Heizungsmodernisierung: 10-Punkte-Plan soll Wärmewende beschleunigen

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Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) überreichten dem Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (auf dem Titelfoto in der Mitte) zu Wochenbeginn einen 10-Punkte-Plan für mehr Tempo bei der Heizungsmodernisierung. Wir zeigen euch, welche 10 Punkte die Wärmewende im Heizungskeller beschleunigen sollen.

Der Präsident des BDH, Jan Brockmann (auf dem Titelfoto rechts), wies bei der Übergabe vom “10-Punkte-Plan für mehr Tempo bei der Heizungsmodernisierung”  daraufhin, dass die Heizungsindustrie für das Jahr 2023 mit deutlich über einer Million abgesetzten Wärmeerzeugern im deutschen Markt zwar ein historisch gutes Ergebnis erwarte, dies jedoch nur eine Momentaufnahme sei – geprägt von Vorzieh- und Sondereffekten.

Tatsächlich seien die Verbraucher:innen wegen der langwierigen und öffentlich geführten Debatte rund um das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) nachhaltig verunsichert (wir berichteten mehrfach).

Zudem sorge die allgemeine wirtschaftliche Situation für Zurückhaltung bei Heizungsmodernisierungen.

Entsprechend erwarte ein Großteil der im BDH organisierten Unternehmen für das erste Quartal 2024 laut einer internen Verbandsumfrage eine deutliche Marktabschwächung. Das belegen auch die stark rückläufigen Förderanträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).

Wärmepumpenmarkt erfüllt Erwartungen nicht  

Insbesondere beim politisch forcierten Hochlauf von Wärmepumpen äußerten die beiden Präsidenten Kritik gegenüber dem Minister, heißt es in der gemeinsamen Pressemeldung von BDH und ZVSHK:

Das SHK-Fachhandwerk habe mit einem immensen Tempo die Qualifizierung der Fachkräfte vorangetrieben und Projekte zur Prozessoptimierung angeschoben.

Mehr als 80 Prozent der Heizungsbaubetriebe sind wärmepumpenfit

Wie eine aktuelle Umfrage der Handwerksorganisation unter ihren Mitgliedsbetrieben ergeben habe, seien mittlerweile mehr als 80 Prozent der Heizungsbaubetriebe in der Lage, eine Wärmepumpe zu installieren. Das Handwerk stehe bereit, die Heizungskeller der Republik klimaneutral zu machen, sagte ZVSHK-Präsident Michael Hilpert weiter.

Wanted: Attraktive Förderkulisse

Hilpert betont, dass dafür aber die bestehende Verunsicherung der Kund:innen abgebaut werden müsse: mit klaren und nachhaltigen Förderzusagen. Was fehle sei jetzt vor allem eine verlässliche Förderkulisse, die genug Anreiz biete, jetzt in Klimaschutz zu investieren und nicht abzuwarten, sagte Michael Hilpert.

Dies bestätigte auch BDH-Präsident Jan Brockmann: Die Heizungsindustrie habe ihm zufolge große Investitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten getätigt, um den Wärmepumpenhochlauf möglich zu machen. Nun sei die Politik am Zug, eine attraktive Förderung anzubieten, andernfalls sei auch die Kontinuität der industriellen Produktion klimaneutraler Heizungslösungen gefährdet. Sollte die Politik hier nicht schnellstens nachsteuern, werde das politisch gesteckte Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 deutlich verfehlt.

Zentrale Forderung der beiden Verbände im vorgelegten 10-Punkte-Plan ist folgerichtig die Anhebung der maximal förderfähigen Investitionskosten. Die neue Förderkulisse dürfe keine Ver­schlechterung gegenüber der bestehenden Förderung darstellen. Daher sei die Ankündigung der Kürzung der för­derfähigen Investitionskosten für die Heizungsmodernisierung von 60.000 auf 30.000 Euro unbedingt zu revidieren und auf mindestens 45.000 Euro anzuheben.

10-Punkte-Plan für mehr Tempo bei der Heizungsmodernisierung

Das steht im 10-Punkte-Plan für mehr Tempo bei der Heizungsmodernisierung

Der 10-Punkte-Plan für mehr Tempo bei der Heizungsmodernisierung, der Dr. Robrt Habeck überreicht wurde, nennt kurz & bündig 10 Punkte, mit denen sich die Wärmewende hierzulande beschleunigen lässt:

  1. Anheben der maximal förderfähigen Investitionskosten im BEG für die erste Wohneinheit auf mindestens 45.000 Euro pro Modernisierungsfall.
  2. Gewährung eines erhöhten Geschwindigkeitsbonus von 30 Prozent mit einer konstanten Degression von 3 Prozentpunkten ab dem Jahr 2025, auch für nicht selbstgenutztes Wohneigentum sowie für Gasheizungen, die ein Alter von 20 Jahren noch nicht erreicht haben.
  3. Berücksichtigung und Anrechnung aller notwendigen Investitionen für den Einbau und den effizienten Betrieb neuer Heizungen in den förderfähigen Investitionskosten, insbesondere auch energieeffiziente Pumpen, Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie dezentrale KWK.
  4. Förderung von kompakten Hybridwärmepumpen und Effizienzmaßnahmen wie Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung und Pumpentausch (BEG EM) sowie Streichung der Kombinationspflicht für Biomasseheizungen als Fördervoraussetzung.
  5. Sofortige Umsetzung der BEG-Förderkulisse mit Wahlmöglichkeit für die Haushalte zwischen altem und neuem Förderregime.
  6. Im Havariefall auch nachträgliche und unbürokratische BEG-Antragstellung ermöglichen („Speed-Antragsverfahren“).
  7. Zinsgünstiges GEG-Investitionsprogramm der KfW, insbesondere auch für Rentner und finanziell schwächere Haushalte (Leasing 150 Euro pro Monat für die klimaneutrale Heizung).
  8. Solange keine verbindliche kommunale Wärmeplanung vorliegt, müssen ab 1. Januar 2024 Rechtssicherheit und Bestandsschutz für die dezentrale Heizungsmodernisierung garantiert werden. Kein Zwang zur Nachjustierung, sondern bundesweite Aufklärungsarbeit, damit Investitionen nicht bis zur Umsetzung kommunaler Wärmepläne aufgeschoben werden.
  9. Entlastung der Wärmepumpentarife von staatlichen Preisbestandteilen mit Absenken des Mehrwertsteuersatzes auf 7 Prozent, eine dauerhafte Reduktion der Energiesteuer auf das europarechtliche Minimum und die Einführung lastvariabler Tarife in Verbindung mit dem Smart Meter Rollout.
  10. Beseitigung von fachlichen und administrativen Hemmnissen beim Anschluss von Wärmepumpen an das Stromnetz, sodass auch Heizungsbauer:innen mit Zusatzqualifikation Wärmepumpen an das Netz anschließen können.

Foto: BDH und ZVSHK (v.l.n.r.: Michael Hilpert, Präsident ZVSHK, Dr. Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Jan Brockmann, Präsident BDH