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Aktuelle DBU-Umfrage: Großteil der Deutschen ist für Erneuerbare Energien

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Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg, den Russland seit Februar gegen die Ukraine führt, ist auch ein Krieg um Energie  und Energiemacht: Russland benutzt sein fossiles Erdgas und Erdöl, von dem Europa und hier insbesondere Deutschland abhängig ist, als politische Waffe, um seine Position als Kriegsmacht und als Energiemacht zu stärken. Und so schürt der Krieg auch die europäische und deutsche Debatte um die Energiewende, die Versorgungssicherheit und künftige Energieträger an. Dabei war hier und da auch wieder die Kernenergie im Gespräch, gleichwohl der Atomausstieg in Deutschland beschlossene Sache ist. Vor diesem Hintergrund befragt, erteilte eine klare Mehrheit der Deutschen (75 Prozent) der Renaissance von Atomkraft eine Absage – breite Unterstützung (65 bis 75 Prozent) finden hingegen erneuerbare Energien (EE) in einer DBU-Umfrage.

Das sind die Ergebnisse einer aktuellen, repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa- Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für den DBU-Umweltmonitor „Energiewende und Wohnen“.

DB-Umfrage: Unabhängig machen von fossilen Energieimporten wie Gas und Öl aus Russland

Demnach sei nur ein Viertel der Befragten laut forsa dafür gewesen, künftig Kernenergie stärker zu nutzen, um Deutschland unabhängiger von fossilen Energieimporten wie russisches Gas oder Öl zu machen, schreibt die DBU in ihrer zugehörigen Pressemitteilung.

Die Zukunft der Energieversorgung gehöre den erneuerbaren Energien. Dieses Signal vermittle auch die forsa-Umfrage. Das sagte der DBU-Generalsekretär Alexander Bonde gegenüber der Presse. Ihm zufolge müsste Deutschland den Ausbau der Erneuerbaren beherzt vorantreiben. Das allein reiche aber nicht. Neben einem schnelleren EE-Ausbau bräuchten wir zugleich mehr Energieeffizienz – also kluge Maßnahmen: vom Dämmen bis zum Heizen, besonders im alten Gebäudebestand.

In der Tat, so schreibt die DBU weiter, hätte die forsa-Umfrage einen starken Rückhalt in der Bevölkerung für ein solches strategisches Vorgehen bestätigt: Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen – insgesamt zwischen 65 und 75 Prozent – fordere demnach, in Zukunft vor allem auf

  • Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie),
  • Windenergie
  • sowie Wasserstoff aus regenerativer Energie

zu setzen, damit Deutschland nicht mehr wie bislang von Energieimporten abhängig sei.

Fossilen Energieträgern wie

  • Gas (6 Prozent Zustimmung)
  • und Kohle (5 Prozent)

dagegen würden nur noch wenige Deutsche eine Zukunft im Energiemix zutrauen.

DBU-Umfrage: Kernenergie? Nein, danke!

Bei der repräsentativen forsa-Erhebung zwischen dem 14. bis 30. April dieses Jahres wurden neben 1.000 Bürgern ab 18 Jahren auch 1.011 Hauseigentümer in Deutschland befragt. Die ermittelten Ergebnisse ließen sich laut der DBU-Umfrage deshalb sowohl auf die Gesamtheit der erwachsenen Bevölkerung als auch auf die Hauseigentümer in Deutschland übertragen.

Auffallend in der aktuellen forsa-Umfrage zur Kernenergie als Option für eine größere Unabhängigkeit von Energieimporten bei gleichzeitiger Vermeidung von Versorgungsengpässen seien laut der DBU-Pressemeldung die Unterschiede zwischen den Altersgruppen:

  • Unter den 18- bis 29-Jährigen hätten in Atomenergie nur 14 Prozent eine Lösung für die Zukunft gesehen.
  • Bei den 30- bis 44-Jährigen (28 Prozent), den 45- bis 59-Jährigen (27 Prozent) sowie den 60-Jährigen und Älteren (26 Prozent) liege dieser Wert nahezu doppelt so hoch.

In den genannten Altersgruppen sei hingegen die Zustimmung zur Solarenergie und Windenergie sowie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien mit zwei Dritteln bis drei Vierteln der Befragten nahezu gleich groß.

Großes Einsparpotenzial für mehr Energieeffizienz beim Heizen

Welche Herausforderung auf den Energiemarkt allein in Deutschland warte, mache eine andere Erkenntnis der forsa-Umfrage deutlich: Denn noch würden ihr Haus oder ihre Wohnung insgesamt

  • 52 Prozent der Befragten mit Gas
  • und 18 Prozent mit Öl beheizen.
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Herausforderung Energiewende: Laut der repräsentativen Umfrage des forsa-Meinungsforschungsinstituts im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) heizen insgesamt 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ihre Wohnungen und Häuser mit fossilem Gas oder Öl. Dieser enorme Bestand muss schon mittelfristig aus anderen Energiequellen gespeist werden, um eine Unabhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu erreichen. Grafik: © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
  • Luft-Wärmepumpen (3 Prozent),
  • Erd-Wärmepumpen (2 Prozent)
  • und Solarwärme (1 Prozent)

würden dagegen derzeit noch im unteren einstelligen Bereich liegen.

Etwas mehr genutzt werde im Moment lediglich Fernwärme, diese Antwort gaben 11 Prozent der Befragten an.

Hausbesitzer, deren Haus vor 1978 gebaut worden sei, würden weitaus häufiger (31 Prozent) eine Öl-Heizung nutzen als solche mit Häusern, die erst nach 1978 errichtet worden seien (15 Prozent).

Das Jahr 1978 markiere laut der DBU eine Zäsur in der bundesdeutschen Energiepolitik, denn Ende 1977 sei in Deutschland die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft getreten – mit der Folge, dass nicht nur das Dämmen von Dächern, Wänden und Decken an Bedeutung gewann, sondern auch effizientere Heizungstechniken. Hierzu trugen seinerzeit die noch spürbaren Auswirkungen der Ölkrise Anfang der 1970er-Jahre zu einem Umdenken bei.

Dazu sagte der DBU-Generalsekretär Bonde: „Dieses forsa-Ergebnis ist als Appell für dringendes Handeln zu verstehen. Denn fast zwei Drittel der Gebäude in Deutschland sind vor der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut worden. Das birgt enormes Einsparpotenzial für mehr Energieeffizienz.“

Grafiken: © Deutsche Bundesstiftung Umwelt