Energiewendebarometer 2023

KfW-Energiewendebarometer 2023: 9 von 10 Haushalte stehen hinter der Energiewende

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Die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, veröffentlichte Anfang September ihr Energiewendebarometer 2023. Das wichtigste Ergebnis: Neun von zehn Haushalten (88 Prozent; Vorjahreswert: 89 Prozent) stünden demnach weiter hinter dem Projekt Energiewende. Trotz der Herausforderungen und Unsicherheiten des vergangenen Jahres genieße die Energiewende damit weiterhin überaus hohen Rückhalt in der Bevölkerung. Die haushaltsrepräsentative Befragung für das KfW-Energiewendebarometer lief von Dezember 2022 bis April 2023. 

Weitere wichtige Ergebnisse vom Energiewendebarometer 2023

  • 13 Millionen deutsche Haushalte nutzen Energiewendetechnologie – die Top 3: Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und Solarthermie-Anlagen
  • 60 Prozent der Haushalte spüren Kostendruck bei Wärme und Strom.
  • Häufigstes Hindernis für Investitionen in Energiewendetechnologien: wirtschaftliche Gründe.

Die Menschen in Deutschland würden auch in diesem Jahr die Auswirkungen des Klimawandels spüren – Temperaturrekorde, Hitze- und Dürreperioden oder Extremwetterereignisse, erklärt die KfW in ihrer zugehörigen Pressemeldung.

Zugleich würden die geopolitischen Entwicklungen der letzten eineinhalb Jahre zeigen, wie riskant eine einseitige fossile Energieversorgung nicht nur für das Ziel der Klimaneutralität, sondern auch für die Energieversorgungssicherheit sei. Gestiegene Energiepreise machten dabei einerseits energetische Maßnahmen attraktiver, schränkten andererseits aber auch die Investitionsspielräume der Menschen ein.

Die Nutzung von Energiewendetechnologien habe sich innrhalb der Jahresfrist ausgeweitet. Fast jeder dritte Haushalt in Deutschland (32 Prozent; Vorjahr: 29 Prozent) sei bereits ein „Energiewender“ und nutze mindestens eine entsprechende Technologie. In absoluten Zahlen seien das rund 13 Millionen Haushalte – und damit 1,2 Millionen mehr Haushalte als im Vorjahr. Vorreiter seien dabei einkommensstarke Haushalte (42 Prozent im obersten Einkommensquartil), aber die einkommensschwächeren würden laut der KfW allmählich aufholen: 25 Prozent im untersten Einkommensquartil.

Am häufigsten: Photovoltaik, Umweltwärme (Wärmepumpen), Solarwärme (Solarthermie)

Am häufigsten genutzt würden dem KfW-Energiewendebaromter zufolge  aktuell

  1. Photovoltaik-Anlagen (12 Prozent; Vorjahr: 9 Prozent),
  2. Wärmepumpen (10 Prozent; Vorjahr: 9 Prozent) und
  3. Solarthermie-Anlagen (10 Prozent; Vorjahr: 10 Prozent).

Ein Elektroauto sei in 6 Prozent (5 Prozent) der Haushalte vorhanden. Die Anschaffung einer Energiewendetechnologie im laufenden Jahr hätten sich demnach 7 Prozent der Haushalte vorgenommen. Am häufigsten seien dabei PV-Anlagen (7 Prozent) und Batteriespeicher (6 Prozent) geplant. Bei den Elektroautos zeichnet sich ebenfalls eine Zunahme ab: 3 Prozent der Haushalte wollen 2023 eines anschaffen. Der relative Zuwachs sei bei den Elektroautos mit plus 50 Prozent sogar am größten.

Die Ergebnisse vom KfW-Energiewendebarometer würden zeigen, dass die Menschen auch in Zeiten hoher Energiekosten der Energiewende eine sehr große Zustimmung entgegenbringen und viele von ihnen sich aktiv daran beteiligen wollen. Das sagte Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, gegenüber der Presse

Ihr zufolge sei das auch zentral, denn die privaten Haushalte würden fast 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantworten und Deutschland brauche sie für das Gelingen der Transformation. Nun gehe es darum, die positive Einstellung und Akzeptanz zu erhalten – und noch mehr Haushalte für die erforderlichen Maßnahmen und Investitionen zu gewinnen.

3 Hemmnisse der Energiewende in Deutschland

Frage man nach den Hindernissen für die Umsetzung einer Energiewendemaßnahme, so würden am häufigsten wirtschaftliche Gründe genannt. 41 Prozent der Immobilieneigentümer:innen gäben an, sich die Investition nicht leisten zu können (diese Daten werden laut der KfW nicht jährlich erhoben, Vorwert 2021: 29 Prozent). Der Anstieg dieses Sanierungshemmnisses zeige sich über verschiedene Maßnahmen hinweg – von der Dämmung über den Einbau von Fenstern bis hin zur Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage.

Die Vermutung, dass sich die Investition nicht lohne, hätten 39 Prozent als Hindernis geäußert.

Auf Rang 3 rangierte mit 27 Prozent die mangelnde Verfügbarkeit von Handwerkern.

Die hohe Bedeutung finanzieller Gründe für das Ausbleiben von Energiewendeinvestitionen dürfte die gesunkenen finanziellen Spielräume vieler Haushalte infolge gestiegener Energiekosten beziehungsweise des generell gestiegenen Preisniveaus widerspiegeln, sowie auch die stark gestiegenen Baukosten.

Der aktuellen Befragung von KfW Research zufolge würden 60 Prozent der Haushalte bei der Wärme- und Stromversorgung einen großen oder sehr großen Kostendruck spüren (Vorjahr: 50 Prozent).

Haushalte mit Gas- und Ölheizungen lägen allerdings über dem Durchschnitt, Haushalte mit Wärmepumpe und Holzpelletheizung hingegen deutlich darunter.

Rund 70 Prozent würden von weiter steigenden Heizkosten ausgehen; über 20 Prozent der Haushalte seien diese zum Befragungszeitpunkt bereits angekündigt worden.

Die Haushalte reagierten unterschiedlich auf die gestiegenen Heizkosten. Dabei würden die Anpassungsmaßnahmen in Haushalten, die mit fossiler Energie heizten, häufiger genannt als in solchen, die mit klimafreundlichen Technologien heizten. Am häufigsten berichten die Haushalte, weniger heizen (70 Prozent) und weniger Warmwasser verbrauchen zu wollen (55 Prozent). Jeder dritte (36 Prozent) Haushalt habe angegeben, an anderer Stelle zu sparen, um die höheren Heizkosten bezahlen zu können.

Viele Eigentümer:innen zögen eine energetische Sanierung in Erwägung. Fast ein Drittel habe angegeben, darüber nachzudenken.

Unter den Mieter:innen hätten übrigens immerhin 13 Prozent der Haushalte ihre Vermieter:innen auf eine energetische Verbesserung der Immobilie angesprochen. Und fast zwei Drittel der befragten privaten Vermieter:innen (64 Prozent) sähen auch selbst aktuell oder in den kommenden 10 Jahren einen Sanierungsbedarf bei ihrer vermieteten Immobilie. Immerhin 26 Prozent dieser Vermieter:innen mit Handlungsbedarf hätten sogar angegeben, bereits für das laufende Jahr Dämmmaßnahmen oder den Austausch der Heizung zu planen.

Über das Energiewendebarometer 2023

Das KfW-Energiewendebarometer ist nach Angaben der KfW eine jährliche, repräsentative Umfrage bei etwa 4.000 Haushalten in Deutschland. Es gebe Aufschluss über die Einstellung der Haushalte zum Thema Energiewende, ihre Ausstattung mit und geplante Anschaffungen von Energiewendetechnologien. Zudem würden Daten zur Motivation und zu Hemmnissen bei der Anschaffung dieser Technologien erhoben. Mit der Durchführung der Umfrage habe KfW Research das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH beauftragt. Die Befragung für das aktuelle KfW-Energiewendebarometer 2023 sei von Dezember 2022 bis April 2023 gelaufen.

Foto: Paradigma