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Jetzt ist Entfesselung der 3 E ist angesagt: Einsparen – Effizienz – Erneuerbare

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Der russische Energiekonzern Gazprom hat den Gashahn weiter zugedreht und die Erdgas-Lieferungen nach Europa deutlich reduziert. Der deutsche Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck und der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnen vor Preissteigerungen und rufen die deutschen Verbraucher zum Energiesparen auf. Angesichts dessen fordert der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) einen Booster für Erneuerbare Wärmetechnologien und damit das Entfesseln der 3 E.

Energiesparen und Effizienz seien wichtige und richtige Pfeiler, um den Verbrauch an importierten Energien, allen voran fossiles Erdgas aus Russland, zu drosseln. Dazu zählten Appelle an die Bevölkerung ebenso wie ein umfassendes Beratungsangebot, Förderung, aber auch Ordnungsrecht. Hier müsse auch die Wärmewende – weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energien – ansetzen, denn die Bedarfe an Wärme würden trotz Sparens weiterhin hoch sein. Das schreibt der BEE in seiner zugehörigen Pressemeldung. Die gute Nachricht sei: Die Wärmetechnologien stünden zur Verfügung und müssten jetzt massiv in den Markt. Solarwärme (Solarthermie), Erdwärme und Umweltwärme könnten demnach sogar Energieträger-unabhängig genutzt werden. Fossile Heizkessel müssten – und könnten – so schnell wie möglich raus. Das sagt die BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter gegenüber der Presse

3 E entfesseln: Solarthermie und Co. jetzt boostern!

Boosterprogramme für Solarthermie und Umweltheizungen (Wärmepumpen) könnten demnach einen Teil des Wärmebedarfs vieler Haushalte decken. Allein mit dem Einsatz von Solarthermie-Anlagen in Ergänzung zur jungen Gasheizung ließe sich der Bedarf an Gaswärme in den kommenden zwei bis drei Jahren um bis zu 40 Prozent reduzieren.

Und die „Roadmap Wärmepumpe“ sehe Ausbauziele von drei Millionen installierten Wärmepumpen in den kommenden drei Jahren vor, sagte Dr. Peter weiter. Mit einem Ende der Deckelung der Biogaserzeugung im EEG könnten sofort fünf Prozent der russischen Gasimporte ersetzt werden. Die Silos der Landwirte seien noch vom letzten Jahr voll.

Mit der Vergärung der vorhandenen Gülle- und Abfallmengen und der Nutzung von Grünland und Biodiversitätsflächen ließe sich die Biogasproduktion in Deutschland perspektivisch sogar verdoppeln. Mittelfristig bestünde demnach ein Potenzial von 234 Terawattstunden (TWh), was 42 Prozent der Erdgasimporte entspreche. Trotzdem fehle der Bioenergie immer noch eine Anschlussperspektive.

Es sei nicht nachvollziehbar, dass in dieser Versorgungskrise fossiler Energieträger sogar ein Rückbau heimischer erneuerbarer Gaserzeugung drohe,

  • weil immer noch unnötige Hemmnisse im Genehmigungsrecht für Biogasanlagen bestünden,
  • die Umrüstung auf Gaseinspeisung unterbleibe
  • und die Flexibilitätsprämie nicht weiterentwickelt werde.

Wir hätten vor Ort Gaspotenziale, die jetzt genutzt werden müssten, fordert Dr. Peter.

Auch die Geothermie könne ihr zufolge einen großen Beitrag leisten, weil sie witterungsunabhängig lokale Energie liefere und wenig Fläche in Siedlungen belege. Allein die sogenannte Tiefe Geothermie könne mehr als ein Viertel des jährlichen deutschen Wärmebedarfes von über 300 TWh abdecken. Hierfür müssten jetzt die Weichen gestellt werden, fordert Dr. Peter.

Handwerkskapazitäten aufbauen ist Teil des Plans zur Entfesselung der 3 E

  • Mit dem Aufbau von Handwerkskapazitäten würden wir zudem die regionale Wertschöpfung stärken.
  • Mit der Privilegierung der Erneuerbaren Wärmeerzeugung im Baugesetzbuch würden Flächen für Solarthermie und Geothermie gesichert.
  • Und mit der Ausweitung der Schutzgüterabwägung auf Erneuerbare Wärme werde die Dekarbonisierung der Wärme mit Erneuerbaren Energien nicht länger hintenangestellt.

Weitere Vorschläge, auch mit Blick auf effiziente Gebäude, Wärmenetze und sozial verträgliche CO2-Preise habe der BEE jüngst in einem Maßnahmenkatalog zur Beschleunigung der Wärmewende veröffentlicht, erklärt Dr. Peter weiter. Die Kernforderungen des BEE aus dem Maßnahmenkatalog seien diese:

  • Verschärfen ordnungsrechtlicher Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes
    (GEG) im Rahmen der angekündigten Novellierung
  • Förderstopp für fossile Energieträger in der Bundesförderung Effiziente Gebäude
    (BEG) und eine klimazielkompatible Ausgestaltung der Förderung für Erneuerbare
    Wärme
  • grundlegende Umgestaltung des KWKG von einem Förderinstrument der Strom- und Fernwärmeerzeugung aus Erdgas hin zu einem Instrument der
    Treibhausgasreduzierung in Wärmenetzen auf Basis Erneuerbarer Energien
  • möglichst schnelles Inkrafttreten der Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW), wobei bereits einige Anpassungen vorgenommen werden sollten
  • Fortführen der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der
    Wirtschaft – Zuschuss und Kredit (EEW) mit Verbesserungen insbesondere für den Einsatz von geothermischer Wärme
  • Ausgestalten der Umlage des CO2-Preises auf die Mieter in der Weise, dass die
    Umlage Mieter schrittweise bis hin zum Erreichen treibhausgasneutraler Gebäude immer stärker beschränkt werde und die Beschränkung der Umlage auf die Mieter auf alle CO2-Kosten ausgeweitet werde;
  • Maßnahmen für den Aufbau der für den Erfolg der Wärmewende essentiellen
    Handwerkskapazitäten

Wir könnten heute die vielfältigen Erneuerbaren Technologien und heimischen Potentiale nutzen, um fossiles Gas zu vermeiden, Kosten zu senken, Versorgung zu sichern und das Klima zu schützen. Worauf warten wir?, fragte Dr. Peter abschließend.

Über den BEE

Der BEE bündele als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland nach eigenen Angaben die Interessen von 50 Verbänden und Unternehmen aus den Branchen der Wind-, Bio- und Solarenergie sowie der Geothermie und Wasserkraft. Zu seinen Mitgliedern im Wärmesektor würden demnach unter anderem der Bundesverband Wärmepumpe, der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband, der Bundesverband Solarwirtschaft, der Bundesverband Geothermie, der Fachverband Biogas und die im Hauptstadtbüro Bioenergie zusammengeschlossenen Verbände zählen. Der BEE vertrete auf diese Weise 30.000 Einzelmitglieder, darunter mehr als 5.000 Unternehmen, 316.000 Arbeitsplätze und rund 6,5 Millionen Anlagenbetreiber.

Foto: Paradigma