Handwerker des Monats Januar 2024 Andreas Weis Wis Heizungstechnik Sanitärtechnik GmbH

Handwerk und Kundschaft: Ein Bündnis von Generation zu Generation

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Vorhang auf! – für unseren Handwerker des Monats Januar 2024: Andreas Weis (58, im Titelbild ganz links) führt sein Familienunternehmen, die Weis Heizungstechnik Sanitärtechnik GmbH mit Sitz in der Brückenmühle in 36100 Petersberg-Marbach im Landkreis Fulda in Osthessen am Rand der Rhön, bereits in 3. Generation – und die 4. Generation bereitet sich auch schon vor! Im Interview berichtet uns der Handwerker mit zwei Meistertiteln (Heizungs- und Lüftungsbaumeister sowie Meister für Sanitärtechnik), was es ihm bedeutet, den Familienbetrieb im 77. Jahr zu führen und in welcher Verantwortung er sich gegenüber seiner Kundschaft sieht. 

Andreas Weis, stellen Sie uns Ihren Betrieb bitte kurz vor!

Gegründet hat den Betrieb mein Großvater, Willy Weis, im Jahr 1946. Schon damals ging es ihm darum, sich mit seinen Handwerksdiensten auf die Fuldaer Region zu fokussieren. Unser Firmensitz ist die sogenannte Brückenmühle in Marbach, das ist der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Petersberg. Die Mühle punktet mit ihrer Alleinlage direkt an der Zufahrtsstraße nach Marbach.

Als ich den Betrieb von meinem Vater übernahm, war unser Team großteils auf Montage auf Großbaustellen, mitunter recht weit weg von daheim, und in der Industrie beschäftigt.

Heute sind wir 20 Mitarbeiter:innen (siehe Titelfoto vom Team), wobei auch das Team mehrere Generationen vereint: von jungen Azubis U20 bis zu gestandenen Monteur:innen Ü60.

Wir sind als Heizungs- und als Badbauer etabliert. Unsere Kundschaft ist regional und bunt gemischt: Sie reicht von Privatleuten im Ein- und Zweifamilienhaus über Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern bis hin zu Gewerbetreibenden und Industrieunternehmen. Die Arbeit für unsere hauptsächlich regional ansässigen Kund:innen bringt beiden Seiten den Vorteil, dass die Wege kurz sind. Vorteilhaft ist auch, dass man sich kennt und sich Referenzen mitunter schon bei Nachbar:innen holen kann.

War für Sie von Anfang an klar, dass Sie den Familienbetrieb eines Tages übernehmen?

Ja. Der Betrieb war immer da – ich wuchs mit ihm auf. Meine Ausbildung zum Heizungs- und Lüftungsbauer absolvierte ich in Kassel. Da mein Vater früh starb, übernahm ich den Betrieb im Jahr 1989 über Nacht, da war ich gerade mal Mitte 20.  

Was bedeutet es Ihnen, Ihren Betrieb im 77. Jahr zu führen?

Dank unserer Ausrichtung auf die Region haben wir sehr viele langjährige Kund:innen. Der Wechsel der Generationen findet über die Jahrzehnte nicht nur in unserem Haus statt, sondern auch in den Häusern unserer Kundschaft. Wir haben Kund:innen, deren Eltern und Großeltern schon eine Heizung von der Firma Weis hatten und noch immer haben.

Haben Sie so ein Generationen-Beispiel für uns, das wir als Projekt des Monats hier auf dem Blog vorstellen können?

Na klar.

Prima! Doch zurück zu Ihrer treuen Kundschaft…

Diese Treue zu unserem Handwerk freut uns sehr. Zugleich sehen wir uns als Heizungsbauer:innen in der Pflicht, die Treue zu uns immer wieder mit guter Arbeit zu rechtfertigen. Wir setzen dabei vor allem auf Verlässlichkeit – unsere Kund:innen sollen wissen, dass sie bei uns immer an der richtigen Adresse sind, wenn es um das Thema Heizen geht.

Diese Verlässlichkeit spielt in Zeiten wie den heutigen, wo viele Kund:innen unsicherer denn je bei der Entscheidung sind, wie sie künftig heizen sollen, eine besonders große Rolle.

Inwiefern?

Die Entscheidung für eine neue Heizung braucht aktuell intensive Beratung:

  • Zum einen geht es den Kund:innen dabei um Informationen zu sämtlichen technischen Optionen.
  • Zum anderen sind auch die politischen und daraus resultierend gesetzlichen Rahmenbedingungen wichtig – und die wurden im vergangenen Jahr neu gesetzt. Was an sich zu begrüßen ist, denn die Wärmewende ist dringend. Allerdings sorgte das Wie, also das politische Hin und Her ums neue Heizungsgesetz, für große Verunsicherung – sowohl bei unseren Kund:innen als auch bei uns Heizungsprofis. Und das ist insofern fatal, als dass sich die Kundschaft – großteils Laien in Sachen Heizung – nach unserer Expertise richtet. Für unsere kompetente Beratung brauchen aber auch wir einen Rahmen, in dem wir uns verlässlich bewegen können.

Wer sich heute für eine zukunftsfähige Heizung entscheiden soll, braucht Planungssicherheit: Denn die Investition in eine neue Heizung schütteln nur noch wenige mal eben so aus dem Ärmel. Hinzu kommt, dass die Entscheidung für eine neue Heizung langfristige Konsequenzen hat. Moderne Heizungen laufen mindestens 20 Jahre. Es ist also selbstverständlich, dass zum geplanten Heizungswechsel viel gefragt, überlegt, abgewogen und diskutiert wird. Schließlich gehen die Ausgaben für den Heizungskauf heute und die Ausgaben für den Heizungsbetrieb morgen und übermorgen direkt an den eigenen Geldbeutel.

Ist ein ungeplanter Heizungstausch nötig, weil die Heizung kaputt ging, dann muss die Entscheidung unter Zeitdruck getroffen werden. Das ist Stress pur.

Wie macht sich das Mehr an Entscheidungsarbeit im Handwerkeralltag bemerkbar?

Die Kundschaft weiß heute viel zu erneuerbarem Strom – und deutlich weniger zu erneuerbarer Wärme. Das Missverhältnis ist auch ein Ergebnis der jahrelangen Informationsarbeit, die fokussierte sich ganz klar auf die Stromwende. Dass Wärme viel gewichtiger im Endenergieverbrauch ist, wird nur langsam klar. Für uns Heizungshandwerker:innen bedeutet das in einem typischen Heizungsland wie dem unseren Aufklärungsarbeit. Und zwar ganz viel davon. Wir müssen zur Einzelaufklärung jedoch wissen, was Sache ist. Das heißt: Auch wir müssen immerzu dazu lernen.

Als Heizungsbauer habe ich mich schon früh mit der Zukunft des Heizens beschäftigt. Einerseits getrieben von der Leidenschaft zum Thema, anderseits getrieben von dem Wunsch, meinen Betrieb zukunftsfähig zu machen. Aus diesem Grund habe ich mich weitergebildet. Nicht nur zum Doppelmeister. Seit 2015 ist unser Betrieb als Biowärme-Installateur – wir waren die ersten in Hessen damit – als Klima-Aktiv-Partner und als Pellets- und Biomassefachbetrieb zertifiziert. Im selben Jahr wurde ich auch TFG-Klimaschützer des Jahres.

Die neusten Rahmenbedingungen dürfen uns Handwerker:innen auch nicht entgehen. Deshalb engagiere ich mich im Vorstand des Verbunds der bundesweit besten Fachbetriebe für Energie aus Sonne und Holz, dem TFG – ich bin auch als Fachberater tätig und referiere zu erneuerbaren Energien. Die drei Buchstaben TFG stehen für „Technologie für Generationen e.V.“ – womit wir wieder beim Thema Generation sind.

Hat das politische Gezerre ums Heizungsgesetz Sie auch Kundschaft gekostet?

Da wir viele Bestandskund:innen haben, war das zum Glück nicht der Fall. Aber die allgemeine Verunsicherung über das “Wie wir in Zukunft heizen?”, die das Hin und Her um das neue GEG noch verstärkte, ließ die Kundschaft zögern. Während wir als Heizungsbauerbetriebe nach dem Hochlauf der erneuerbaren Heizungen in den Jahren 2021, 2022, auch bedingt durch die außergewöhnlich gute Förderung (BEG), für 2023 die Lagerbestände erhöhten, änderte die Politik die Rahmenbedingungen einschneidend. Das wirkte auf den Fortschritt der Wärmewende wie ein Tritt auf die Bremse: Volle Lager trafen auf verständlicherweise zögernde Kund:innen. 

Handwerker des Monats Dezember 2023 Andreas Weis Weis Heizungstechnik Sanitärtechnik GmbH
Unser Handwerker des Monats Januar 2024, Andreas Weis, mit seinem Sohn Leon (die 4. Handwerkergeneration! im Familienbetrieb) und seiner Frau Claudia, die neben ihrem Job als Diplompädagogin ihren Mann beim Marketing und in Personalfragen unterstützt. Im Hintergrund ist die Brückenmühle, der Firmensitz, zu sehen. Wer genau hinschaut, sieht mehrere Solarthermiekollektoren von Paradigma!

Bleibt Ihr Betrieb auch in der nächsten Generation in der Familie?

Es sieht alles danach aus: Von unseren vier Kindern möchte unser Sohn Leon (im Titelbild der Zweite von links) die Zukunft des Betriebs gestalten. Wie ich damals startete er seine Ausbildung fern der Heimat. Er hat vor mehr als einem Jahr schon in einem befreundeten Betrieb seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) mit großem Erfolg abgeschlossen und befindet sich gerade in der Meisterschule, die er im Herbst 2024 abschließen wird.

Sie haben sich als Solarpionier einen Namen gemacht: Wie kam’s dazu?

Die Firma Weis baute bereits im Jahr 1983 ihre erste größere Solarwärmeanlage auf ein Kund:innendach: Das war damals eine Anlage mit Flachkollektoren, die die Stadtwerke als Pilotprojekt betrieben. In den vergangenen 40 Jahren folgten der ersten viele weitere Anlagen, ihre Zahl ist mittlerweile 4-stellig. Wir sind seit 25 Jahren Partner von Paradigma, da wir  überzeugt sind von der Zukunftsfähigkeit der Paradigma Solarheizung.

Solarenergie hatte seit jeher einen hohen Stellenwert in unserem Verständnis von zukunftsfähiger Heizenergie. Keine andere Energiequelle kommt schließlich mit dem Potential der Sonne daher. Auch in Sachen Biomasseheizung gehören wir zu den Pionieren in unserer Region: 1999 bauten wir hier einen der ersten Holzpelletskessel ein.

Was raten Sie als unser Handwerker des Monats Januar 2024 Ihrer Kundschaft aktuell: Welche Heizung ist zukunftsfit?

Wer noch eine alte fossile Heizung betreibt und den Umstieg auf eine erneuerbare wünscht, der ist umso besser dran, je eher dieser erfolgt. Denn die Heizkosten erhöhen sich bei fossilen Brennstoffen nach Plan: Die Brennstoffkosten und die CO2-Steuer sorgen zuverlässig dafür. Das spricht für einen geplanten Wechsel im Sommer

Läuft dagegen eine recht moderne fossile Heizung im Haus, bringt Solarwärme die Ersparnis: sowohl an fossilem Brennstoff und daraus resultierend Brennstoffkosten als auch an Treibhausgasemissionen. 

Zu bedenken ist auch, dass die Ersatzteilversorgung für fossile Heizungen zunehmend schlechter werden wird. Fehlt das benötigte Ersatzteil bei einer Havarie inmitten der Heizperiode, bleibt kaum Zeit, sich umfassend mit der Wahl der künftig besten Heizung zu beschäftigen. Meist ist dann die Expertise des Heizungsbaubetriebs entscheidend.

Wir Handwerker:innen müssen die beste Heizlösung für jedes einzelne Gebäude finden. Zur Wahl stehen unter anderem Umweltwärmeheizung (Wärmepumpe), Biomasseheizung und Solarheizung. Kombis wie Wärmepumpe plus Solar oder Holz plus Solar haben sich bestens bewährt. Eine Stromheizung ist nur sinnvoll, wenn der dafür gebrauchte Strom erneuerbar erzeugt wird. Das heißt auch: Daumen hoch fürs Solardach mit Solarthermie und Photovoltaik.

Vielen Dank, Andreas Weis, unser Handwerker des Monats Januar 2024, für die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit und in Ihren Familienbetrieb!

Fotos: Weis Heizungstechnik Sanitärtechnik GmbH – unser Handwerker des Monats Januar 2024