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COP26 Glasgow: tick-tack-tick-tack macht die Weltuntergangsuhr!

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Seit dem 31. Oktober 2021 läuft im schottischen Glasgow die 26. UN-Klimakonferenz, auch COP26 genannt. COP steht dabei für die Conference of the Parties. Pandemiebedingt wurde die COP26 vom November 2020 auf den diesjährigen Termin verschoben. Veranstaltet wird die Weltklimakonferenz von Großbritannien und Italien. Ende Oktober bis zum 12. November wird es in Glasgow darum gehen, die 2015 in Paris beschlossenen Klimaziele der Weltgemeinschaft in die jeweils nationale Umsetzung zu bringen. Auf der Internetseite der COP26 heißt es, dass die Konferenz mit diesem Ziel eine gewaltige Aufgabe habe. Doch sie sei auch nicht einfach nur ein weiterer internationaler Gipfel. Vielmehr seien sich die meisten Experten einig, dass die COP26 von besonderer Dringlichkeit sei. 

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Die Dringlichkeit ergibt sich aus dem massiven Voranschreiten des Klimawandels. Angefeuert durch unser aller Handeln und Nichthandeln, überschlagen sich die wissenschaftlichen Meldungen zum Klimakollaps. So berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) Ende Oktober in Genf gegenüber der Presse, dass die Konzentration des wichtigsten Treibhausgases in der Atmosphäre, Kohlendioxid (CO2) im Jahr 2020 trotz pandemiebedingtem Stillstand einen Rekordwert erreicht hätte. Demnach hätte der neue Höchstwert des Treibhausgases bei 413,2 ppm (Anteile pro Million) gelegen. Das entspreche 149 Prozent des vorindustriellen Niveaus. Zum Vergleich: 2019 seien es 410,7 ppm gewesen. Die WMO datiert den Beginn der Industrialisierung für diese Berechnungen auf 1750.

Der neue Rekord ist ein trauriger: Denn CO2 sei laut der WMO für etwa 66 Prozent des Erwärmungseffekts verantwortlich. Alle Treibhausgase zusammen hätten bereits zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von 1,1 Grad geführt, in Deutschland betrage diese sogar schon 1,6 Grad.

1,6 Grad. Da war doch was?

Stimmt. Im Jahr 2015 hatte sich die Weltgemeinschaft in dem Wissen, dass jeder Bruchteil eines Grades Erwärmung dazu führen werde, dass viel mehr Menschen ihr Leben verlieren und ihre Lebensgrundlagen zerstört werden, auf der COP21 in Paris zum ersten Mal überhaupt darauf geeinigt, zusammen zu arbeiten und alles daran zu setzen, die Emissionen zu senken und der Erderwärmung damit Einhalt zu gebieten. Sie sollte auf deutlich unter 2 Grad begrenzt werden.

Doch statt weniger produzieren wir weltweit offensichtlich mehr Emissionen. Das 1,5-Grad-Ziel von Paris ist damit kaum zu schaffen, wir Deutschen sind bereits darüber.

Die COP26 ist deshalb wichtig, weil sich die dort verhandelnden 197 Staaten im Rahmen des Pariser Abkommens dazu verpflichteten , nationale Pläne – so genannte Nationally Determined Contributions (NDCs) – vorzulegen, in denen sie aufzeigen, um wie viel sie ihre Emissionen reduzieren werden. Alle fünf Jahre sollte ein aktualisierter Plan vorgelegt werden, der ihre zu diesem Zeitpunkt höchstmöglichen Ziele widerspiegele.

Die Bedeutung der COP26 in Glasgow bringt die Physikerin und Klimaexpertin Friederike Otto in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung “Zeit” auf den Punkt: Es sei ihr zufolge extrem schwer, in einzelnen nationalen Selbstverpflichtungen festzustellen, wie und wie schnell diese dazu beitrügen, dass die Emissionen sinken würden oder welche Zusagen tatsächlich verbindlich seien. Die größte Gefahr in Glasgow sei daher nicht ein Scheitern der Verhandlungen, sondern ein vermeintlicher Erfolg. Rhetorik und Versprechen, die sich gut anhören würden, aber eben nicht mehr seien als leere Worte. Ein Erfolg werde Glasgow Otto zufolge nur dann, wenn die Treibhausgasemissionen endlich sinken würden. Klimaschutz werde nicht mit  Konferenzen umgesetzt, sondern

  • national,
  • regional
  • und lokal.

Dazu, schließt Friederike Otto, brauche es Gesetze mit Biss, die das Pariser Abkommen als Maßstab hätten.

Als Gastgeber wolle Boris Johnson, Premierminister des Vereinigten Königreichs, laut einem Bericht der Tagesschau online den Versuch starten, das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten. Er hatte die COP26 mit den Worten eröffnet, dass die Welt vor einem Weltuntergang stünde. Ihm zufolge reichten die derzeitigen Klimaschutzvorhaben der Länder dafür aber nicht aus. Es sei eine Minute vor Mitternacht auf der Weltuntergangs-Uhr und wir müssten jetzt handeln, appelliert er in seiner Rede an die Teilnehmer der COP26. Die Menschheit habe beim Klima lange auf Zeit gespielt.

Das meint auch der UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, der laut dem Spiegel online in Glasgow sagte, dass die von den Staaten weltweit versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz hinten und vorne nicht ausreichen würden, um eine Katastrophe abzuwenden. Er rief die Regierungsvertreter auf, mehr zu tun. “Wir graben unser eigenes Grab”, warnte Guterres die Staats- und Regierungschefs, unter denen die von China (Xi), Russland (Putin) und der Türkei (Erdogan) fehlten. Er verlangte, dass die Regierungen

  • Subventionen für fossile Brennstoffe beenden,
  • aus der Kohle aussteigen
  • und einen Preis für sämtliche Emissionen festlegen müssten.

Es sei demnach an der Zeit, zu sagen: genug. Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt werde. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen.

Dem schließen wir uns an. Genug. Genug der leeren Worte. Es ist höchste Zeit, Taten folgen zu lassen.

Grafik (Titel): COP26 Logo