Minister Tarek Al-Wazir Hessen

Hesse uffpasse: Schodder fürs Häusje!

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Neues Förderprogramm zur Wärmewende in Hessen

Euer Haus steht in Hessen? Dann solltet ihr jetzt gut aufpassen: Das hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen hat gerade das “Sonderprogramm für Eigenheime – sanieren, sparen, Klima schonen” auf den Weg gebracht. Damit soll die energetische Sanierung von Wohngebäuden in Hessen beschleunigt werden. 25 Millionen Euro aus Steuermitteln für die Wärmewende in Hessen stellt die Hessische Landesregierung zur Verfügung. Alles Wissenswerte dazu steht hier.

Laut dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen unterstütze das Bundesland seine Bürger, Städte und Gemeinden sowie Unternehmen bereits mit einer Vielzahl an Beratungsangeboten und Fördermitteln dabei, Energie zu sparen. Insgesamt stelle das Land aktuell rund 24 Millionen Euro jährlich bereit, um Investitionen in die energetische Sanierung von Schulen, Rathäusern, Mietobjekten oder Wohnhäusern zu fördern. In den kommenden Jahren kämen mit dem „Sonderprogramm für Eigenheime“ aus dem „Neuen Hessenplan“ weitere 25 Millionen Euro für die Modernisierung von Wohngebäuden hinzu. Außerdem umfasse der „Neue Hessenplan“ die Eigenkapitalaufstockung des Landes bei der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt (NHW) über 200 Millionen Euro, mit der der Wohnungsbestand der NHW verstärkt energetisch saniert werden soll.
Als er gemeinsam mit Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA Hessen), das hessische Wärmeeffizienzpaket vorstellte, sagte Hessens Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne, siehe Titelfoto) gegenüber der Presse, dass mehr als 80 Prozent des Energieverbrauchs in hessischen Privathaushalten aufs Heizen und Warmwasser zurückgingen. Das bedeute, dass sehr viele Menschen zum Fenster rausheizen würden. Und genau das wolle die Landesregierung ändern.

3 x E – das steht in Hessen künftig für Einsparung, Effizienz, Erneuerbare

So seien erhebliche Effizienzsteigerungen im Wärmesektor nötig. Denn Energie, die nicht verbraucht werde, müsse gar nicht erst produziert werden und schone die Ressourcen, sagte Al-Wazir weiter (Wusstet ihr, dass das arabische Wort “al wazir” auf Deutsch “der Wesir” heißt, also: “der Ratgeber, Minister”? Der Mann wird seinem mehr als Namen gerecht!). Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sei dem Minister zufolge Kernbestandteil der Wärmewende in Hessen, aber am effektivsten sei die Kilowattstunde Wärme, die eingespart werde. Deshalb würden hier die drei E gelten:
  • Einsparung,
  • Effizienz
  • Erneuerbare
Ziel sei es, bis 2025 die Sanierungsquote von Wohngebäuden in Hessen von einem auf zwei Prozent im Jahr zu verdoppeln. Darum habe die hessische Landesregierung ein Wärmeeffizienzpaket für Hessens Häuser geschnürt, das die neue Bundesförderung (wir berichteten euch bereits davon) perfekt ergänze. Ganz neu sei das „Sonderprogramm für Eigenheime – sanieren, sparen, Klima schonen“ aus dem „Neuen Hessenplan“ sowie die sogenannte aufsuchende Energieberatung als neues Angebot für Städte und Gemeinden.

Wärmewende in Hessen: Nachholbedarf im Wohnungsbestand

Zu einer energieeffizienten Modernisierung eines Hauses oder eines Wohngebäudes gehöre neben dem Wärmeschutz auch die Wärmeversorgung. Bei vielen Gebäuden könnten bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs für die Heizung eingespart werden. Im Wohnungs- und Häuserbestand in Hessen würden bislang vor allem fossile Öl- und Gasheizungen genutzt, auch wenn deren Zahl rückläufig sei. Wärme aus erneuerbaren Energien mache im Bestand bisher jedoch nur wenige Prozent aus. Anders sei die Situation bei neuen Wohnungen und Häusern. Hier würden inzwischen in mehr als der Hälfte der neuen Wohngebäude (56 Prozent) erneuerbare Energien fürs Heizen genutzt. Die Hauptenergiequelle bei den Erneuerbaren seien Wasser- und Luftwärmepumpen. Seltener kämen Holz und Erdwärmepumpen zum Einsatz.

Strukturvergleich 2011 und 2019 fertiggestellter Wohngebäude und Wohnungen nach primären Energiequellen

Die Landesregierung sehe ganz deutlich, wo Nachholbedarf bei der Wärmewende in Hessen bestehe. Darum wolle sie diejenigen, die nicht nur ihren Geldbeutel, sondern auch das Klima schonen wollen, auf dem Weg von der ersten Beratung bis zum Einbau neuer Fenster und der Dämmung des Gebäudes begleiten, erklärte Al-Wazir. Hessen stocke im Wärmeeffizienzpaket zum einen Förderprogramme der KfW mit eigenen Mitteln auf und entwickele zum anderen ein Beratungsportfolio für alle, die über energieeffiziente Modernisierung nachdenken.
Ansprechpartnerin für die Wärmewende in Hessen sei die LEA Hessen, die seit Januar 2020 eigenständig arbeite. Ihr Geschäftsführer McGovern erklärte, dass die LEA im vergangenen Jahr 2020 allein in Hessen 300 Beratungsgespräche mit privaten Verbrauchern und 270 Beratungen von Kommunen und Unternehmen zu Fördermitteln geführt hätte. Dabei hätte die LEA die Erfahrung gemacht, dass Verbraucher mit konkreten Modernisierungsvorhaben auf sie zukämen. Die LEA-Beratung führe dann dazu, dass dank der Fördermittel ein höheres Niveau an energetischer Sanierung angestrebt werde.

Hessens neues Sonderprogramm ist Konjunkturprogramm für die Wärmewende

Al-Wazir sagte, dass er sich darüber freue, dass die Angebote so gut angenommen würden. Denn an der Wärmewende käme Hessen nicht vorbei. Sie sei notwendig, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Die hessische Regierung wolle es dabei allen so leicht wie möglich machen: Das neue Sonderprogramm für Eigenheime aus dem “Neuen Hessenplan” sorge demnach außerdem für Aufträge in den Büchern der einheimischen Handwerker: Davon profitiere also nicht nur das Klima, sondern auch die regionale Wirtschaft. NIcht zuletzt steige der Wert der Immobilie mit der energetischen Sanierung.
Allein für das Sonderprogramm seien bis 2022 insgesamt 25 Millionen Euro vorgesehen. „Wir stocken mit Landesmitteln die Förderung des Bundes auf, um die Investitionen in eine Modernisierung noch attraktiver zu machen“, sagte Al-Wazir. „Beim höchsten KfW-Standard werden damit in Hessen zukünftig bis zu 50 Prozent der Kosten für Wärmedämmung, neue Fenster, Heizung oder Lüftungsanlage übernommen.“ Die Beratung erfolge von der LEA Hessen, Anträge gebe es in Kürze bei der WIBank, der Förderbank des Landes Hessen.

Bis zu 50 Prozent der Modernisierungskosten als Zuschuss

Unter dem Motto „Komm, wir machen 50/50“ mache die LEA Hessen auf das neue Sonderprogramm aufmerksam. Das sei maßgeschneidert für Häuser, die rundum saniert werden sollen. Interessant sei das neue Sonderprogramm besonders für Erben und Hauskäufer von Immobilien aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren. Sie bekämen bis zu 50 Prozent der Modernisierungskosten als Zuschuss. Im Maximalfall sogar bis zu 60.000 Euro. Das sei  auch ökonomisch sehr attraktiv und senke den Energieverbrauch erheblich, erklärt McGovern.

Neue kostenfreie Impulsberatung

Gemeinsam mit der LEA Hessen habe das Energieministerium außerdem die sogenannte aufsuchende Energieberatung ins Leben gerufen. Sie sei im Herbst in Altenstadt und Marburg an den Start gegangen. Mit weiteren Städten und Gemeinden seien Vereinbarungen für 2021 bereits getroffen. „Das Prinzip ist einfach“, sagte McGovern: „Wir bringen die Energieberatung direkt in die Kommunen und zwar kostenfrei.“
Nachdem die hessischen Bürgermeister die Hauseigentümer angesprochen hätten, würde eine kostenfreie Initialberatung von neutralen und qualifizierten Energieberatern angeboten: vor Ort direkt am Objekt. Hierzu würden in den Kommunen bestimmte Quartiere ausgewählt, in denen die aufsuchende Energieberatung durchgeführt werde. „Das Ziel sei es, zu sensibilisieren und die Motivation zu einer energetischen Modernisierung zu steigern“, sagte der LEA-Geschäftsführer McGovern.
Aktuelle Entwicklungen zum neuen Sonderprogramm findet ihr auf der zugehörigen Internetseite.
Foto: (c) HMWEVW – Oliver Rüther