Waldsterben Studie Schwarzwald

Langzeitstudie belegt noch nie dagewesenes Waldsterben

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Deutschlands Bäume sterben in einem nie dagewesenen Ausmaß. Das belegt eine aktuelle Langzeitstudie mit dem Titel “Klimabedingtes Baumwachstum und -mortalität im Schwarzwald – Langzeitbeobachtungen”, die Anfang August veröffentlicht wurde. Zugleich macht die Studie den Klimawandel dafür verantwortlich. Wir stellen euch die Studienergebnisse zum Waldsterben hier näher vor. 

Noch nie seien  so viele Bäume abgestorben. Das sagte Heinrich Spiecker von der Universität Freiburg gegenüber der Online-Ausgabe der Tagesschau. Er ist demnach Experte für Waldwachstum und veröffentlichte Anfang August 2023 gemeinsam mit seinem Kollegen Hans-Peter Kahle die Ergebnisse einer Langzeitstudie über das Baumsterben (Mortalität) im Schwarzwald veröffentlicht.

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Über die Langzeitstudie zum Baumwachstum und Baumsterben im Schwarzwald

Die aktuelle Studie beschreibe laut Spiecker und Kahle das klimabedingte  Baumwachstum und Baumsterben im deutschen Schwarzwald.

Die Aussagen zum Waldsterben beruhten demnach auf einer 68-jährigen konsistenten Datenreihe, die die jährliche Sterblichkeit aller Bäume dokumentiere, die auf einer Waldfläche von fast 250.000 Hektar (ha) wachsen würden. Die Studie schließe eine Baumsterblichkeit infolge von

  • Sturm,
  • Schnee und Eis
  • sowie Feuer

aus.

Die Abfolge der verbleibenden Sterblichkeit, der sogenannten “ausgetrockneten Bäume”, sei in der Studie analysiert und mit der Abfolge des klimatischen Wasserhaushalts während der Vegetationsperiode und dem jährlichen radialen Wachstum der Fichte im Schwarzwald verglichen worden. Gut zu wissen: Die jährliche radiale Wachstumsreihe umfasse 121 Jahre und die klimatische Wasserhaushaltsreihe 140 Jahre. Diese einzigartigen Zeitreihen ermöglichten eine quantitative Abschätzung dazu, wie sich Dürre und Hitze auf das Wachstum und die Sterblichkeit von Waldbäumen auf regionaler räumlicher Skala auswirkten.

Waldsterben
Auch im Harz sterben die Fichten en masse. Laut der Tagesschau online sind dort bereits zwei Drittel des Fichtenbestandes tot.

Die Ergbnisse der Studie zum Waldsterben

Laut Spiecker würden

  • Witterung (und damit der Wasserhaushalt)
  • und Sterberate

sehr eng zusammenhängen, schreibt die Tagesschau online und verweist auf ein Gespräch Spieckers mit dem SWR:

  • Hohe Temperatur und geringer Niederschlag würden demnach  die Sterberate fördern,
  • während geringe Temperatur und hoher Niederschlag dagegen die Vitalität der Bäume steigern würden.

Eine Folge des Klimawandels ist, dass die für die Bäume todbringende Kombi von Hitze und Trockenheit auch in Deutschland über immer längere Zeiträume alltäglich werden wird. Der Tagesschau gegenüber sagte Spiecker, dass normalerweise etwa zwei bis fünf Prozent der Bäume absterben würden. In den vergangenen Jahren seien es ihm zufolge jedoch vierzig Prozent gewesen.

Dies gebe Anlass zur Sorge, dass diese Wälder als Reaktion auf die erwartete zukünftige Erderhitzung und Dürre zunehmend anfällig würden – und das selbst in Umgebungen, die gemeinhin nicht als wasserarm gelten, wie im Schwarzwald, wo die klimatische Wasserbilanz von fünf aufeinanderfolgenden Sommern in den letzten 140 Jahren nie negativ gewesen sei, schreiben die Studienautoren Spiecker und Kahle.

Klimawandel_Waldsterben_Harz
Wohiin man im Harz schaut – hier ein Ausblick auf den Wald auf dem Weg zur Brockenspitze – unzählige tote Fichten.

So hohe Sterberate wie nie zuvor!

Man könne das aktuelle Waldsterben auch nicht mit dem Waldsterben in den 1990er Jahren vergleichen, erklärte Spiecker weiter. Damals seien Schadstoffe in der Luft dafür verantwortlich gewesen. Und  “als wir zum Ende des letzten Jahrhunderts über das Waldsterben gesprochen haben, da waren es maximal zehn oder zwölf Prozent. Also mit anderen Worten: So hohe Sterberaten wie heute haben wir bisher noch nicht erlebt.”

Und dann sei da ja noch der Borkenkäfer. Er gebe den schwächlnden Bäumen den Rest, schreibt die Tagesschau online.

In heiß-trockenen Zeiten, die die Bäume stressten und anfällig machten, würden Insekten wie der Borkenkäfer von der Schwäche der angeschlagenen Bäume profitieren und sich durch die Rinde fressen. Dabei würden sie die Zufuhr der Nährstoffe stören, die über die Wurzeln bis hin zu den Blättern in sogenannten Saftstromleitungen strömten.

Wichtig: Die Studie konnte belegen, dass auch dieses Phänomen kausal mit dem Klimawandel zusammenhängt: In heiß-trockenen Perioden hätten sich die Populationen der Borkenkäfer stärker ausbreiten können und so das Baumsterben beschleunigt.

Ist der deutsche Wald noch zu retten?

Bleibt die Frage, ob unser Wald hoffnungslos verloren ist.

Derzeit verfolgt die Waldrettung zwei Ansätze:

  1. Der Wald regeneriert sich von selbst. Demnach müsst der alte Bestand absterben, bevor sich hitzeresistente(re) Arten durchsetzen würden.
  2. Der von Waldexperte Spiecker favorisierte Ansatz ist dagegen der Waldumbau. Demnach sollten bestimmte Baumarten gepflanzt, den Bäumen mehr Wuchsraum und Platz eingeräumt und Mischbestände gfördert werden. Dazu müssten auch Baumarten aus anderen Regionen der Welt eingeführt werden, sagte Spiecker laut der Tagessschau online weiter.

Zugleich habe der Waldexperte darauf hingewiesen, dass das menschliche Wissen zum Waldwachstum begrenzt und mit vielen Unsicherheiten behaftet sei. Deshalb sei heute noch völlig ungewiss, wie und ob der Wald zu retten sei.

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Foto: Doreen Brumme