NOAA 2020 Temperaturrekord in Europa

Temperaturrekorde: 2020 bislang wärmstes Jahr in Europa

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Die Rekorde fallen. Jedes Jahr, das ins Land geht, bricht den vom Vorjahr aufgestellten Rekord. Leider sind es Temperaturrekorde, von denen wir hier sprechen. Und darüber sprechen müssen wir. Noch mehr. Noch lauter. Das Online-Magazin Scinexx veröffentlichte heute erneute Rekordtemperaturen für Europa, ausgegeben von der NOAA, der US-amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde. Und die Messwerte, ihr Lieben, belegen eine Erwärmung in Europa, die es so bislang noch nicht gab. Es ist ernst. Sehr ernst.

Gefühlt prasseln tagtäglich so viele neue Zahlen und Fakten zum Klimawandel auf uns ein, dass es durchaus passieren kann, dass uns die dramatische Gewichtigkeit der einzelnen Daten oder die Daten gar ganz unserer Aufmerksamkeit entgehen. Das ist menschlich. Das ist verständlich. Das kann mit den frisch von der US-amerikanischen Wetterbehörde NOAA (“National Oceanic an Atmospheric Administration”) gelieferten Messwerten der Fall sein. Doch die Temperaturrekorde sind äußerst besorgniserregend. Und deshalb besprechen wir sie hier und heute ausführlich.

Temperaturrekorde: Europa erlebt 2020 sein bislang wärmstes Jahr seit Beginn der Messungen

Mit 1,07 Grad Celsius (°C) Erwärmung überträfen die Temperaturen laut NOAA sogar die im El-Nino-Jahr 2016, schreibt Scinexx. In Europa sei sogar das gesamte bisherige Jahr 2020 wärmer als alle früheren Achtmonatsmittel – die Temperaturen lägen demnach um 2,08 °C über dem Langjahresmittel.

Diese Temperaturrekorde verweisen die Werte der vergangenen Jahre erneut auf die Plätze. Schon Anfang des Jahres meldetet die NOAA, das 2019 das wärmste Jahr in Europa gewesen sei. Im Scinexx-Bericht ist zudem zu lesen, dass bereits im Jahr 2019 die Ozeane einen neuen Wärmerekord einfuhren. Und, dass die fünf letzten Jahre die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen seien.

Im Februar dieses Jahres maßen Forscher am Südpol neue Temperaturrekorde und die Emissionen von Treibhausgasen wie Methan und CO2 steigen weiterhin an. Momentan folge die Welt dem dramatischsten der möglichen Szenarien, dem sogenannten Worst-Case-Szenario (RCP 8,5) der Klimaprognosen, die uns der Weltklimarat IPCC vor 15 Jahren ausmalte. RCP wird auch das Katastrophen-Szenario genannt.

Das Jahr 2020 bricht schon jetzt in vielen Regionen Wärmerekorde. © NOAA NCEI

Nordhalbkugel erlebt 2020 den wärmsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen

Laut Sinexx hätten Klimaforscher der US-amerikanischen Meeres- und Atmosphärenforschungsbehörde NOAA jetzt eine Klimabilanz der ersten acht Monate des Jahres 2020 veröffentlicht. Und auch diese folge dem Trend: Den Wissenschaftlern zufolge sei der Sommer 2020 – gemeint seien die drei Monate Juni, Juli und August – für die Nordhalbkugel der wärmste je gemessene Sommer überhaupt. Die Mitteltemperaturen hätten in diesen Monaten 1,17 Grad über dem Langjahresmittel des 20. Jahrhunderts gelegen. Auch der gerade vergangene Monat August hätte demnach mit 1,16 Grad über dem Mittel den bisherigen Rekordhalter vom Jahr 2016.

Besonders hoch (siehe Grafik oben) seien laut der NOAA die Sommertemperaturen

  • in Teilen der USA,
  • im Osten Kanadas,
  • im Norden Russlands
  • und im nördlichen Pazifik.

Dort hätten die Temperaturen um rund 2 °C über dem Langjahresmittel gelegen. Die Ozeane der Erde hätten demzufolge im August 2020 den zweitwärmsten Wert seit 141 Jahren erreicht, obwohl sich eine La-Nina anbahne – eine Phase anomal kalter Oberflächentemperaturen im tropischen Pazifik. Nur im El-Nino-Jahr 2016 wären die Meere noch wärmer als 2020 gewesen.

Auch Südhabkugel erlebt 2020 wärmste Winter seit Aufzeichnungsbeginn

Und wie sieht es auf der Südhalbkugel unserer Erde aus? Auch dort sei es in den vergangenen drei Monaten Juni bis August anormal warm gewesen, schreibt Scinexx: Neuseeland und Westaustralien hätten ihren wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt.

2020 erreicht Temperaturrekorde in Europa und Asien

Für Europa sei das Jahr 2020 bereits nach acht Monaten als das das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen zu bewerten. Von Januar bis August hätten die Temperaturen mit im Schnitt 2,08 °C über dem Mittel, das Rekordjahr 2018 von Platz 1 verwiesen. Doch auch in Asien sei es im laufenden Jahr wärmer als je zuvor, die Temperaturen hätten dort 2,38 °C über dem Langjahresmittel gelegen. Besonders warm sei es laut NOAA in Teilen Südost-Chinas und im Norden Asiens gewesen.

Bilanz 2020
Vergleich der bisherigen Temperaturen für 2020 mit den bisherigen Rekordjahren. © NOAA NCEI

Neue Rekordwerte meldeten die Forscher darüberhinaus auch für Nordafrika, Mittelamerika und den Norden Südamerikas sowie den Atlantik, den Indischen und den Pazifischen Ozean. Insgesamt hätten die globalen Meeres- und Landtemperaturen für das Jahr 2020 bislang bei 1,03 °C über dem Mittel des 20. Jahrhunderts gelegen. Damit sei 2020 global gesehen bisher das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Rekordhalter sei bis heute nur das El-Nino-Jahr 2016.

Die Klimaforscher seien sich schon jetzt sicher, dass auch das Jahr 2020 unter den fünf wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen landen werde.

Erderwärmung ist in vollem Gange – was tun?

Angesichts dieser Rekordwerte wächst unsere Sorge um das Klima und uns mittendrin. Auch das ist verständlich, weil menschlich. Doch wir sind dem ja nicht hilflos ausgeliefert. Die Zahlen belegen eine Entwicklung, die wir beeinflussen können. Jeder einzelne von uns kann dazu etwas leisten. Mit seiner Stimme im politischen Diskurs, mit seiner Hand beim Einkaufen.

Bei einem Thema wie der Erderwärmung liegt es nahe, über die Knöpfe nachzudenken, die sich in Sachen Wärme durchaus drehen lassen. Immerhin ist die Wärmeerzeugung zum Raum- und Warmwassererwärmen in privaten Haushalten das Ding, was am meisten kostet – an Energie, an Energiekosten, an CO2-Emissionen. Sparen heißt, die großteils noch immer fossilen Heizungen auszutauschen: gegen Wärmeerzeuger, die Heizwärme aus erneuerbaren Energien erzeugen, darunter Umweltwärme und Soalrwärme.

Umdenken und uns umgewöhnen müssen wir uns wohl auch hinsichtlich unseres Wärmebedarfs. Doch das diskutieren wir ein andermal. Bis dahin!

Grafiken: NOAA