Heide Zeiringer Naturinstallateurin

Heide Zeiringer – erfolgreiche Naturinstallateurin aus der Steiermark im Interview

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Ecoquent Positions im Gespräch mit Heide Zeiringer, erfolgreiche Unternehmerin und Meisterin für Gas-, Wasser- und Zentralheizungsbau in der Steiermark – auch bekannt als “Naturinstallateurin”. Es ist wahrlich ein großartiges Interview geworden. Es braucht wohl noch mehr Frauen in der Heizungsbranche 😉

Doreen Brumme für Ecoquent Positions: Heide Zeiringer, Sie sind Geschäftsführerin der Zeiringer GesmbH in Murau, einem Installationsbetrieb von Gas-, Wasser-, Heizungs- und Lüftungs- sowie Klimaanlagen. Stellen Sie uns Ihr Unternehmen doch bitte erst einmal kurz vor, bevor wir gleich so richtig zur Sache Solarthermie kommen!

Heide Zeiringer: Das Unternehemen Zeiringer gibt es seit 1957 und wurde von meinen Eltern Fritz und Heide Zeiringer gegründet. Ich arbeite seit 1979 dort und habe es 1993 übernommen. Wir beschäftigen uns seit Beginn an mit Alternativenergien, in der Hauptsache mit Biomasseheizungen und thermischen Solaranlagen und deren bestmöglicher Steuerung und Energieausbeute. Wir beschäftigen derzeit 35 Mitarbeiterinnen.

Ecoquent Positions: Mit der Betriebsübernahme 1993 vom Vater kamen Sie in eine mehrheitlich von Männern bevölkerte Branche. Was war das Wichtigste Rüstzeug in Ihrem Koffer, um sich mitten mang Anerkennung und Gehör zu verschaffen?

Heide Zeiringer: Da ich schon von klein auf im Unternehmen herumgewuselt bin und auch das Lager immer wieder aufgeräumt habe, hat man mich im Unternehmen gekannt. Ich habe da auch gelernt und insgesamt vier Lehrabschlussprüfungen und zwei Meisterprüfungen (Konzessions- und Befähigungprüfung) abgelegt. Dadurch konnte man mir ein x nicht für ein u vormachen (lacht).

Ein Stück weit musste ich in meiner Sprache vermännlichen, das wieder zu beseitigen versuche ich noch heute.

Ecoquent Positions: Sie bilden auch Lehrlinge aus?

Heide Zeiringer: Ja, derzeit beschäftigen wir acht Lehrlinge.

Ecoquent Positions: Sind unter den Lehrlingen auch junge Frauen? Was geben Sie denen als guten Rat mit auf den Berufsweg?

Heide Zeiringer: Seit dem Vorjahr haben wir endlich eine junge Frau. Ich weiß schon bei der Einstellung, ob diese Frau geeignet sein wird oder nicht. Sie muss überzeugt sein von sich selbst und von dem was auf sie bei dieser Berufswahl zukommen kann.

Ecoquent Positions: Sie installieren, so ist zu lesen, seit einigen Jahren in keinem Neubau mehr Ölheizungsanlagen. Ein Schritt, der welchen konkreten Auslöser hatte?

Heide Zeiringer: Es sind die vielen Kriege, die um das Öl geführt werden, und auch die Katastrophen, die beim Transport passieren. Obendrein leben wir in der waldreichsten Region Österreichs.

Ecoquent Positions: Haben Sie diese unternehmerische Entscheidung jemals bereut – ökologisch oder ökonomisch betrachtet?

Heide Zeiringer: Ökologisch – nein, ökonomisch – ja.

Ecoquent Positions: Würden Sie sich dennoch wieder genauso für die Natur entscheiden?

Heide Zeiringer: Ja, ich würde mich wieder dafür entscheiden.

Heide Zeiringer

Ecoquent Positions: Sie sind eine Naturinstallateurin – was hat es damit auf sich?

Heide Zeiringer: Holz und Sonne sind Natur und unsere Heizungen funktionieren nur damit.

Ecoquent Positions: Aus der Rückschau: War es schwer, einen klassischen Installationsbetrieb in einen nachhaltigen umzugestalten? Gab es bemerkenswerte Hürden – und falls ja, welche war die höchste?

Heide Zeiringer: Ja, als ich das verkündete (2003), dass wir das ab 2005 vorhaben, wurden wir für verrückt erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war auch Öl noch sehr billig und 80 Prozent unserer Kunden waren Ölheizungskunden.

Großen Widerstand gab es auch bei den eigenen MitarbeiterInnen, da sie um die Existenz des Unternehmens fürchteten. Nicht ganz unbegründet. Sehr viel interne Arbeit und Aufklärungsarbeit bei unseren Kunden war notwendig.

Ecoquent Positions: Ihr Betrieb hat sich auf solarthermische Lösungen spezialisiert. Warum?

Heide Zeiringer: Es ist die einzige ausgereifte Form der Energiegewinnung, die leist- und speicherbar ist.

Ecoquent Positions: Wie ist denn aus Ihrer praxisnahen Sicht auf den Heizungsmarkt die aktuelle Lage? Was wollen Verbraucher und womit sind sie zufrieden zu stellen, wenn’s ums Heizen von Raum und Wasser geht?

Heide Zeiringer: Leider nehmen die Wärmepumpen überhand, und keiner will bemerken, was hier gemacht wird. Wir stellen wieder auf Stromheizungen um, der genau dann nicht umweltfreundlich produziert werden kann, wenn er am meisten benötigt wird.

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Ansonsten zieht alles was billig ist, leider leben wir noch immer in der „Geiz-ist-Geil-Zeit“.

Ecoquent Positions: Wer sich eine solarthermische Anlage ins Haus holt, hat sich mit Größen wie solarer Deckungsgrad und Systemnutzungsgrad hoffentlich beschäftigt. Was sagen Sie Ihren Kunden, wenn die möglichst Höchstwerte aus der Sonne beziehungsweise ihrer Solaranlage zapfen wollen?

Heide Zeiringer: Teilweise sind die Menschen vorinformiert, teilweise nicht, dann machen das meine bestens ausgebildeten Techniker. Wir sagen auch ganz klar, dass sich Solaranlagen, die nur für die Erzeugung von warmem Trinkwasser gedacht sind, nicht amortisieren werden. Erst bei der heizungsunterstützten Installation rechnet sich eine Solaranlage. Wesentlich dafür ist der Winkel der Anlage zur Sonne. Diese muss auf die Wintersonne ausgerichtet werden, je rechtwinkeliger zur Sonne die Anlage ausgerichtet wird, desto ertragreicher ist die Anlage.

Ecoquent Positions: Und wie steht es in Ihrer Region um Sonnenhäuser? Ist das Konzept gefragt?

Heide Zeiringer: Mir ist das System Sonnenhaus bekannt, ich habe aber noch keinen Baumeister gefunden, der dies mit mir aktiv umsetzen möchte.

Ecoquent Positions: Für uns immer wieder von großem Interesse, wenn wir Handwerker wie Sie aus der Praxis befragen können: Was ist gerade Trend, welche Anlagentypen oder Kollektorentypen (Flachkollektoren oder Vakuumröhrenkollektoren) machen das Rennen auf den Dächern in der Steiermark?

Heide Zeiringer: Zur Zeit sind thermische Solaranlagen nicht sehr gefragt, da Photovoltaik (PV) stark gefördert wird. Leider wird dabei nicht bedacht, dass diese Energie noch nicht leistbar gespeichert werden kann. Das zieht nach sich, dass viele Menschen mit dem Gedanken spielen, sich wieder Stromheizungen zuzulegen. Ebenso wird verstärkt Warmwasser mit Strom erzeugt. Auch ist ein klarer Trend Richtung Wärmepumpen zu sehen, sogar Luft–Wasser-Wärmepumpen werden wieder ein Thema. Wenn thermische Solaranlagen gebaut werden, dann sind das meist Flachkollektoren, ich schätze zu 80 Prozent.

Ecoquent Positions: Die letzte Frage, liebe Frau Zeiringer, was wünschen Sie sich für die unternehmerische Zukunft?

Heide Zeiringer: Ich würde mir grundsätzlich ein anderes Wirtschaftssystem wünschen … Das ständige Streben nach Gewinnmaximierung und Steigerungen macht uns doch alle kaputt. Ein Beispiel dafür wäre für mich die Gemeinwohlökonomie. Ich werde eine mögliche Umsetzung nicht mehr erleben, vielleicht aber Ihr drei Monate altes Baby (lacht).

Ecoquent Positions: Wir wünschen Ihnen weiterhin nachhaltigen Erfolg! Vielen Dank, dass Sie sich unseren Fragen so offen und ehrlich gestellt haben, Meisterin Zeiringer!

Fotos (2): Heide Zeiringer