kubikmeter (m3) Warmwasser: etwa 650 kW. Gut zu wissen: Otto Eder betreibt seit 32 Jahren eine Regenwassernutzungsanlage und spart damit etwa die Hälfte an Brauchwasser in Trinkwasserqualität, wie es zum Beispiel für den Garten und zum Spülen von WCs üblicherweise gebraucht wird.
  • Jährlicher Gesamtstromverbrauch Gebäude (inklusive WP-Strom): etwa 4.800 kW

Wichtig dazu: Das Ehepaar Eder war bis 2020 berufstätig, seitdem ist es im Ruhestand. Das heißt, dass die Heizzeiten der Fußbodenheizung 2014 typischerweise morgens von 3 bis 6 Uhr waren, nachmittags von 15 bis 19 Uhr. Die übrige Zeit war das Nachtprogramm mit der Totalabschaltung aktiviert. Samstags und sonntags lief die Fußbodenheizung durchgehend von 4 bis 19 Uhr, der Heizkreis mit den Heizkörpern lief ab 4 Uhr morgens und ansonsten wie die Fußbodenheizung.

Projekt des Monats März 2022 Öl plus Solar Eder

Im Vordergrund ist der Pelletkessel Peleo Optima von Paradigma gut zu sehen. Foto: Otto Eder

Verbrauch Ölheizung mit Solar

Nach einem Jahr Öl plus Solar ergaben sich folgende Verbrauchswerte:

  • Jährlicher Solarwärmeertrag der Solarthermie-Anlage: etwa 3.900 kW
  • Der Gesamtstromverbrauch sank von vorher 4.800 kW auf etwa 2.700 kW
  • Die Warmwassermenge blieb gleich: 28 m3.
  • Der Heizölverbrauch sank auf etwa 2.100 Liter.

Projekt des Monats März 2022 – der Kesseltausch: Öl raus, Pellets rein!

Otto Eder gesteht, dass er zunächst recht skeptisch gewesen sei, was das Verfeuern von Holz anging. Seine Heimat Bruchsal Stadtteil Heidelsheim hat einen großen Waldbestand. Dort würden deshalb viele Einzelfeuerstätten mit Scheitholz betrieben, was “mit Verlaub eine riesen Sauerei ist. Es stinkt und qualmt an allen Ecken und Enden”, erklärt Otto Eder seine früheren Bedenken gegenüber Pelletsheizungen. Sollte es damit anders sein? Nach Gesprächen mit dem zuständigen Gebietsmanager von uns und technischen Schulungen in unserem Haus entschied sich Otto Eder für eine Paradigma Pelletsheizung Peleo Optima (18 kW). Nicht zuletzt auch deshalb, weil ein Kollege und Paradigma-Partnerhandwerker ihm sagte, dass der wie ein Kätzchen schnurre.

Im Juni 2019 baute Otto Eder die Heizöltanks aus und nahm Kernbohrungen für die Spiralschläuche vor. Er deckte die Solarthermie-Kollektoren ab, entleerte sie, wobei er das Wasser aus dem Solarkreis auffing, um es später wieder einzufüllen. In die Vor- und Rücklaufleitung des Wärmespeichers Expresso II baute er Absperrschieber ein. Dann schloss er den Ölkessel an den Speicher an. Er befüllte die Kollektoren wieder und schloss auch die Kaminsanierung ab. Für die Vorratshaltung der Pellets baute er ohne Helfer den Gewebesilo im alten Tankraum auf (Fassungsvermögen: 8,5 Tonnen).

Der neue Pelletkessel wurde in den Heizungsraum gebracht. Dann wurde erst der Ölkessel abgeklemmt und der Pelletkessel angeschlossen und mit Wasser befüllt. Im August folgte die Inbetriebnahme vom Paradigma Werkskundendienst. So gelang ein reibungsloser Kesseltausch – es gab immer Warmwasser im Haus.

“Ich habe von Anfang an gemessen, was das Zeug hält: Das Analysegerät und die Rußpumpe waren ständig im Einsatz – ein Teil meiner Rußbilder zeigt das Foto unten:

Rußbilder Projekt des Monats März 2022 Eder

Das Analysegerät ist längst wieder in seinem Koffer verschwunden, ich kontrolliere die Werte nur noch alle zwei, drei Monate. Die Rußpumpe hat auf dem Peleo Optima ihren neuen Platz gefunden. Einmal die Woche kontrolliere ich damit. Ich bin mit der Leistung des Peleo rundum zufrieden. Ich wünschte mir nur, dass die Mindestlaufzeit des Peleo Optima nicht auf 60 Minuten begrenzt wäre. Eine halbe oder Stunde mehr, das wäre sinnvoll.”

Projekt des Monats März 2022 – das Solardach: Erträge von Photovoltaik und Solarthermie im Vergleich

Vor wenigen Tagen im März (9. März 2022) erbrachte das Solardach von Otto Eder mit Photovoltaik- und Solarthermie-Anlage, beide gen Süden ausgerichtete und unverschattet, folgende Solarerträge:

  • Die 65 m² große Solarstromanlage mit 10,4 KWp Leistung bestehend aus 80 Modulen mit den Modulmaßen von 0,588 m x 1,40 m fuhr an diesem Tag = 45 kW ein, also 0,692 kW/m². Die Inbetriebnahme der Anlage war im Februar 2006. Nach täglicher Leistungsaufzeichnung kann Otto Eder nach 16 Jahren Betrieb keine Leistungsminderung der Anlage feststellen.
  • Die 10 m² große AquaPlasma Solarthermie-Anlage erzeugte im gleichen Zeitraum 33 kW, also 3,3 kW/m². Damit liegt der Wärmeertrag bei dem 4,768-fachen gegenüber der PV-Anlage bezogen auf 1 m².

“Diese Zahlen belegen, dass die Photovoltaik-Anlage im Vergleich zur AquaPlasma Solarthermie-Anlage keine gute Figur macht”, sagt Otto Eder.

Damit kennt ihr unser Projekt des Monats März 2022. In Kürze folgt das Interview mit Otto Eder zu seinen Erfahrungen als Heizungsbaumeister mit Kunden. Seid gespannt.

Fotos: Otto Eder